Der elfte Saisonlauf war nicht wirklich spannend. Zwar lag das Feld eng beisammen und es wurde um Positionen gekämpft, doch Überholmanöver waren zumindest in den Punkterängen Mangelware. Zehn Minuten vor dem Fallen der Zielflagge änderte sich das Bild schlagartig. Einsetzender Regen stellte die Fahrer und Teams vor eine große Herausforderung: wie kommen wir am schnellsten ins Ziel - nehmen wir Trocken- oder Regenreifen?

Die meisten Fahrer entschieden sich für die profillosen Slicks, was zwar die rutschigere, aber vielleicht auch bessere Wahl war. So schaffte Alvaro Parente im letzten Rennviertel den Sprung aus dem Mittelfeld auf das Podium und durfte sich im Ziel über den dritten Rang freuen. "Die Bedingungen waren sehr schwierig. Erst war es sehr nass, bevor es wieder etwas trocknete und sich dann in der letzten Runde erneut die Schleusen öffneten", fasste der Portugiese das Wettergeschehen zusammen. "Wir haben am Funk diskutiert, was wir machen sollen. Erst wollte ich keine Regenreifen, dann wollte das Team keine. Auch wenn es sehr schwer war, hat es am Ende sehr viel Spaß gemacht."

Ein weiteres glückliches Gesicht gehörte seinem Teamkollegen Andy Soucek. "Das Wetter hat am Ende wirklich verrückt gespielt und ich konnte noch ein paar Punkte retten", erzählte der Spanier, der seine Verbesserung von Startplatz 16 auf Position sieben gar nicht so schlecht fand. "Als es zwischendurch etwas trocknete, konnte ich wieder mehr pushen - ich glaube unsere Entscheidung war richtig. Und morgen kann ich von Platz zwei aus noch ein besseres Ergebnis erzielen."

Buemi bekam im Kiesbett Gesellschaft von Conway, Foto: Bumstead/Sutton
Buemi bekam im Kiesbett Gesellschaft von Conway, Foto: Bumstead/Sutton

Wie schwer die Bedingungen waren, zeigten die vielen Ausfälle in der Schlussphase. Eines der Opfer war Sébastien Buemi, der den sicheren dritten Platz im Kiesbett der Sachs-Kurve vergrub. "An der Spitzkehre hat es bereits aufgehört zu regnen, aber im Motodrom hat es plötzlich wieder richtig geschüttet", erläuterte der Schweizer die missliche Lage. "Eigentlich wollten wir in der Runde die Reifen wechseln, aber ich habe es nicht mehr bis an die Box geschafft. Schade, denn so haben wir ein sicheren Podestplatz verloren."

Auch Andreas Zuber und Javier Villa wurden von den Bedingungen überrascht, ihnen fehlten nur wenige Meter bis zum Ziel. "Als es weiter abtrocknete hatte ich auf den Slicks einen spannenden Kampf mit Bruno und hätte ihn beinahe noch überholt - aber plötzlich war es komplett nass und ich war zu spät auf der Bremse", beschrieb Zuber den Abflug in der letzten Runde. Nach Problemen am Start bekam er durch den Regen eine zweite Chance und lag schon wieder in den Punkten. Villa lag dagegen das ganze Rennen über unter den ersten Acht und lieferte sich ein spannendes Duell mit Karun Chandhok - bis der Regen kam. "Die Saison läuft einfach nicht gut für mich. Man konnte die letzten Runden mit Slicks fahren; schwierig waren die Bedingungen für alle, denn es war sehr rutschig", so der Spanier.

Bei iSport vertraute man auf die Wettervorhersage des Williams-F1-Teams. Großer Regen würde kommen, hieß es. Dass es am Ende nur einen kleinen Schauer gab, brachte vor allem Bruno Senna in Schwierigkeiten. "Die Entscheidung zum Reifenwechsel war nicht richtig, denn die Strecke hat viel zu schnell abgetrocknet und die Reifen waren zum Schluss richtig hinüber", musste Bruno Senna feststellen, der deswegen einen Platz verlor. Auch Karun Chandhok sagte: "Das war nicht die richtige Entscheidung, denn am Ende waren auf einmal ein paar Fahrer mit Slicks vor uns. Mehr Regen wäre durchaus hilfreich für uns gewesen, aber immerhin habe ich morgen von der Pole noch eine zweite Chance."