Im Nachwuchsprogramm von Red Bull geht es einigermaßen hart zu. Wer die Anforderungen nicht erfüllt, darf die Koffer packen, das durften bereits mehrere Fahrer erleben. So ist das auch Robert Wickens geschehen, der vergangenen Winter nach dem Vize-Titel in der Formel 2 das Nachwuchsprogramm verlassen musste. Seinen Traum von der Formel 1 hat der Kanadier deswegen nicht aufgegeben, will 2010 in der GP3 antreten, hofft nebenbei auf einen Posten als Formel-1-Tester und will sich so nach oben arbeiten. Zum Ausscheiden bei Red Bull meinte er gegenüber dem Blog Wheels.ca: "Es war eine Business-Entscheidung von Red Bull; sie haben mir einfach gesagt, dass ich nicht in den Business-Plan 2010 passe."

Ganz nachvollziehen konnte er die Entscheidung aber freilich nicht. So habe Red Bull öfter mitgeteilt, er müsse die Meisterschaft gewinnen. So war es 2006 in seinem ersten Jahr bei Red Bull, als er den Titel der Formel BMW USA gewinnen sollte und das auch tat. "Ich war mir nicht sicher, ob das [mit dem Titelgewinn] nur ein Bluff war oder ob er [Helmut Marko] es so meinte. In den letzten Jahren sagte er dann gar nichts. Er sagte mir an einem Wochenende, ich müsse gewinnen, also gewann ich irgendwie. Als ich Anfang 2009 in der Formel 2 anfing, sagte er, ich müsse den Titel holen, um weitermachen zu können."

Jetzt gibt es 22 Autos

Letztendlich holte Wickens die Vize-Meisterschaft, hatte bei 16 Rennen allerdings auch sieben technisch begründete Ausfälle. "Die Tatsache, dass ich trotzdem Zweiter in der Meisterschaft wurde, war nach meiner Meinung eine ordentliche Leistung", sagte Wickens. Deswegen tat es ihm auch leid, aus finanziellen Gründen nicht mehr bei Red Bull zu sein. Andererseits sah er nun ganz andere Möglichkeiten für sich. "Jetzt gibt es 22 Autos, die ich in der Formel 1 fahren kann, nicht nur vier [Red Bull Racing und Toro Rosso]. Das öffnet also neue Türen."

Böse wollte Wickens Red Bull wegen der Entlassung nicht sein, viel mehr sah er es so, dass er 2006 nach seinem ersten Jahr in der Formel BMW USA wohl wieder Kart gefahren wäre, hätte ihn der Energy Drink Konzern nicht unter seine Fittiche genommen. "Wenn man bedenkt, dass ich es so weit geschafft habe, dann schulde ich Red Bull einiges dafür, was sie für mich getan haben. Ich dachte, Dr. Marko und ich hatten eine gute Beziehung. Jedes Mal, wenn ich in Österreich war, konnte ich in den Zug steigen, zu ihm ins Büro kommen und zum Mittag- oder Abendessen gehen, wo wir plauderten. Er war sehr nett zu mir", erklärte der Kanadier. Am Ende sei aber eben alles daran gelegen, welche Leistung gebracht wurde. Das Programm sei toll gewesen, alle in der Rennabteilung seien großartig gewesen. "Es heißt aber, wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere, ich bin also zuversichtlich, dass meine Karriere zu besseren Dingen führen wird."