Andretti Autosport setzt weiter alles daran, in die Formel 1 einzusteigen. Nachdem vergangenes Jahr eine Übernahme von Sauber scheiterte, arbeiten US-Legende Mario Andretti und sein Sohn Michael Andretti weiter fieberhaft an ihrem Traum von der Königsklasse. Der Plan nahm mit der Bewerbung von Andretti Global für einen Startplatz nun konkrete Formen an. Renault ist bereits als Motorenlieferant an Bord. Der Skepsis von Mercedes-Teamchef Toto Wolff erteilt Andretti Senior eine Absage.

"Wir sind nicht nur die Neuen hier. Wir wissen um die Voraussetzungen und da spielt auch der Zeitfaktor eine Rolle. Nachdem wir uns entschieden hatten, es anzugehen, müssen wir es durchziehen", erklärt Andretti im Interview auf dem YouTube-Kanal des US-amerikanischen Motosportjournalisten David Land. Wolff hatte im Rahmen der Testfahrten seine Zweifel geäußert, inwiefern das neue Team die Königsklasse bereichern könne.

"Jedes Team, das kommt, muss einen Mehrwert bieten. Ich bezahle nicht nur die Einschreibegebühr in Höhe von 200 Millionen US-Dollar. Ich muss auch gegenüber den anderen Teams, der Formel 1 und der FIA demonstrieren, zu was ich im Stande bin. Nur dann wird der Sport wachsen", so der Mercedes-Teamchef. Er hofft, dass Andretti die Herausforderung nicht unterschätzt, da dies nicht nur für das Team eine Enttäuschung wäre.

"Wir sind die absolute Königsklasse. Das hier ist die Champions League oder die NFL. Die Teilnahme mal eben so zu ermöglichen ist nicht Sinn der Sache. Das ist weder die Absicht der F1 noch der FIA. Aber es wenn eine Marke mit guten Leuten und dem notwendigen Budget - nicht nur den 200 Millionen, denn du brauchst wahrscheinlich rund eine Milliarde wenn du in dieser Liga mitspielen willst - ist, warum nicht?", führte Wolff weiter aus.

Andretti widerspricht Wolff: Bringen jede Menge ein

Andretti erteilt dieser Skepsis eine deutliche Absage. "Toto fragt, was wir einbringen? Ich denke, wir bringen jede Menge ein. Viel mehr, als wir [das Geschäft] verwässern könnten", so der Formel-1-Weltmeister von 1978. "Wir wollen es richtig machen und konkurrenzfähig sein. Du trittst nicht nur an, um dabei zu sein."

Nachdem mit Haas in der Saison 2016 bereits ein neues Team aus den USA den Schritt in die Formel 1 wagte, sieht er die Zeit für seine Organisation reif: "Die Popularität in den USA wächst und das Timing ist perfekt. Ich denke, wir bringen alles mit, aber die Zeit läuft. Wir müssen so schnell wie möglich zurande kommen."

Im Sommer 2021 scheiterte eine Übernahme von Sauber. Parallel versuchte Andretti mehrfach, Haas aufzukaufen. Doch Teameigentümer Gene Haas hält an seinem Rennstall fest. "Er will nicht verkaufen. Wir haben zuletzt im Oktober oder November gesprochen. Er sagte mir, dass es ihm egal ist, dass er hinten herumfährt, da es für ihn trotzdem funktioniert", so Andretti.

Andretti bereits mit Renault einig

Ohne die Aussieht auf die Übernahme eines bestehenden Teams ist seine Organisation mit den eigenen Planungen bereits weit vorangeschritten. "Wir haben schon viel Arbeit erledigt", so der 82-Jährige. "Wir wissen wo der Standort und die Fabriken gebaut werden, in Großbritannien. Wir wissen, dass wir die Leute dafür haben, bekannte Persönlichkeiten die diese Art von Neugründungen schon gemacht haben. Wir haben sehr viele Dinge auf dem Schirm."

Dazu gehört auch die Frage eines Motorenlieferanten, die von den US-Amerikanern ebenfalls schon geklärt wurde. "Wir haben eine formelle Übereinkunft mit einem Motorenlieferanten, und die ist publik. Es wird Renault und ich darf das jetzt sagen", kündigt Andretti an. Damit hätten die Franzosen ab 2024 wieder einen Kunden in der Formel 1, nachdem McLaren Ende 2019 zu Mercedes wechselte und Renault seitdem nur noch das eigene Werksteam Alpine ausrüstet.