Der Schweizer Eskil Suter weiß wovon er redet. Der 43-jährige bestritt zwischen 1991 und 1998 selbst 82 Grand Prix-Rennen, zumeist in der 250er Klasse, aber auch bei den 500ern. Nach seiner aktiven Karriere als Fahrer, wandte sich Suter seiner aktiven Karriere als Chassis- und Fahrwerksbauer zu. Er betreute einst den MotoGP-Auftritt von Kawasaki, baute für das sächsische MZ-Werk einen 500ccm-Renner. Heute fahren 14 der rund 40 Moto2-Piloten mit Suter-Chassis. Tendenz steigend.

Mit dem neuen Reglement in der MotoGP-Klasse ab 2012 und den dann zugelassenen Claiming Rule Teams will Suter auch in die höchste Klasse einsteigen. Dafür entwickelt der Schweizer schon jetzt. Gehofft hatte er eigentlich, dass ihm der Einstieg schon in der nächsten Saison ermöglicht werden würde, aber bislang scheint das nicht möglich. Im Interview mit Motorsport-Magazin.com gab Suter einen Aktuellen Stand seiner Projekte zu Protokoll.

Eskil, bring uns bitte auf den neuesten Stand bezüglich Deines Projektes für die MotoGP in 2011/2012.
Generell ist die Sachse so, dass wir einen 1000er Prototypen aufbauen im Hinblick auf das 2012er Reglement. Das Reglement ist ja an und für sich erst auf 2012 ausgelegt und nicht auf 2011. Das heißt 2011 muss mit 800 Kubik gefahren werden und nicht mit 1000. Das heißt wir haben sicher für den 1000er noch eine gewisse Zeit, wo wir das austesten können, was wir jetzt gebaut haben. Also das Motorrad, was wir jetzt aufbauen, ist um den 1000er BMW-Motor herum aufgebaut und zwar ist es nicht ein fertiges Motorrad in dem Sinn, sondern es geht für uns darum einen fahrenden Prototyp zu haben, um die ersten Erfahrungen zu sammeln, um nachher das endgültige Bike zu bauen. Weil da ist doch ziemlich viel Neuland. Da müssen wir auch einmal sondieren: was ist optimal und was nicht. Und da sind wir jetzt dran das Bike aufzubauen, in den letzten Zügen. Und soweit es vorgesehen ist, werden wir es in Misano vorstellen. Für uns ist im Moment die Situation noch nicht ganz klar ob man 2011 fährt oder nicht. Generell müssen wir jetzt auf 2012 schauen, denn offiziell gilt das Reglement erst für 2012. Was sich für Zwischenlösungen für 2011 machen lassen, das werden wir uns in den nächsten paar Wochen mal anschauen.

Wie schätzt du die Chancen gegenüber den Werksmotorrädern ein? Kann man wirklich konkurrenzfähig arbeiten oder geht es eher um Platz fünf/sechs?
Na ich meine Platz fünf oder sechs wäre in einem ersten Jahr sowieso ein Traumziel. Wir müssen das, denke ich, mal von der realistischen Seite sehen. Es ist ein Rennen und da muss man sich erstmal zwischen zehn und fünfzehn einreihen. Weil es sind ja nicht gerade Nasenbohrer am Werk dort, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite habe ich keine Angst, dass wir nicht mindestens so gut oder bessere Lösungen bieten können. Aber auf der anderen Seite, das Gesamtpackage, mit den Testfahrten, der Elektronik und so weiter, das ist sicher nicht einfach da auf Anhieb den Anschluss zu schaffen, da ist sicher viel Arbeit dahinter.

Wie sieht es mit der Moto2 aus? Gibt es neue Interessenten und/oder wirst du wieder so viele Teams ausrüsten?
Ja sicher denken wir, dass wir mehr oder weniger mit allen Teams, mit denen wir dieses Jahr gearbeitet haben, weiter machen können. Vielleicht fallen davon ein oder zwei weg, weil sie ein anderes Fabrikat nehmen oder generell die Klasse wechseln oder gar nicht mehr weiter machen. Das sei jetzt einmal dahingestellt. Dann haben wir sicher zwei drei Neuinteressenten. Generell denke ich, es wird sich auf der gleichen Anzahl Bikes bewegen, vielleicht zwei drei mehr. Das ist auch die Kapazität die man noch relativ gut betreuen kann. Ja und ich denke wir müssen generell schauen, wie sich die ganze Moto2-Sache entwickelt, weil viele Teams sind ein bisschen zu blauäugig an die Sache rangegangen, bei vielen sieht man, da fehlt mittlerweile das Budget, um vernünftig weiter zu machen. Aber es gibt auch viele schöne Aufstellungen die perfekt funktionieren, aber generell braucht es doch ein bisschen mehr Geld, als man gedacht hat. Bei einem Sturz, das Motorrad ist schon ein bisschen schwerer als so eine 250er, nimmt es schon ein bisschen mehr das Material her. Aber ich denke generell hat sich die Sache für den Rennsport super entwickelt. Die Kosten sind irgendwo überblickbar, es ist nicht ganz günstig, aber es ist auch bei weitem nicht auf MotoGP-Niveau. Und der Rennsport, der geboten wird, ist um ein vielfaches besser als im MotoGP, jetzt ohne die Leistung von Rossi und Co zu schmälern, aber ich meine, wenn einfach in der letzten Runde noch fünf Leute um den Sieg kämpfen ist es eine andere Sache als wenn ein oder zwei vorne weg fahren.

Wie siehst Du die Entwicklung in der MotoGP und wie soll es Deiner Meinung nach weitergehen? Gehören die Werke dazu oder sollte Fahrwerke und Motoren für die Teams mehr freigestellt werden?
Ja ich meine MotoGP ist die höchste Klasse im Motorradrennsport, das ist die Formel 1 und das gehört eigentlich von den Werken bedient, das ist einmal ganz klar. Im Moment sind da drei Werke dabei, vier irgendwo, und das reicht natürlich nicht, um das ganze Feld zu füllen. Die Werke gehören dazu, die müssen dabei sein, sonst haben wir das gleiche Probleme wie bei der Seitenwagen WM, die ja auch in dem Sinn keine Existenz mehr hat, weil keine Werke dahinter sind, das ist das größte Problem. Also du musst irgendeine Industrie hinter einer Meisterschaft haben im Motorsport, ohne das geht es nicht. Das ist wie bei der Formel 1, ohne Industrie ist dort kein Mensch da, oder vielleicht ein oder zwei Teams. Ich denke aber in der heutigen Situation mit der ganzen Wirtschaft, die ziemlich schlecht da steht und mit den Sponsorengeldern die schwer aufzutreiben sind, das es wieder ein Chance ist, einen gesunden Mix reinzubringen von Werken und gut aufgestellten Privatorganisationen, wo ich mich dazuzähle. Ich meine, da ist sicher viel Enthusiasmus dabei und Freude am Sport, das man sich da auf höchstem Niveau mit Werken messen kann. Und ich meine wir haben schon 1999, wie wir die MuZ gebaut haben, dazumal mit zwei Polepositions und verschiedenen Top Ten-Platzierungen gezeigt, dass man mit einem kleinen Budget und einer gut verschweißten Truppe großartiges erreichen kann und das soll auch so sein. Das ist wie beim Skilaufen. Gut das ist nicht so der technische Sport, dort geht es mehr um den Athleten selber, aber es kann dort sein, dass auch ein Außenseiter mal ein Rennen gewinnt und es wäre schön wenn wir auch wieder im Motorsport ein Reglement hätten, was solche Überraschungen, nicht in der Regel aber ab und zu, auch wieder zulässt, wenn ein kleines Privatunterfangen alles perfekt macht und auch dahinkommt und den Sieg davon trägt.