Zu Gast bei der FIA-Pressekonferenz am Freitag waren jene Protagonisten, welche in Suzuka eine Art von japanischem Prestigeduell ausfechten - also jene von Toyota und Honda. Für Toyota waren Präsident Tsutomu Tomita und Pilot Jarno Trulli, für Honda Motorsportchef Yasuhiro Wada und Noch-Pilot Takuma Sato zugegen.

Rund um Honda tat sich in der jüngsten Zeit einiges - die Besitzer des Suzuka Circuits haben das B·A·R-Team vollends aufgekauft. Doch für Yasuhiro Wada ist das keine wirkliche Sensation: "Wie Sie wissen hatten wir ja schon zuvor 45 Prozent an dem Team besessen. Und was die Tabak-Situation betrifft - da hätte uns BAT [der Tabakriese, der vormals die Mehrheit besaß, d. Red,] früher oder später sowieso verlassen. Von 0 auf 45 ist für mich ein großer Sprung, aber von 45 auf 100 ist kein so großer Unterschied."

Das zweite Team

Ein wenig sensationeller ist da schon die zweite große Neuigkeit rund um Honda - das mögliche zweite Team! Wada sagt: "Ich wünschte, ich könnte heute mehr erzählen als dass es eben ein unabhängiges Team ist, welches bereits im Rennsport aktiv ist und welches unbedingt in die Formel 1 möchte." Und man habe sich dazu entschlossen, dem Team den "vollen Support" zukommen zu lassen, also "nicht nur die Ausrüstung mit Motoren, sondern auch eine technische Assistenz", wie Wada erklärt. Einen Zeitpunkt für konkretere Informationen kann Wada jedoch nicht bekannt geben. Dass man die Information nur deshalb in den Medienwald jagte, weil ansonsten die zahlreichen Sato-Fans Amok gelaufen wären und man sie mit der Aussicht, dass der Japaner 2006 in einem Honda-befeuerten Auto sitzen könnte, beruhigen wollte - dazu wollte sich Wada nicht konkret äußern. Man habe zahlreiche Emails erhalten - doch man wolle diese Mails "nicht als Beschwerden, sondern als großen Support" betrachten...

Der zweite Windkanal

Aber auch bei Toyota tut sich was. Der neue TF105B hat am ersten Trainingstag einen guten Eindruck hinterlassen - der Entschluss, den modifizierten Boliden doch noch einzusetzen, hat sich also ausgezahlt. Und noch eine Neuigkeit ließ Toyota in den letzten Tagen verlautbaren - in Köln wird ein zweiter Windkanal gebaut.

Honda besitzt nun eine F1-Strecke und ein F1-Team., Foto: Sutton
Honda besitzt nun eine F1-Strecke und ein F1-Team., Foto: Sutton

Japanischer Kaufrausch also - was den Interviewer zu der Frage verleitet, ob man nicht ein japanisches und vor allem teures Wettrüsten befürchte. Toyota-Präsident Tsutomu Tomita winkt ab: "Das ist nicht so teuer. Und, wie Sie wissen, sind zwei Windtunnels sehr nützlich für ein Top-Level-Team. Und wir sehen das ja auch als Langzeitprojekt, nicht nur für den Motorsport, sondern auch für die Entwicklung der Straßenautos." Natürlich müsse man aber "vorsichtig sein, nicht zu viel Geld für die Formel 1 auszugeben", fügt Tomita hinzu.

Das Sparen und der Kaufrausch

Während in Suzuka heute angesichts des drohenden Regens etwas mehr als üblich gefahren wurde, herrscht üblicherweise bekanntlich der Rundengeiz - weil die Motoren zwei Rennwochenenden lang halten und daher selbstverständlich geschont werden müssen. Und das müssen sie wiederum, weil die Formel 1 laut FIA-Präsident Max Mosley unbedingt zu sparen hat. Wenn dann jene Fans, die für viel Geld vor einer gähnend leeren Rennstrecke sitzen, zu hören bekommen, wie kauflustig die Formel 1-Protagonisten zur gleichen Zeit sind und wie zweite Windkanäle errichtet werden, braucht man sich nicht zu wundern, wenn sie sich angewidert und mit dem Gefühl, verhöhnt zu werden, von der Königsklasse abwenden - in Richtung jener Rennserien, die tatsächlich günstiger sind und zudem manchmal wesentlich besseren Sport bieten, wie beispielsweise der neuen A1GP-Serie. Man möchte den Fans tatsächlich glaubhaft machen, dass man bei den Motor-Stückzahlen sparen müsse und könne - während die ständigen Regeländerungen Unsummen verschlingen und man kräftig Geld ausgibt für jene Aerodynamik, die erwiesenermaßen die Überholmanöver erschwert. Die alte Geschichte von den sündteuren Sparmaßnahmen - ein Meilenstein der Ära Mosley...

Doch zurück zur Pressekonferenz. Dort bedankt sich der Toyota-Präsident bei Michelin für die Zusammenarbeit und erklärt, dass der Bridgestone-Reifen "very nice" für das Team sein werde, denn Toyota wechselt bekanntlich im kommenden Jahr zu den Japanern. Über den Motorenvertrag mit Jordan respektive Midland gibt Tomita genauso wenig Auskunft wie über eine kolportierte Anfrage von Williams: "Da gab es Gerüchte, aber ich weiß keine Details."

Takuma Sato glaubt daran, 2006 Rennen zu fahren., Foto: Sutton
Takuma Sato glaubt daran, 2006 Rennen zu fahren., Foto: Sutton

Dass Toyota noch jene 17 WM-Punkte auf Ferrari einholen und der Scuderia somit Platz 3 bei den Konstrukteuren abjagen könnte, da sieht Jarno Trulli nur eine "sehr kleine Chance". Übrigens: Wenn man jene 18 Punkte wegrechnet, die Ferrari in Amerika quasi geschenkt wurden, würde der Kampf um den dritten Platz der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft noch eine gehörige Portion Spannung versprechen. Jarno Trulli empfiehlt, man möge sich nur auf die beiden GP, und nicht auf die WM konzentrieren.

Der neue TF105B und das Problem des Jarno T.

Der neue TF105B sei jedenfalls besser als sein Vorgänger - "vor allem bei den Longrus", vermerkt Trulli. Der Italiener hat es derzeit gar nicht leicht: "Ich habe ein paar Probleme in punkto Handling, Fahrzeugreaktion und Fahrgefühl - für mich ist es ein bisschen frustrierend, diesen Wagen zu fahren, weil es mir so vorkommt, als würde ich damit langsamer unterwegs sein. Doch obwohl ich mich langsamer fühle, bin ich dennoch schneller damit als mit dem alten Wagen - weshalb wir uns auch dafür entschieden haben, den Wagen einzusetzen. Das ist die Richtung für 2006 und wir haben immer noch einige Probleme, die wir einfach noch verstehen müssen, um uns über den Winter verbessern und beim nächstjährigen Fahrzeug einen guten Schritt vorwärts machen zu können." Bei dem TF105B wurde die Vorderradaufhängung neu ausgelegt - Trulli hatte von Beginn an seine Probleme mit dem Fahrgefühl - man kann nur hoffen, dass der Mann aus Pescara das in den Griff bekommt und er an seine tollen Leistungen dieser Saison anschließen kann.

Der einzige Punkt des Takuma S.

Über diverse Probleme kann auch Takuma Sato ein Lied singen. Sie waren in diesem Jahr so schwerwiegend, dass er immerhin sein Stammcockpit verlor. Sato wird nach seinen Plänen für das kommende Jahr befragt - er antwortet: "Eine geradlinige Frage, nicht wahr? Ich kann dazu derzeit nicht viel sagen..." Der Lokalmatador erwähnt das mögliche neue unbekannte Team, von diesem habe er ein Angebot erhalten, aber es habe auch andere Anfragen gegeben. Sato: "Ich erwarte, dass ich 2006 Rennen fahren werde - entweder mit einem neuen oder einem bereits existierenden Team." Einen Namen nannte er nicht - aber es könnte sich um Midland handeln, denn sehr viele Renncockpits sind bekanntlich nicht mehr frei.

Klarerweise sei er von der Saison 2005 enttäuscht, gibt Sato offen zu. Als er nach dem "signifikantesten Punkt" in diesem Jahr gefragt wird, nimmt der Japaner die Frage wörtlich und spricht sein einziges errungenes WM-Pünktchen an, welches er in Ungarn an Land zog. Sato: "Gut, es ist ein wichtiger Punkt. Im Moment habe ich nur einen einzigen Punkt am Konto und leider gab es viele Dramen, unter verschiedensten Umständen. Aber für mich ist dieser WM-Punkt mehr als nur eine Nummer. Er ist wichtig und klarerweise möchte ich an den kommenden beiden GP-Wochenenden weitere WM-Zähler erringen." Als der Fragesteller meint, er hätte wahrscheinlich nicht nach dem "signifikantesten Punkt", sondern besser nach dem "signifikantesten Ereignis oder Merkmal" fragen sollen, erwidert Sato: "Das weiß ich doch - genau deshalb gab ich diese Antwort. Es sollten noch mehr Punkte werden, wirklich!"