Wer hätte das gedacht: Die Rallycross-Weltmeisterschaft setzt ihre Saison 2023 doch noch fort! Allerdings nicht wie erwartet: Bei den letzten beiden Rennwochenenden in Kapstadt (07./08. Oktober) und Hongkong (11./12. November) wechselt der WRX-Tross auf die 'kleinen' RX2e-Autos anstelle der bisherigen RX1e-Topklasse.

Diese einzigartige und ungewöhnliche Maßnahme ist die Antwort auf den verheerenden Brand am 21. Juli beim geplanten Event in Lydden Hill, bei dem zwei RX1e-Autos des Rennstalls Special One Racing von Guerlain Chicherit und Sebastien Loeb aus offenbar noch immer unbekannten Gründen abgefackelt sind. Die FIA nahm in der Folge Untersuchungen auf und sagte alle weiteren Starts mit den RX1e-Autos ab.

RX2e-Autos halb so stark wie RX1e-Rennwagen

Um die Saison - drei Rennwochenenden wurden durchgeführt, drei abgesagt - dennoch irgendwie zu beenden und vermutlich Verträge mit Serienpartnern und Sponsoren erfüllen zu können, haben sich die Serienverantwortlichen und die FIA auf den Autowechsel geeinigt. Treten in der RX1e-Klasse der WRX ansonsten unterschiedliche Rennwagen von VW, Peugeot, Seat oder Lancia (abgebrannt) an, handelt es sich bei den RX2e-Bolidem um einheitliche Autos.

Die von QEV Technologies entwickelten und seit 2021 eingesetzten RX2e-Fahrzeuge verfügen über eine Leistung von 270 kW bzw. 362 PS sowie 510 Newtonmeter elektrisches Drehmoment. Die ebenfalls batterie-elektrischen RX1e-Autos leisten hingegen 500 kW, was 680 PS entspricht, und bringen es auf 880 Newtonmeter Drehmoment. Die Fahrer der WRX müssen sich bei den letzten Rennen des Jahres also etwa mit der Hälfte der eigentlichen Leistung begnügen.

Die insgesamt vier Läufe in Kapstadt und Hongkong zählen trotz des Autowechsels zur WRX-Weltmeisterschaft 2023. Das hat das FIA World Motorsport Council bei einer außergewöhnlichen Online-Sitzung am 01. September entschieden. Mindestens acht der zuletzt elf Fahrer im WRX-Starterfeld gehen laut FIA in Kapstadt an den Start.

Kristoffersson vor sechsten WRX-Titelgewinn

Mit dabei ist der aktuelle WM-Spitzenreiter Johann Kristoffersson, der die ersten drei Saisonrennen in Portugal, Norwegen und Schweden mit einem selbstaufgebauten Volkswagen (VW Motorsport existiert bekanntermaßen nicht mehr) gewonnen hat.

Der Schwede und WRX-Champion der Jahre 2017, 2018, 2020, 2021 und 2022 peilt die Titelverteidigung an und muss sich nun in einem Einheits-Rennwagen gegen die überschaubare Konkurrenz beweisen. In der Gesamtwertung belegt Niclas Grönholm den zweiten Platz mit 27 Punkten Rückstand, Gesamt-Dritter ist Kevin Hansen mit 31 Zählern Rückstand zu Kristoffersson.

Tipps zum Umgang mit dem RX2e-Rennauto kann sich Kristoffersson im eigenen Team holen: Nils Andersson, der für dessen Rennstall Kristoffersson Motorsport an den Start geht, gewann vor Kurzem auf dem Estering bei Buxtehude die Meisterschaft in dieser Kategorie.