Die Untersuchung der Staatsanwalt von Riccione nach dem Unfalltod von Moto2-Pilot Shoya Tomizawa während des Grand Prix von San Marino in Misano am vergangenen Wochenende dürfte bald abgeschlossen sein. Laut der Nachrichtenagentur ANSA dürften die Anschuldigungen der fahrlässigen Tötung, die gegen unbekannte Personen erhoben wurden, wieder fallengelassen werden. Die Autopsie an Tomizawa hat gezeigt, dass der Japaner bereits tot war, als er im Krankenhaus in Riccione ankam, wo er per Krankenwagen von der Strecke hingebracht wurde. Als Todesursache gilt das Thoraxtrauma, das er erlitten hatte. Dadurch waren sein Herz und seine Lunge irreparabel beschädigt.

Letzte Fragen

Nun wird noch untersucht, ob auch alle notwendigen Schritte unternommen wurden, um Tomizawa so gut wie möglich zu versorgen und sein Leben zu retten. Vor allem die Behandlung direkt nach dem Unfall an der Strecke und im Medical Centre dürfte noch einmal genau beleuchtet werden. Sobald das geschehen ist, wird der Fall dann geschlossen.

Die größte Frage, die noch offen ist, ist jene nach dem Todeszeitpunkt. Laut offizieller Mitteilung vom Rennsontag war Tomizawa um 14:20 Uhr verstorben, wobei die Dorna diese Zeit mittlerweile auf 14:19 Uhr korrigiert hat. Jorge Lorenzo meinte in seinem Blog nach dem Wochenende, dass ihm noch vor dem Start des MotoGP-Rennens, als er sein Motorhome verließ, eine zuverlässige Quelle sagte, der Japaner sei verstorben. Damit wäre der Todeszeitpunkt lange vor 14:00 Uhr und damit dem Rennstart gelegen und hätte wohl dazu geführt, dass das MotoGP-Rennen nicht gestartet worden wäre. Wäre schon direkt an der Strecke Tomizawas Tod festgestellt worden, hätte schon laut italienischem Gesetz alles abgebrochen werden müssen.

Ein Statement

Mitten in die nach wie vor nicht abgeklungene Diskussion um die Erstversorgung direkt nach dem Unfall hat sich nun auch der italienische Motorradverband eingeschaltet und eine Erklärung zur Arbeit der Marshalls und zum nicht erfolgten Rennabbruch abgegeben. So betonte man im Statement, dass die Streckenposten in Misano einen hohen Sicherheitsstandard erfüllen. "Die Strecke hat den normalen Homologationsprozess durchlaufen und wird zwei Runden der italienischen Meisterschaft beherbergen, der höchsten Klasse im italienischen Straßenrennsport. Sofort nach dem Unfall wurde der verletzte Fahrer (Tomizawa) schnell an eine sichere Stelle der Strecke gebracht und die Notärzte konnten innerhalb sehr kurzer Zeit einschreiten, um die beste Hilfe zu leisten", hieß es.

Dort wartete auch eine Ambulanz, mit der Tomizawa nach der ersten Notversorgung ins Medical Centre gebracht wurde. "Das ist eine von Italiens modernsten und technisch am besten ausgerüsteten Einrichtungen. Ein Rennabbruch - nachdem die Strecke schon ordentlich gesäubert war, die ganzen Trümmer, die nach dem Unfall auf dem Asphalt lagen, eingeschlossen - hätte für die Sicherheit der Fahrer auf der Strecke keinen Unterschied gemacht. Es hätte sogar die Hilfsmaßnahmen verlangsamt, während auf die Ankunft eines ausgerüsteten Krankenwagens [am Unfallort] gewartet worden wäre", lautete die Erklärung.

Der Präsident

Paolo Sesti, der Präsident des italienischen Verbandes, erinnerte daran, dass Motorradfahren ein gefährlicher Sport ist, dessen müssten sich alle bewusst sein, auch jene, die nichts mit dem Sport zu tun haben. "Es gibt ständige Bemühungen, um die Sicherheit bei Wettkämpfen zu verbessern und dabei wurden tolle Ergebnisse erzielt. Über die Jahre wurde viel getan, um die Streckensicherheit zu verbessern. Darunter: größere Notausgänge, Änderungen an den Kerb-Profilen, Kunstgras entlang der Kerbs. Daher möchte ich dem Management der Rennstrecke, dem ganzen medizinischen Personal und allen Renn-Offiziellen meine volle Anerkennung und Unterstützung aussprechen. Der Unfall wurde exemplarisch und ganz nach Vorschrift gehandhabt. Es macht keinen Sinn, sich wegen Pechs zu ärgern. Ein würdevolles Schweigen, mit dem wir des verstorbenen Fahrers gedenken, ist viel angemessener."