Hallo zusammen,

Das Wochenende begann so, wie wir es uns nach den Testfahrten erhofft hatten: Wenn man im Freien Training unter den ersten Fünf ist, dann ist man ein Kandidat für die Pole Position. Obwohl sich die Streckenbedingungen im Vergleich zu den Testfahrten stark verändert hatten und kurzfristig auch noch andere Bremsen eingeführt wurden, lief es richtig gut.

Nach dem ersten Run im Qualifying lag ich sogar auf Platz eins. Es war ein tolles Gefühl, an die Box zu kommen und meinen Namen ganz oben zu lesen. Als die Session unterbrochen wurde, dachte ich zunächst, es würde mir helfen. Leider war es im Nachhinein eher hinderlich, weil nur noch Zeit für eine schnelle Runde war und wir es leider nicht geschafft haben, die Reifen so schnell auf Temperatur zu kriegen.

Obwohl der dritte Startplatz mein bestes Qualifying-Ergebnis in der GP2 überhaupt war, habe ich mich schon leicht darüber geärgert, dass es nicht die Pole Position geworden ist. Hier sieht man, wie schnell sich die Ansprüche ändern. Trotzdem war es eine gute Ausgangsposition für das Rennen.

Mein Start war zunächst richtig stark. Leider ist Jolyon Palmer nicht so gut weggekommen und ich musste vom Gas gehen, um eine Berührung zu verhindern. Durch den plötzlichen Drehzahlabfall ist die Elektronik in den sogenannten "Anti-Stall-Modus" gesprungen, der ein Absterben des Motors verhindert, und ich musste erst wieder einen Gang einlegen. Weil mir dann der Schwung fehlte und ich ständig versuchen musste, Positionen zu verteidigen, wurde ich bis Platz zehn durchgereicht.

Verwirrspiel mit Farben und Gesten

Dann kam die frühe Safety-Car-Phase und alles wurde ein wenig hektisch. Die Entscheidung, in die Box zu fahren, fiel in letzter Sekunde. Ich bog in die Boxengasse ab und sah einen Mechaniker in schwarz-orangenem Overall - wie mein Team eben auch gekleidet ist. Der Mechaniker gestikulierte so, dass ich total auf dieses Team fixiert war. Ich realisierte nicht, dass es nicht mein Team war, sondern MP Motorsport, das die gleichen Farben wie Hilmer Motorsport hat.

Ich bin also in die falsche Parkposition gefahren und habe darauf gewartet, dass sie meine Reifen wechseln. Erst durch den Boxenfunk realisierte ich meinen Fehler. Dass auch die Mechaniker von MP Motorsport verwirrt waren, konnte man daran sehen, dass sie mir sogar noch fast die Reifen gewechselt hätten. Bei den Tests war das Team nicht neben uns und im Freien Training ist es mir noch nicht aufgefallen. Das war ein richtig blödes Gefühl.

Dieses Malheur wird mir nie wieder passieren, aber es ist sehr ärgerlich. Als ich am nächsten Tag in die Box fuhr, habe ich mir das noch einmal angesehen. Und es war wieder so, dass man aus der Ferne die beiden Teams nicht auseinanderhalten konnte.

Das Rennen war damit gelaufen. Das Auto war genial, was meinen Fehler noch ärgerlicher macht. Obwohl ich vor dem Boxenstopp nur Zehnter war, wäre noch viel drin gewesen. Julian Leal, der am Ende Zweiter wurde, war vor dem Stopp nicht weit vor mit und meine Pace war sogar besser als seine. Es wäre so viel drin gewesen.

Für Spanien ist die Erwartungshaltung natürlich hoch. Dort habe ich im vergangenen Jahr mein bestes Qualifying-Ergebnis eingefahren. Barcelona ist eine Strecke, die ich sehr gerne mag und mein Team Hilmer Motorsport auch. Im letzten Jahr haben sie dort ein Rennen gewonnen - wobei ich mir diesbezüglich ohnehin keine Sorgen mache: Auch wenn wir in Bahrain keine Punkte geholt haben, gehe ich jetzt mit einem ganz anderen Gefühl in die nächsten Rennen, weil ich weiß, dass das Auto schnell ist und es wieder richtig Spaß macht.