Der Streit um die Zukunft der Formel 1 wird nicht nur von den aktuellen GP-Piloten mit großem Interesse beobachtet und kommentiert - gerade für potenzielle Neueinsteiger ist die Entwicklung natürlich besonders wichtig. Schon allein deshalb, weil sie sich schließlich erst dann wirklich ernsthaft um einen Platz für 2010 bemühen können, wenn die Rahmenbedingungen klar abgesteckt sind und damit auch feststeht, welche Teams es nun im kommenden Jahr auch wirklich geben wird.

Bruno Senna etwa will zwar erst in Silverstone zum ersten Mal in diesem Jahr wieder zu einem Grand Prix kommen, hält sich aber genauestens über die Entwicklung auf dem Laufenden, auch wenn er derzeit wieder einmal ein paar Tage in seiner brasilianischen Heimat verbringt. "Ich wundere mich ein bisschen, dass Ferrari sich jetzt in eine gar so extreme Position gebracht hat, denn ich denke, dass sie am Ende sehr wohl irgendwie einlenken werden und müssen. Schließlich lebt Ferrari auch extrem von der Formel 1", meinte er am Donnerstag Abend gegenüber Motorsport-Magazin.com.

"Man muss es doch realistisch so sehen, dass bei einigen Herstellern angesichts der wirtschaftlichen Situation das Formel-1-Engagement grundsätzlich wackelt, deshalb müssen Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Formel 1 in Zukunft auch wieder viel stärker auf der Basis kleinerer, privater Teams funktionieren kann. Ich bin aber zuversichtlich, dass es zu einer Einigung auf diesem Weg kommen wird, die meisten scheinen ja durchaus kompromissbereit zu sein."

Bruno Senna lässt sich alle Möglichkeiten offen., Foto: Sutton
Bruno Senna lässt sich alle Möglichkeiten offen., Foto: Sutton

Erst wenn sich das alles aussortiert habe, "dann werden ich zusammen mit meinem Management auch wirklich ernsthafte Verhandlungen für nächstes Jahr beginnen, wir werden dann unsere ganzen Kontakte nutzen, die wir in der Vergangenheit schon aufgebaut haben. Bis jetzt hat das ja alles noch gar nicht so viel Sinn gemacht, angesichts der unsicheren Situation. Und davon ganz abgesehen haben die Verantwortlichen logischerweise im Moment auch ganz andere Dinge im Kopf als zukünftige Fahrerfragen."

Wobei er generell sehr zuversichtlich ist, dass es 2010 mit einem Cockpit klappen sollte: "Gerade wenn das Budgetcap in irgendeiner Form bleibt, denke ich schon, dass ich gute Karten habe." Wobei sich das nicht nur auf die offensichtliche Möglichkeit iSport bezieht, sollte Paul Jackson, mit dem Senna letztes Jahr die Meisterschaft in der GP2 nur knapp verpasste, wirklich kommen.

"Den allerletzten Stand kenne ich da jetzt nicht mehr, aber ich war bei einem der Meetings von Paul mit seinen Investoren dabei, ich weiß, dass er es wirklich ernst meint - und das sind ja auch sehr gute Leute dort. Aber es spielen natürlich auch andere Faktoren eine Rolle, und dass jetzt alle erst einmal abwarten müssen, was bei den Meetings in Monaco herauskommt, in welche Richtung alles geht, ist auch klar. Und auch ich muss erst mal sehen, was sich sonst noch so ergibt - ich könnte mich jetzt nicht festlegen, auch wenn ich mich mit Paul und der ganzen Mannschaft dort wirklich gut verstehe und auch an ihre Fähigkeiten glaube. Aber ein Formel-1-Team komplett neu aufzubauen, das ist schon keine leichte Aufgabe."

Viel war immer wieder über die Möglichkeit spekuliert worden, Senna könnte noch im Laufe der Saison einen der "gefährdeten" Wackelkandidaten von Bourdais bis Fisichella ablösen: "Da muss man allerdings sehr vorsichtig sein, mit so etwas kann man sich auch schaden, wenn man dann plötzlich ohne jede Vorbereitung, ohne jeden Test, mitten in der Saison reinspringt."

Wobei es natürlich immer auf die Bedingungen ankäme. Dass er so einen Spontaneinstieg auf jeden Fall ablehne, wie kürzlich in einem Fachmagazin kolportiert, entspricht nicht ganz den Tatsachen: Sollte sich etwa bei einem besseren bis guten Team etwas tun und mit der Chance 2009 auch gleich eine feste Perspektive für 2010 verbunden sein, "dann würde ich natürlich noch mal ganz anders nachdenken", meint er mit hörbarem Grinsen in der Stimme auf die nicht ganz ernsthafte Frage, was denn wäre, sollte etwa Ross Brawn vielleicht doch irgendwann der Stallorderklagen von Rubens Barrichello überdrüssig werden...

Senna hatte einen heftigen Abflug beim LMS-Rennen in Spa., Foto: Sutton
Senna hatte einen heftigen Abflug beim LMS-Rennen in Spa., Foto: Sutton

Die Pause in Brasilien nutzt Senna nicht nur für Meetings mit Sponsoren und Medien, sondern auch zur Behandlung seines nach dem Spa-Crash noch etwas angeschlagenen linken Knies: "Der Rücken ist schon wieder absolut okay, da habe ich keinerlei Probleme mehr, das Knie allerdings tut mir noch ein bisschen weh, da brauche ich noch regelmäßige Physiotherapie, damit das bis Le Mans alles wieder hundertprozentig in Ordnung ist. Wobei Le Mans von der rein physischen Belastung her vielleicht gar nicht das schwierigste Rennen ist, aber allein durch die lange Fahrzeit, die extreme Konzentration über lange Zeit, vor allem in der Nacht, ist es natürlich wichtig, absolut topfit dahin zu kommen."

Spätestens Anfang Juni wird der Brasilianer aber wieder nach Europa zurückkommen: "Wann genau, das hängt davon ab, wann unser neues Auto fertig ist und wir unseren Shakedowntag in Magny Cours fahren können." Ein Testtag soll es wenigstens noch werden vor dem 24-Stunden-Klassiker von Le Mans, eigentlich waren ja drei geplant, doch nach dem 280-km/h-Abflug in Blanchimont im LMS-Rennen in Spa muss Oreca ein komplett neues Auto aufbauen.

Ob Senna dann nach Le Mans auch noch die weiteren Rennen der Le Mans Serie fahren wird, ist noch nicht entschieden, "aber es könnte durchaus sein, es geht einiges in diese Richtung, ich hätte auf jeden Fall viel Lust dazu, weil es mir wirklich viel bringt. Aber ich habe mich noch nicht endgültig verpflichtet - es hängt halt auch davon ab, was sich wann und wie in Richtung Formel 1 tut."