Die geballte Ladung Pech hat uns im Qualifying einmal mehr erwischt: Ich konnte nur eine schnelle Runde fahren und blieb anschließend mit einem Batteriedefekt stehen. Es macht das Ganze natürlich nicht leichter, wenn man von so weit hinten ins Rennen geht. Es ist schwer zu sagen, wo wir unter normalen Umständen gelandet wären, aber die Pace auf eine Runde war ohnehin nicht so gut.

Der Start im Hauptrennen verlief dafür wieder optimal. Wir sind mit dem Soft-Reifen losgefahren und die Pace darauf war sehr gut. Leider hing ich etwas zu stark im Verkehr fest. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sonst für die Top-10 gereicht hätte. Trotzdem war es ein gutes Rennen - vor allem ohne Probleme, das ist schon mal viel wert.

Das zweite Rennen war etwas ereignisreicher für mich. Der Start war erneut stark. Wie wir, fuhren auch die meisten anderen mit den Soft-Reifen. Das kam uns entgegen, weil das Auto damit sehr gut funktioniert. Ich war einer der schnellsten im Feld, zwischenzeitlich waren meine Zeiten sogar besser als die der Führenden. Das hat sich richtig gut angefühlt.

Die ersten drei Runden bin ich im Verkehr gefahren, was für mich böse Folgen hatte: Ich bin auf jemanden aufgelaufen, der auf den Supersoft-Reifen unterwegs war, sprich zu diesem Zeitpunkt rund vier oder fünf Sekunden langsamer war. In der ersten Runde, nachdem ich ihn überholt hatte, waren gelbe Flaggen im ersten Sektor. Ich bin an der entsprechenden Stelle zwar deutlich vom Gas gegangen - mehr Tempo rausnehmen kann man eigentlich gar nicht, was in den Aufzeichnungen auch ersichtlich ist -, meine persönliche Sektorbestzeit habe ich aber durch die freie Fahrt dennoch verbessert.

Sie war zwar langsamer als die anderer Piloten, aber das ist eben so im Reglement verankert: Man wird an der eigenen Zeit gemessen. Das wurde mir dann leider zum Verhängnis. Mein Team hat mit diesen Argumenten versucht, bei der Rennleitung die Drive-trough-Penalty noch abzuwenden, konnte aber leider nichts ändern. Weil in Singapur die Qualität des Boxenfunks nicht die beste ist, habe ich schließlich die Anweisungen des Teams nicht richtig verstanden und habe somit die Strafe nicht rechtzeitig angetreten, was die Disqualifikation zur Folge hatte.

Eigentlich hat das dann auch nicht mehr so viel geändert. Mit einer Durchfahrtsstrafe wäre das Rennen ohnehin gelaufen gewesen. Aber es war eine verzwickte Situation. Regel ist nun mal Regel. Im Nachhinein haben die Stewards selbst gesagt, es würde ihnen leid tun, in diesem Fall eine Strafe verhängt zu haben. Die Kommissare haben ihr Regelbuch, nach dem sie sich richten müssen.

Das Positive mitnehmen

Die Geschichte ist sehr ärgerlich, aber dennoch werde ich nicht den Kopf in den Sand stecken, denn es gab schon schwierigere Rennen. Es war schön, einfach mal schnell zu sein. Ich habe mich in diesem Jahr noch nie so konkurrenzfähig gefühlt wie im zweiten Rennen. Da wäre Rang vier oder fünf - vielleicht sogar ein Podium - möglich gewesen.

Nicht nur bei mir gab es eine heikle Situation, auch in der Formel 1. Mark Webbers Taxifahrt und die folgende Verwarnung sorgen derzeit für großes Aufsehen. Ganz ungefährlich war das sicherlich nicht. Ich wäre vermutlich nicht so heiß darauf gewesen, mitzufahren. Für die Zuschauer und die TV-Bilder war es natürlich etwas Tolles. Aber auch hier gilt: Regeln sind Regeln, das gehört zum Sport dazu.

Daniel Abt bleibt trotz anhaltender Pechsträhne gelassen, Foto: GP2 Series
Daniel Abt bleibt trotz anhaltender Pechsträhne gelassen, Foto: GP2 Series

Die Stadt Singapur an sich ist schon beeindruckend, aber wenn man dort auch noch Rennen fährt, das ist ein Highlight. Unser Qualifying fand in der Nacht statt und das war mit Abstand das coolste. Es ist fast ein bisschen schade, dass die Rennen nicht ebenfalls nachts waren, denn das Feeling unter diesen Bedingungen war spitze.

Bis zum Saisonfinale haben wir nun eine längere Pause. Ein Besuch auf dem Oktoberfest ist in diesem Jahr noch nicht geplant, aber vielleicht ergibt sich noch spontan etwas. Sicher werde ich aber mit Freunden eine Woche Urlaub auf Mallorca machen und relaxen, das DTM-Saisonfinale in Hockenheim ist selbstverständlich auch ein Pflichttermin, auf den ich mich freue.

Für das Finale in Abu Dhabi wünsche ich mir einfach einen schönen Saisonausklang. Die Strecke dort kenne ich ebenfalls noch nicht und muss mich überraschen lassen. Hoffentlich funktioniert das Auto wieder so gut wie im Sprintrennen in Singapur. Anschließend gilt es, die Saison so schnell wie möglich abzuhaken, zu vergessen und weiter an sich zu glauben. Fehler, die in dieser Saison leider zu zahlreich gemacht wurden, müssen ausgemerzt und einige Dinge verbessert werden.