Die Jännerrallye 2014 war geprägt von im Intensiven Kampf um den Sieg, der bis zur letzten der 18 höchst anspruchsvollen Sonderprüfungen angehalten hat. Mit den beiden Polen Robert Kubica und Kajetan Kajetanowicz sowie Österreichs Meister Raimund Baumschlager und dem tschechischen Champion Vaclav Pech kristallisierte sich von Beginn weg ein Quartett an Sieganwärtern heraus. Dass sich aus diesem gerade Kajetanowicz als erster verabschiedete, kam überraschend, hatte der Pole doch bis zu seinem Ausscheiden in SP 4 drei Sonderprüfungen gewonnen. Das restliche Trio lieferte sich bis zu Ende des ersten Tages ein Match auf Augenhöhe um die Halbzeitführung. Nahezu ständig änderte sich der Spitzenreiter. Nicht zuletzt dank einem großartigen Finish mit drei SP-Siegen in Folge schnappte Robert Kubica dem Tschechen Pech die erste Etappe noch weg. Raimund Baumschlager lag 20 Sekunden zurück, von denen allerdings zehn Sekunden aus einer Strafzeit wegen eines Fehlstarts resultierten. Außerdem wurde der Oberösterreicher noch von einem Elektronikdefekt gebremst und schien auch nicht über jenes Reifenmaterial zu verfügen, das dem Führungsduo größere Flügel verlieh.

Dieser Umstand setzte sich am zweiten Tag der Rallye fort. Robert Kubica und Vaclav Pech zogen vorne weg, Raimund Baumschlager entschied sich für die Sicherheitsvariante und trug seinen Skoda schaumgebremst auf das Podest. An der Spitze tobte weiter ein Sekundenkrieg, in dem sich Kubica selber einen herben Rückschlag versetzte. Auf SP 12 war der Gasfuß des Topstars schneller als sein Ford Fiesta RRC – Frühstart und zehn Sekunden Strafzeit! Dieses vermeintliche "Geschenk" konnte Vaclav Pech im Mini Cooper S2000 aber nicht nutzen. Im Gegenteil: Auf der allerletzten Sonderprüfung (Aisttal) verteilte er selber eines. Der Jännerrallye-Dreifachsieger entschied sich im Regen für Slicks, Kubica zog Winterreifen auf – nahm dem Tschechen auf der 25-km-Prüfung unglaubliche 31 Sekunden ab und gewann die Jännerrallye mit 19 Sekunden Vorsprung auf den somit glücklosen Pech.

Harrach mischt die S2000 auf

Hinter dem Podest-Trio setzte sich speziell Beppo Harrach in Szene. Der österreichische Staatsmeister des Jahres 2011 holte dank einer starken Performance den tollen vierten Platz und ließ mit seinem Mitsubishi Evo IX R4 sechs S2000-Boliden und sogar den Ford Fiesta R5 des Tschechen Roman Odlozilik hinter sich. Zudem gewann der Niederösterreicher auch die ERC-Production-Cup-Wertung. Harrach: "Das war eine Rallye mit vielen Ups and Downs. Ich wäre gerne aufs Podium gefahren, dieses Ziel haben wir knapp verfehlt. Aber auf den Sieg im Production Cup können wir zu Recht stolz sein."

Nicht ganz so zufrieden war Andreas Aigner mit seinem Jännerrallye-Auftritt im Peugeot 207 S2000. Der ehemalige Welt- und aktuelle Europameister gab zu: "Ich habe mir mit diesem Auto mehr erwartet. Wir haben aber leider viele kleine Probleme und mehrere Ausritte gehabt, die viel Zeit gekostet haben. Zudem mussten wir vor der letzten Sonderprüfung auch noch das Getriebe sicherheitshalber tauschen. So gesehen muss ich über Platz sechs eigentlich froh sein."

Der Salzburger Hermann Neubauer schob sich als Zehnter auch noch in die Top ten. Wie Aigner war aber auch er ein wenig enttäuscht. "Ich hätte gehofft, dass wir im Kampf um den Sieg im Production Cup ein gewichtigeres Wort mitreden können. Aber eine Reihe von Problemen hat dies verhindert. Der zweite Platz in dieser Wertung schaut zwar gut aus, acht Minuten Abstand zum ersten Platz sind mir aber ein bisschen zu viel."

Das Rennen um den besten Piloten aus dem Mühlviertel machte heuer Ernst Haneder. Der Bäcker aus St. Oswald bei Freistadt wurde guter Elfter in der Gesamtwertung. "Ich war jetzt zum zwölften Mal bei der Jännerrallye am Start, aber die heurige Veranstaltung war wohl die schwierigste. Der viele Regen zum Schluss hat meinem Subaru nicht unbedingt getaugt. Und mir eigentlich auch nicht." Einen unglücklichen Auftritt verzeichnete in dieser Kategorie David Glachs im VW Polo S2000 von Dr. Helmuth Czekal. Der Bolide war wie sein Besitzer zum letzten Mal im Rallye-Einsatz. Czekal: "Ich war jetzt 40 Jahre im Geschehen mit dabei. Jetzt ist unwiderruflich Schluss. Ich gehe in die Rallye-Pension, und das Auto kommt in meine private Sammlung." Glachs brachte den VW Polo nicht ins Ziel. Bereits auf SP 1 bedeutete ein Ausritt den Anfang vom Ende. Es folgte die Rausnahme aus der Wertung wegen unfallbedingter Zeitüberschreitung. Ein zweiter Startversuch am Sonntag endete mit einem neuerlichen Ausritt in SP 15.

Der Sieg in der ERC 2WD-Wertung ging an Österreichs Meister Michael Böhm: Der Suzuki-Pilot war nicht problemlos, aber insgesamt recht sicher unterwegs. "Probleme mit der Lichtmaschine und der Kupplung haben mich am zweiten Tag ganz schön ins Schwitzen gebracht. Aber meine Mechaniker hatten dann alles im Griff." Im ERC Ladies Cup setzte sich die Tschechin Martina Danhelova (Renault Clio) vor Ekaterina Stratieva (Citroen C2R2) aus Bulgarien durch.

Die Stimmen der Sieger

Robert Kubica: "Bei meinem ersten Start hier in Freistadt gleich zu gewinnen ist einfach großartig. Die Rallye unheimlich schwierig. Ständig wechselnde Bedingungen haben mir wirklich alles abverlangt. Unser Team war hier, um für den WM-Lauf in Monte Carlo zu testen. Das war ein durch und durch guter Test. Der Kampf mit Vaclav war unglaublich eng."

Vaclav Pech: "Es war eine schwierige Rallye. Am Anfang viel Eis, da konnte ich nicht sehr schnell fahren, danach war ich immer am Limit, um Robert und auch Raimund auf Distanz zu halten. Dass es am Ende doch nicht für meinen vierten Sieg hier gereicht hat, daran war ich selber schuld. Ich habe mit den Reifen gepokert und leider verloren."

Raimund Baumschlager: "Alles in allem war das eine zufriedenstellende Rallye für mich. Ich habe gezeigt, dass ich mit der absoluten Spitze mithalten kann. Leider hat sich ein kleiner Elektronikdefekt eingeschlichen, der uns dann zurückgeworfen hat, somit bin ich mit dem dritten Platz so wie im Vorjahr eigentlich glücklich."