Marco, Du hast eine gute Quote: Sieben Starts in Le Mans, drei Siege - welches war der schönste?
Marco Werner: Der erste Sieg ist immer etwas Besonderes. Wenn man meine Karriere betrachtet, gab es viele Ups and Downs. Es hat nie alles gestimmt. Ich hatte nie viele Sponsoren, ein großes Management oder immer ein Topauto. Mein Glück kam 2002 mit dem Einsatz für Audi. Eigentlich sollte es nur eine einmalige Angelegenheit sein, die ich aber so gut genutzt habe, dass ich zum achten Mal dabei bin. Seitdem ging es zum ersten Mal nicht um Politik oder Geld, sondern nur um Leistung. Darauf bin ich stolz, immerhin bin ich einer der Wenigen, die die sogenannten Triple Crown mit Le Mans, Sebring und Daytona gewonnen haben.

Was geht dieses Jahr in Le Mans?
Marco Werner: Noch gibt es viele Fragezeichen, weil wir ein neues Auto haben. Zudem war der Wettergott nicht immer auf unserer Seite. So bin ich zum Beispiel fast immer nur im Regen gefahren. Unsere Stunde Null schlägt an diesem Wochenende.

Was ist für Dich das Besondere an Le Mans?
Marco Werner: Nach der Formel 1 ist die LMP1 das Schnellste, was es im Motorsport gibt. Im letzten Jahr sind wir in St. Petersburg zusammen mit den Indycars gefahren und ich war mit einem absoluten Rundenrekord im R10 schneller als die Indycar-Boliden, die das Hauptprogramm waren. Ich habe fast 20 Jahre gebraucht, um in Le Mans fahren zu dürfen. Wenn man dann ein bisschen Geschichte schreiben kann, drei Mal gewinnt, dann ist das etwas Besonderes.

Wie lange willst du noch in Le Mans dabei sein?
Marco Werner: Ich werde es sicher nicht mehr mit 50 Jahren machen. Die Autos sind mittlerweile auf einem so hohen Niveau, dass man sie nicht mehr mit der alten Zeit vergleichen kann. Wir haben heute so viel Downforce und Querbeschleunigung, dass wir der Formel 1 mit unserem Auto höchsten fünf, sechs Jahre hinterherhinken. Auch die Anforderungen an den Fahrer sind enorm. Wir fahren drei, vier Stints am Stück - das sind drei Stunden oder zweieinhalb GP-Distanzen. Das muss man sich als 50-jähriger ehrlich gesagt nicht mehr antun. Ab 40 kommen die Wehwehchen, etwa ein Leistenbruch im letzten Jahr.

Also solltest Du in Deinen letzten Jahren erst Recht noch einmal weitere Siege anpeilen.
Marco Werner: Das ist sicherlich mein Ziel und meine Motivation. Bei meinen ersten zwei Teilnahmen, war das noch nicht das Ziel. Damals war ich happy, überhaupt dabei zu sein. Jetzt komme ich nicht her, um nur dabei zu sein. Mit Audi möchte man gewinnen.

Wie wichtig ist Erfahrung? Tut sich jemand beim ersten Mal sehr viel schwerer?
Marco Werner: Erfahrung ist in Le Mans sehr wichtig. Timo Bernhard muss die Strecke neu lernen, obwohl er hier schon gefahren ist, aber eben in einem anderen Auto. Es ist ein Unterschied, ob ich hier mit 330 oder mit 280 km/h entlang rase. Mit einem GT-Auto wird an manchen Stellen heruntergeschaltet und gebremst, aber mit einem Prototypen geht es mit Vollgas durch. Selbst die Jungs, die hier GT-Erfahrung haben, fangen wieder neu an, wenn auch nicht bei Null.