"Morning has broken, like the first morning - Blackbird has spoken, like the first bird - Praise for the singing, praise for the morning - Praise for the springing fresh from the word", sang einst Cat Stevens und wahrscheinlich auch das ein oder andere Teammitglied in Le Mans. Die meisten Teams haben die Nacht unbeschadet überstanden und fahren nun dem Ziel entgegen. Die Herausforderung des 24 Stunden Rennens ist fast geschafft.

Doch Le Mans wäre nicht Le Mans, wenn nicht in der Nacht einiges passiert wäre. Um kurz nach halb acht verlor Rinaldo Capello die Kontrolle über seinen Audi R10. In Führung liegend knallte der Italiener in der Indianapolis-Kurve in die Reifenstapel. Ursache für den Unfall war möglicherweise ein Boxenstopp wenige Runde zuvor, als man das Auto zu früh abließ und eine Radmutter noch nicht fest angezogen war. Der Ausgang des 24 Stunden Rennen wurde in Sekunden zerstört.

"Ich habe das linke Hinterrad verloren, als ich mit etwa 260 km/h die Indianapolis-Kurve angebremst habe. Das war ein schreckliches Gefühl, ich war nur noch Passagier und hatte keine Chance, einen Unfall zu vermeiden. Ich konnte nur das Beste hoffen. Gott sei Dank saß ich in einem Audi, und ich weiß, dass Sicherheit für unsere Ingenieure immer das oberste Gebot ist. Trotz eines so heftigen Aufpralls bin ich in einem Stück und völlig unverletzt. Aber um ehrlich zu sein, fehlen mir die Worte, um meine augenblicklichen Gefühle zu beschreiben", so der Unglücksrabe Capello.

Auch den letzten Audi im Lager der Ingolstädter hatte man beinahe verloren. Ein großer Stein zerschlug die Front des R10 und die Wassertemperaturen stiegen an. Ein Kühler war beschädigt, ein Boxenstopp unabdingbar. Sechs Stunden vor dem Zieleinlauf liegt die #1 nach 275 Runden fünf Umläufe vor dem ersten der beiden Peugeot 908. Die Franzosen konnten in den Morgenstunden das Tempo erhöhen und fahren auf dem Niveau der Audi. Noch hat man die Hoffnung auf einen möglichen Sieg nicht aufgegeben.

In der GT1-Klasse ist noch alles möglich. Die ersten vier Fahrzeuge liegen innerhalb von drei Runden. Momentan hat der Aston Martin mit der Startnummer 009 vorne, gefolgt von der Werks-Corvette #63, die am Abend mit einem der drei Audi R10 kollidierte. Nachdem Flying Lizard Motorsport ausgeschieden ist und Risi Competizione mit Problemen zu kämpfen hatte, übernahm der Ferrari F430 von der Scuderia Ecosse die Führung. Auch Richard Lietz im Imsa-Porsche hat noch Chancen auf den Klassensieg, der Österreicher liegt auf Platz zwei der kleinen GT-Kategorie.

In der LMP2-Wertung gibt es ebenfalls einen neuen Spitzenreiter. Nachdem Liz Halliday als Führende in die Nacht fuhr, ist nach Sonnenaufgang nichts mehr von der einzigen Dame im Feld zu sehen. Im Laufe der Nacht fiel das Auto von Noel del Bello weit zurück. An der Spitze liegt Binnie Motorsport mit einem beruhigenden Vorsprung von elf Runden auf den Klassenzweiten.