Er hat es wieder geschafft: Im Alter von 39 Jahren hat Juan Pablo Montoya das Indianapolis 500 zum zweiten Mal nach dem Jahr 2000 gewonnen, obwohl er zu Beginn des Rennens beinahe schon aus der Entscheidung raus gewesen wäre. Der Kolumbianer kämpfte in einem 15-Runden-Sprint nach der letzten Gelbphase mit Will Power, Scott Dixon und Charlie Kimball um den Sieg und schlug Power im Finale um einen Wimpernschlag von 0,1 Sekunden. Die Ganassi-Piloten Charlie Kimball und Scott Dixon belegten die Plätze drei und vier, nachdem Dixon lange Zeit geführt hatte. Bester Honda-Pilot war Graham Rahal auf Platz fünf

Die ersten Dramen spielten sich noch vor dem Start ab: Alex Tagliani kam beim Vorstart nicht weg, doch sein Team brachte den Wagen bis zum Ende der vier Einführungsrunden zum Laufen. Conor Daly hingegen musste seinen Boliden mit Motorschaden noch vor dem eigentlichen Start endgültig abstellen. Den ersten Crash gab es dann gleich in der ersten Kurve, als Sage Karam und Takuma Sato aneinandergerieten. Sehr bitter für Karam, denn die Ganassi-Fahrzeuge sollten das Rennen maßgeblich mitbestimmen. Bevor es zum Restart kam, erwischte es den späteren Sieger: Simona de Silvestro fuhr auf Juan Pablo Montoya auf, der dadurch reichlich Karosserieteile verteilte. Zu seinem Glück verlängerte das die Gelbphase, so dass er in der Führungsrunde blieb.

Kein zweiter Sieg für Kanaan: Crash nach beeindruckender Performance, Foto: IndyCar
Kein zweiter Sieg für Kanaan: Crash nach beeindruckender Performance, Foto: IndyCar

Schnell stellte sich heraus, dass nur Penske und Ganassi Racing hier für den Sieg in Frage kämen. Von Penske konnte aber zunächst nur Simon Pagenaud mit Scott Dixon und Tony Kanaan mithalten, die ein Dreierpaket an der Spitze bildeten, während Helio Castroneves und Will Power sich in eine Warteposition brachten und Montoya sich seine Aufholjagd auch noch mit einer verfehlten Pitbox erschwerte. Nach 64 Runden löste Bryan Clauson in seinem zweiten Indy 500 die zweite Gelbphase durch einen Fahrfehler aus.

Nur Ganassi und Penske konkurrenzfähig

Von da an machten alle Penske- und Ganassi-Fahrer die Spitzenpositionen unter sich aus - Kanaan, Dixon, Pagenaud, Power, Castroneves, Montoya und Kimball. Alle anderen waren lediglich Statisten. Selbst Andretti Autosports konnte als Aushängeschild von Honda sich nicht entscheidend gegen die Chevrolet-Topteams in Szene setzen. Zur Rennhälfte hatten nur Dixon, Kanaan und Pagenaud geführt. Nach 113 Runden wurde das Feld wieder komprimiert, als Ed Carpenter Oroil Servia torpedierte - ein überraschender Crash zwischen zwei Routiniers.

Die anschließende Gelbphase löste ein Drama in der Boxengasse aus: James Davison kollidierte in der Fast Lane mit einem anderen Fahrzeug, das ihn daraufhin in die Mechaniker von seinem Dale-Coyne-Teamkollegen Tristan Vautier katapultierte. Ein Mechaniker musste mit dem Krankenwagen abtransportiert werden und wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Tragisch: Simon Pagenaud verlor alle Chancen auf den Sieg, Foto: IndyCar
Tragisch: Simon Pagenaud verlor alle Chancen auf den Sieg, Foto: IndyCar

Ein wiederkehrendes Muster war, das Will Power regelmäßig bei den Boxenstopps viel Boden gutmachte - ein Indiz für eine gute Spriteffizienz. Je länger das Rennen dauerte, umso mehr konnte er sich auch auf der Strecke in Szene setzen. Der Australier und Montoya ließen sich Führungsrunden notieren. Kurz nach drei Vierteln der Distanz war dann klar, dass Tony Kanaan seinen Sieg von 2013 nicht wiederholen würde: Er krachte in die Mauer und reduzierte das Ganassi-Lager auf zwei Fahrzeuge.

Massiver Crash sorgte für 15-Runden-Sprint

Mit 40 zu fahrenden Runden ließ sich auch Charlie Kimball Führungsrunden notieren, weil er die Kanaan-Gelbphase nicht zum Stopp nutzte. Kurze Zeit später gab es wieder gelb und die Fahrer kamen zum letzten Boxenstopp. Wieder war es Power, der am wenigsten Sprit brauchte und so den Schlussspurt anführte - inklusive einer riskanten Änderung der Flügelstellung. Dixon blieb zunächst als einzelner Ganassi-Kämpfer im Kampf mit Power, Pagenaud und Montoya zurück.

Knapp vorbei ist auch daneben: Will Power verpasste seinen ersten Indy-500-Sieg um 0,1 Sekunden, Foto: IndyCar
Knapp vorbei ist auch daneben: Will Power verpasste seinen ersten Indy-500-Sieg um 0,1 Sekunden, Foto: IndyCar

Bevor sie wieder ihre Führungspositionen innehatten, mussten alle Fahrer des Penske-Ganassi-Trains aber an Justin Wilson und Carlos Munoz vorbei. Dabei zerstörte sich Pagenaud den Frontflügel und Castroneves fiel ins Mittelfeld zurück. Pagenaud wurde langsam, was ein Chaos auslöste und zu einem massiven Crash führte, in den Jack Hawksworth, Sebastian Saavedra und Stefano Coletti involviert wurden. Die gesamte Strecke wurde mit Trümmern übersät. Castroneves und Pagenaud waren aus der Entscheidung raus, so dass Power, Montoya und Dixon als Sieganwärter übrigblieben.

Power versuchte beim Restart auszureißen, wurde aber von Dixon eingefangen, der Montoya mitbrachte. Die Führung wechselte daraufhin beinahe jede Runde, als viertes Fahrzeug mischte sich nun auch wieder Kimball ein, der aber keine aktive Rolle einnehmen konnte. Power absolvierte die meisten Führungskilometer, konnte sich aber an der Spitze nicht absetzen. Montoya und Dixon berührten sich im Kampf um Platz zwei, wodurch Dixon auf P4 zurückfiel, was den beiden Penske-Piloten einen entscheidenden Vorsprung verschaffte. Montoya überholte Power drei Runden vor Schluss und ging als Führender in die letzte Runde. Power machte einen Fehler in Turn 2, und kam nicht mehr vorbei.

Die Top-10 komplettierten hinter Rahal Marco Andretti, Helio Castroneves, JR Hildebrand, Josef Newgarden und Simon Pagenaud, der sich nach seinem letzten Stopp noch durch das Feld fuhr, was aber angesichts der ultraknappen Siegentscheidung unterging.