Die Podiumszeremonie nach dem Moto2-Rennen auf Phillip Island. Alex de Angelis nimmt seine Trophäe entgegen, er bekommt den Champagner, aber er spritzt nicht damit. Scott Redding neben ihm hat aufgrund seines Alters von nur 17 Jahren gar keinen Champagner bekommen, aber auch er hätte nicht damit herumgespritzt. De Angelis nannte einen einfachen Grund dafür: "Dieser Sieg ist für Shoya [Tomizawa]. Scott und ich haben eine schwere Zeit durchgemacht und bevor wir auf das Podest gingen, haben wir vereinbart, keinen Champagner zu spritzen. OK, er ist minderjährig und bekam keinen Champagner, aber das war die Abmachung."

De Angelis und Redding waren jene zwei Fahrer gewesen, die Shoya Tomizawa beim Rennen in Misano nicht mehr ausweichen konnten und den nach einem Sturz auf der Strecke liegenden Japaner mit ihren Maschinen trafen. Tomizawa verstarb kurz darauf. Für De Angelis und Redding war Phillip Island eine Chance, diese Sache weiter zu verarbeiten und sich noch einmal zu verabschieden, für De Angelis war es überhaupt erst sein zweiter GP-Sieg.

Zweiter hinter Lorenzo zählt mehr

Dazu musste der San Marinese allerdings anmerken, dass sein erster Sieg rein von der Wertigkeit wohl wichtiger war. "Ich habe seit Valencia 2006 nicht gewonnen, aber damals war ich mit Fahrern wie Stoner, Lorenzo und Dovizioso in der 250er-Klasse. Ehrlich gesagt denke ich, ein zweiter Platz nur Tausendstel hinter Lorenzo bedeutete mehr als der Sieg heute in der Moto2." Dennoch, De Angelis hatte wieder gewonnen, und das nach einer Saison, in der er für drei Teams auf drei Maschinen und in zwei Klassen gefahren war.

"Der Start des Jahres war ein Desaster und mein Team hatte nicht das Budget, um die Maschine zu entwickeln. Meine Leistungen in Malaysia und Japan zeigen, was in der Saison möglich gewesen wäre, wenn ich mit meinem jetzigen Team gefahren wäre. Sie sind diejenigen, die mir die Chance auf diesen Sieg gaben. Ich fahre aber auch gratis für sie, statt eines Vertrages gibt es nur einen Handschlag", erklärte De Angelis. Was er vor allem bedauerte, war sein Scheitern in der MotoGP im vorigen Jahr. Er war sich sicher, hätte er damals seinen ihm gut bekannten Crewchief Pietro Caprara dabei gehabt, wäre es anders ausgegangen - Caprara ist nun bei JiR wieder an seiner Seite.

Der falsche Pass

"Jeder Fahrer hat seinen Crewchief. Alle sind technisch kompetent, aber man muss ein besonderes Verständnis füreinander entwickeln. Hier bei Luca Montiron [JiR-Chef] bin ich wieder bei meinem alten Aprilia 250 Team", meinte De Angelis. Doch es war für ihn nicht nur eine Frage des Personals, wenn es um die MotoGP ging. "Wenn ich voriges Jahr einen anderen Pass gehabt hätte, vielleicht den deutschen oder den britischen, dann hätte ich es definitiv geschafft, in der MotoGP zu bleiben."