Ferrari war beim Formel-1-Sprint in Brasilien am Samstag kein Gegner für Red Bull und McLaren. Mit den Plätzen fünf und acht ergatterten Charles Leclerc und Carlos Sainz zwar Punkte, doch der Rückstand auf Rennsieger Max Verstappen war selbst auf der kurzen Distanz von nur 24 Runden enorm. Auf alten Soft-Reifen zahlten die Roten den Preis für ihren Geiz, doch das war nicht das einzige Problem. Die Hitze in Interlagos zwang Leclerc und Sainz, mit angezogener Handbremse zu fahren.

"Wir haben die schlechtesten Reifensätze genommen, die wir hatten, um uns die Guten für morgen aufzuheben", erklärt Sainz, der die Zielflagge nach einer Renndauer von 30 Minuten stramme 35 Sekunden später als Verstappen sah. Anstatt sich nach vorne in Richtung des Podiums zu orientieren, mühte sich der Spanier in einem aus bis zu sieben Autos bestehenden DRS-Zug im Kampf um den letzten WM-Punkt ab.

Immerhin im Verfolgerfeld gelang es ihm, sich mit großer Mühe durchzusetzen. Auf der Start-und-Zielgeraden wurde er mehrfach überholte, nutzte dann aber das DRS vor Kurve vier jeweils für den Konter. "Ich habe damit gespielt, denn ich wusste, das es meine einzige Chance ist, die Position zu halten. Ich musste so viel Lift and Coast machen, dass ich fast nicht die Bremse benutzen musste", klagt Sainz. "Ich musste sicherstellen, das DRS zu bekommen, um die Leute auf den Geraden zu erwischen."

Ferrari geizt mit Reifen und Kühlung

Nachdem der Freitag bei kühleren Temperaturen über die Bühne ging, war es am Samstag in Interlagos mit 28 Grad Celsius etwas wärmer. Bei klarem Himmel war der Asphalt zuweilen bis zu 50 Grad Celsius heiß, doch die Reifentemperatur war für Sainz nicht das Problem. Die Ferrari-Piloten mussten mit ausuferndem Pace-Management gegen die Überhitzung ihrer Autos ankämpfen.

"Ich kam an einen Punkt, an dem die Reifen so kalt waren, dass ich nicht einmal attackieren konnte", erklärt Sainz. Die Hitzeprobleme traten dabei nicht nur im dichten Verkehr auf: "Auch in freier Fahrt waren wir am Limit. Die Temperaturen haben uns wohl etwas überrascht. Wir hatten es kühler erwartet, hoffentlich geht es morgen in eine andere Richtung. Heute habe ich mehr Lift and Coast als jemals zuvor in meinem Leben gemacht."

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur räumte den Setup-Fehler ohne Umschweife ein. "Wir haben heute einen Fehler bei der Kühlung gemacht, deshalb mussten unsere Fahrer ab Runde zwei Lift and Coast machen", gesteht der Franzose gegenüber F1 TV. Er hofft, dass sich der konservative Ansatz im Sprint für das Rennen bezahlt macht: "Wir haben uns auf morgen konzentriert und unsere Reifen für das Rennen aufgespart."

Leclerc sieht Verstappen außer Reichweite

Leclerc hatte weniger Action als Sainz, war aber trotzdem nur sieben Sekunden vor ihm im Ziel. Den fünften Platz rettete er gerade so vor AlphaTauri-Pilot Yuki Tsunoda. Für ihn waren die Hitzeprobleme weniger dramatisch als für Sainz. "Wir haben in heißen Rennen immer mit Überhitzung gekämpft. Ich habe nicht das Gefühl, dass es dieses Jahr besonders schlimm ist", erklärt der Monegasse.

Am Sonntag wird er aus Reihe eins neben Max Verstappen in den Grand Prix gehen und erhofft sich dadurch eine bessere Ausgangslage, um das Rennen zu managen. "Hoffentlich werden nach der ersten Runde weniger Autos vor mir sein. Das wird mir helfen, in ein besseres Fenster als heute zu kommen", sagt er. Dass Ferrari im Sprint hinten raus die Luft ausging, macht ihm keine Sorgen.

"Die Pace von Yuki auf den neuen Soft-Reifen macht mir Mut", so der fünffache Grand-Prix-Sieger, der sich denselben Vorteil am Sonntag erhofft. Um den Kampf mit Verstappen aufzunehmen, wird das aber bei weitem nicht reichen: "Ich habe meine letzte Runde mit der von Max verglichen und obwohl die ziemlich gut war, habe ich neun Zehntelsekunden verloren. Wenn das die Pace unserer Autos ist, wird es ziemlich sicher keine Rolle spielen, ob ich ihn am Start überhole. Er wird mich nach zwei oder drei Runden sowieso holen."