Seit Jahren erhalten alle brasilianischen Piloten der neuen Generation, egal ob in der F1 oder anderen Rennserien, in den Medien am Zuckerhut das Prädikat des "nächsten Senna" verliehen.

Allerdings hat bislang keiner von ihnen die hohen Erwartungen der Presse und der Fans erfüllen können. Stattdessen verschwanden die meisten von ihnen nach frustrierenden Versuchen in der F1 Fuß zu fassen wieder in der Versenkung abseits der Rennstrecken.

Pedro Paulo Diniz organisiert beispielsweise Fashion Shows sowie Karnevalsveranstaltungen und betreibt ein Hotel in Fernando de Noronha. André Ribeiro investiert in Fahrzeuge, Gil de Ferran ist nach einer Zeit als TV-Kommentator seit 2005 Sportdirektor bei British American Racing und Ricardo Rosset betreut eines der Familienunternehmen.

Sie haben es versucht...

Sie standen und stehen alle in seinem übergroßen Schatten..., Foto: Sutton
Sie standen und stehen alle in seinem übergroßen Schatten..., Foto: Sutton

Pedro Paul Diniz: Diniz tauchte 1995 in der Formel 1 auf. Also in einem Jahr, in welchem den Fans nach Sennas Tod noch ein Grund dazu fehlte am Sonntagmorgen früh aufzustehen und die F1-Rennen zu verfolgen. Er unterschrieb bei einem kleinen Team, kam in den folgenden fünf Jahren aber nie in die Position zu einem Top-Team zu wechseln. Stattdessen fuhr er für Forti, Ligier, Arrows und Sauber. Das Ergebnis: 10 Punkte aus 98 Grand Prix Teilnahmen. Dann bekam er eine aus damaliger Sicht einzigartige Möglichkeit: "Ich wurde dazu eingeladen Teil von Alain Prosts GP Team zu werden und überlegte lange ob ich ins F1-Management einsteigen oder weiter Rennen fahren sollte." Da es mit dem Rennfahren nicht wie gewünscht klappte, wagte Diniz den Schritt auf die andere Seite. Nach dem Ende von Prost GP spielt er mittlerweile erneut mit dem Gedanken "bald" ein Team in einer Top-Rennserie zu führen. Seine Erfolge bei der Führung der brasilianischen Formel Renault Serie geben ihm Recht.

André Ribeiro: Ribeiro weist eine ähnliche Geschichte wie Diniz auf. 1998 bestritt er für Roger Penske seine vierte Saison in der Indy Car Meisterschaft. Nachdem er in 68 Rennen nur drei Siege einfahren konnte, entschied auch er sich dazu die Seiten zu wechseln und Partner von Roger Penske zu werden. "Das war eine einzigartige Gelegenheit für mich", sagte er sich und genießt noch heute seine neue Welt. "Ich mag mein Leben wie es jetzt ist. Es ist viel angenehmer als zu den Zeiten in denen ich mit 360 km/h herumgerast bin. Ich betreue drei Automarken: Chevrolet, Honda und Toyota sowie die Formel Renault und Formel Clio."

Gil de Ferran: Ein weiterer prominenter Fall der Nach-Senna-Ära ist Gil de Ferran. Der in Paris geborene Brasilianer hatte 1995 alle Chancen in der Indy Car Serie. Nach zwei Titelgewinnen in den USA und einem weiteren Sieg bei den 500 Meilen von Indianapolis 2003 entschloss er sich aber den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und in die Kommentatorenkabine zu wechseln. In diesem Jahr konnte de Ferran dem Lockruf der Formel 1 aber nicht widerstehen und unterschrieb einen Vertrag als Sportdirektor bei British American Racing. Nun sammelt er seine ersten Erfahrungen in einer für ihn unbekannten und anderen Welt: Der Königsklasse des Motorsports.

Ricardo Rosset: Rosset bestritt 1996 und 1998 insgesamt 26 Rennen für Footwork Hart und Tyrrell. Heute betreut er eines der Familienunternehmen der Rosset Gruppe. Diese ist Besitzer einer der größten Textilfabriken des Landes.

Sie versuchen es noch...

Rubinho durfte nur selten jubeln., Foto: Sutton
Rubinho durfte nur selten jubeln., Foto: Sutton

Luciono Burti: Der Ex-Ferrari-Testfahrer und 14-fache GP-Teilnehmer für Jaguar und Prost fährt momentan in der brasilianischen Stock Car Meisterschaft und liegt dort auf dem fünften Rang der Gesamtwertung.

Enrique Bernoldi: Der Ex-Arrows-Stammpilot drehte zuletzt seine Runden in der Nissan World Series und ist der F1 als Testfahrer von British American Racing erhalten geblieben.

Tarso Marques: Der ehemalige Minardi-Pilot kehrte nach seinem erfolglosen F1-Ausflug nach Brasilien zurück und ist dort Testfahrer. Zudem absolviert er einige Langstreckenrennen.

Ricardo Zonta: Der heutige Toyota-Testfahrer startete bereits für British American Racing, Jordan und Toyota in der Königsklasse. Seine Familie betreibt eine Supermarktkette in Südbrasilien. Er selbst hält sich aus dem Management allerdings heraus und konzentriert sich weiter auf ein F1-Comeback.

Antonio Pizzonia: Der ehemalige Jaguar-Stammpilot freut sich auf sein Heimrennen, welches er als Vertreter des verletzten Nick Heidfeld bestreiten darf. Seine Chancen auf ein Stammcockpit 2006 sind durch die bevorstehende Bekanntgabe des Button-Verbleibs in Brackley sowie den Abgang von Heidfeld zu BMW stark gestiegen sein.

Die Fans warten noch immer auf einen neuen Senna., Foto: Sutton
Die Fans warten noch immer auf einen neuen Senna., Foto: Sutton

Rubens Barrichello: Rubinho fährt auch weiterhin dem WM-Titel hinterher. Seit seinem Wechsel zu Ferrari im Jahr 2000 konnte Barrichello diesem Ziel nur einmal mit einem Vizetitel näher rücken. Für viele ist er ein exzellenter Pilot, der jedoch das Pech magisch anzuziehen scheint. Und zwar so sehr, dass er in seiner besten Phase als Pilot zur falschen Zeit im richtigen Team war. Schließlich war sein Teamkollege Michael Schumacher. Und dieser vereinnahmte die gesamte Aufmerksamkeit des Teams auf seine Person. Rubinho spielte derweil sprichwörtlich nur die zweite Geige. Er durfte nur dann gewinnen, wenn das Team erlaubte und Michael Schumacher den Titel bereits sicher hatte. Seine Zukunft sieht, zumindest was diesen Punkt betrifft, freundlicher aus. Mit Gil de Ferran erwartet ihn nicht nur ein Freund als Sportdirektor, sondern mit British American Racing auch die Aussicht auf einen fairen Titelkampf. An der Seite von Jenson Button möchte er sich 2006 endlich seinen Traum vom Titelgewinn erfüllen.

Felipe Massa 2002 feierte Felipe Massa sein F1-Debüt für Peter Sauber. Nach einem Lehrjahr auf der Ferrari Uni in Maranello kehrte er 2004 zu den Schweizern zurück. Im kommenden Jahr wird er nun Rubens Barrichellos Platz bei Ferrari einnehmen. Immerhin besitzt Brasilien damit zwei Piloten, die unter gewissen Umständen einen Grand Prix gewinnen könnten.

Insgesamt lässt sich nach viel Kommen und Gehen, einigen frustrierenden Versuchen und einigen kleinen Erfolgen nur eines klar festhalten: Die Post-Senna-Generation hat 0 WM-Titel nach Brasilien geholt und in 11 Jahren nur 10 Siege eingefahren.