Während die Formel 1 noch mehr als zwei Monate unterwegs ist, krönt die amerikanische IndyCar-Serie bereits am kommenden Wochenende ihren neuen Champion. In Sonoma steht das 16. und letzte Rennen auf dem Programm. Motorsport-Magazin.com beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Finale.

Wie ist die Ausgangslage?

Nach drei Siegen und zwei zweiten Plätzen aus den ersten fünf Rennen sah bereits alles nach einem Durchmarsch für Penske-Pilot Simon Pagenaud aus. Der Franzose dominierte die Rennen nach Belieben, die Konkurrenz bekam keine Konstanz zustande. Doch mit dem Indy 500 verließ Pagenaud das Glück. Bei Saisonhöhepunkt belegte er nur den 19. Platz, eine Woche im ersten Rennen von Detroit sprang nur Rang 13 heraus. Glück für Pagenaud, dass sein nun noch verbliebener Kontrahent und Teamkollege Will Power daraus kein Kapital schlagen konnte. Der Australier wurde in Indianapolis Zehnter, in Detroit gar nur 20.

Simon Pagenaud dominierte die erste Saisonhälfte. Hier feiert er den Sieg in Alabama, Foto: General Motors
Simon Pagenaud dominierte die erste Saisonhälfte. Hier feiert er den Sieg in Alabama, Foto: General Motors

Es folgte für Pagenaud eine echte Achterbahnfahrt. Rang zwei im zweiten Detroit-Lauf, 13. in Road America, Vierter in Iowa, Neunter in Toronto. Danach gewann er in Mid-Ohio, um in Pocono wieder nur 18. zu werden. In diesem Zeitraum räumte Power dagegen so richtig ab. Vier Siege, zwei zweite Plätze. In Watkins Glen zuletzt erlitt Power jedoch eine Gehirnerschütterung, die seine Teilnahme am Saisonfinale lange in Frage stellte. Schlussendlich erteilten die Ärzte aber dennoch grünes Licht.

Vor dem Saisonfinale nun in Sonoma führt Pagenaud mit 555 Punkten, Power ist Zweiter mit 512 Zählern. Umso bitterer für den Australier, dass er den Saisonauftakt in St. Petersburg krankheitsbedingt auslassen musste. Scott Dixon als derzeitiger Dritter hat mit 451 Punkten keine Chance mehr auf den Titelgewinn.

Was sagt die Mathematik?

Wie 2014 in der Formel 1 praktiziert und dort aufgrund der harschen Kritik sofort wieder eingestellt, vergibt die IndyCar weiterhin doppelte Punkte beim Saisonfinale. Der Sieger erhält also 100 statt 50, der Zweitplatzierte 80 statt 40 und so weiter. Ein Vorteil für Power, der damit weniger Plätze zwischen sich und Pagenaud bringen muss, um seinem Titelgewinn 2014 einen zweiten folgen zu lassen. Hinzu kommen noch allerlei Zusatzpunkte, die die Rechnerei maßgeblich beeinflussen könnten. So erhält jeder Fahrer, der das Rennen mindestens eine Runde anführt, einen Punkt. Der Pilot, der die meisten Runden an der Spitzenposition liegt, erhält zwei Zähler. Zudem bekommt der Polesetter einen Extra-Punkt.

Will Power drehte ab Saisonmitte richtig auf und gewann unter anderem in Toronto, Foto: IndyCar
Will Power drehte ab Saisonmitte richtig auf und gewann unter anderem in Toronto, Foto: IndyCar

Pagenaud ist auf jeden Fall Meister, wenn er mindestens Vierter wird. Auch ein fünfter Platz könnte bei einem gleichzeitigen Sieg Powers reichen. Die Punktedifferenz beträgt zwischen Rang eins und fünf 40 Punkte. Sollte Power in diesem Fall jedoch zudem die Pole holen sowie die meisten Rennrunden anführen - dann gibt es Gleichstand in der Gesamtwertung! In diesem Falle würde die Mehrzahl an Siegen den Ausschlag geben. Und in dieser Wertung hätte tatsächlich Power mit dann fünf zu vier Siegen die Nase vorne.

Sollte Power nicht gewinnen, benötigt er schon ein extrem verhageltes Rennen für Pagenaud. Wird der Australier Zweiter, reicht seinem Kontrahenten auf jeden Fall Rang zehn zu seinem ersten Titelgewinn. Sollte Power Dritter werden, benötigt Pagenaud nur Rang 15, um sich zum Champion zu krönen.

Wie fällt die Sonoma-Bilanz aus?

Seit 2012 fährt die IndyCar-Serie auf dem Sonoma Raceway in Kalifornien. Zum zweiten Mal in Folge ist die Strecke Austragungsort des großen Finales. Die Bilanz der beiden Titelaspiranten ist ähnlich, wenngleich Power dort bereits im Jahr 2014 gewinnen konnte, Pagenaud jedoch noch auf seinen ersten Sieg wartet. Der Franzose zeigte im selben Jahr jedoch eine tolle Aufholjagd, als er von Startplatz 15 bis auf Rang drei nach vorne fuhr.

Wer hat die besten Chancen auf den Rookie-Titel?

Alexander Rossi gewann als Rookie sensationell die Indy 500, Foto: Sutton
Alexander Rossi gewann als Rookie sensationell die Indy 500, Foto: Sutton

Es war die größte Sensation des Jahres, als Alexander Rossi dank unglaublicher Strategie den Sieg bei den Indy 500 einfuhr. Der ehemalige Formel-1-Pilot, der noch 2015 für Manor fuhr, katapultierte sich nach einer bis dahin durchschnittlichen Rookie-Saison über Nacht ins Blickfeld der Motorsportwelt. Die 100 Punkte, die er dort gewann, haben ihm den Rookie-Titel bereits so gut wie sicher eingebracht. Sein Vorsprung auf Conor Daly beträgt vor dem Sonoma-Rennen 75 Punkte. Max Chilton als dritter Vollzeit-Rookie liegt weitere 56 Zähler zurück.

Wo kann man das Rennen verfolgen?

In Deutschland kann man das Rennen beim Pay-TV-Sender Sport 1 US verfolgen. Die Übertragung beginnt in der Nacht von Sonntag auf Montag um 00:30 Uhr. Sport1 US lässt sich über die Pay-TV-Plattformen von Sky, Vodafone und Unitymedia, über Entertain der Deutschen Telekom, über UPC Austria und A1 TV in Österreich sowie upc cablecom in der Schweiz empfangen. Zudem bietet die IndyCar auch Livestreams über youtube an.

IndyCar-Gesamtstand vor dem Finale

PositionFahrerTeamPunkte
1. Simon PagenaudTeam Penske555
2. Will PowerTeam Penske512
3. Scott DixonChip Ganassi Racing451
4. Helio CastronevesTeam Penske451
5. Josef NewgardenEd Carpenter Racing446
6. Tony KanaanChip Ganassi Racing427
7. Graham RahalRahal Letterman Lanigan Racing403
8. Carlos MunozAndretti Autosport402
9. Charlie KimballChip Ganassi Racing389
10. James HinchcliffeSchmidt Peterson Motorsports380