Das Transferkarussell dreht sich. Wie eine Turbine treibt es die Formel 1-Protagonisten in bestimmte Richtungen. Diese Strömungen entscheiden nicht nur über die Zukunft der beteiligten Fahrer, Techniker, Teams und Hersteller - sie geben auch ein Spiegelbild ihres jeweiligen Marktwerts ab.

Seit dem Zerwürfnis zwischen BMW und Williams gibt es eine Strömung - weg von dem britischen Traditionsrennstall. Jenson Button macht keinen Hehl daraus, dass er Neo-Privatier Williams wenig zutraut, zumindest weniger als dem Gespann B·A·R-Honda. Der jüngste Performanceeinbruch bei den Weiß-Blauen unterstreicht den Eindruck, dass Williams derzeit zumindest einem sinkenden Schiff gleicht. Da passt es gut, wenn von einem Vorvertrag zwischen Nick Heidfeld und Honda gemunkelt wird. Jetzt tauchte auch noch jene Variante auf, dass Flavio Briatore den bei Renault nicht ganz so glückvollen Giancarlo Fisichella gegen Mark Webber tauschen möchte - beide befinden sich bekanntlich unter den Fittichen des Renault-Bosses.

Williams - wenig schmeichelhafte Wegströmbewegung

Auch wenn Mark Webber umgehend erklärte, er stehe hundertprozentig zu Williams - all diese Gerüchte sind wenig schmeichelhaft für ein so stolzes Team. Sie vermitteln den Eindruck, man müsse Williams so schnell wie möglich verlassen. Sir Frank Williams weiß, dass er nur mit einem großen Hersteller um den Titel kämpfen kann. Dass Kundenaggregate alleine wahrscheinlich nicht genügen werden. Dass eine enge Kooperation und der Austausch von Knowhow nötig sind. Ein Übergangsjahr mit Cosworth-Motoren, danach ein Vertrag mit Toyota - so sollen die Zukunftspläne des britischen Sirs aussehen. Abschreiben sollte man Williams jedenfalls nicht - der Rennstall hat solche Übergangsphasen bereits erlebt - mit jedem Partner, ob Honda, Renault oder BMW, konnte man zumindest Siege erringen.

Heidfeld - imposante Martkwertsteigerung

Dennoch scheinen die Williams-Aktien derzeit zu sinken, während jene der Williams-Piloten im Steigen begriffen sind. Vor allem Nick Heidfeld ist der große Gewinner auf dem Fahrermarkt. Vor einem Jahr stand er dicht am Abgrund der Cockpitlosigkeit - jetzt sind es mit BMW und Williams zumindest zwei Optionen - und sollte B·A·R-Honda tatsächlich Interesse an "Quick Nick" haben, wären es schon drei. Eine imposante Marktwertsteigerung...

Bei Williams will es derzeit nicht so recht laufen..., Foto: Sutton
Bei Williams will es derzeit nicht so recht laufen..., Foto: Sutton

Williams soll ja eine Option auf Heidfeld besitzen - vieles wird davon abhängen, ob sich Button irgendwie lossprengen kann. Während sich also Nick Heidfeld neben seinem angesehenen Stallkollegen Mark Webber hoch profilieren konnte, gelang es Webber wiederum, seinen Wert zu halten. Heidfeld und Webber gelten heute beide als starke Piloten. Webber ist gelungen, was Fisichella bei Renault - mit viel Pech - nicht so recht gelingen wollte. Im Endeffekt stand er vielleicht doch zu oft im Schatten des Fernando Alonso.

Sato im Tiefflug

Einen Tieflug seiner Aktien muss auch Takuma Sato vermerken - wenigstens konnte er in Ungarn den ersten WM-Punkt an Land ziehen. Der Japaner muss nun all seine Honda-Kontakte einsetzen, um sein Cockpit zu bewahren. Und auch der Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve konnte neben Felipe Massa nur wenig für seinen Marktwert tun. Massa wechselte zu Ferrari - doch dort ist er der Nachfolger von Rubens Barrichello. Viele wollten an seinen Platz - nicht minder vielen Piloten jedoch ist der Platz neben Michael Schumacher zu sehr vom Schatten des Siebenfachweltmeisters verdeckt.

Auch ein Marktwertaufpolierer - David Coulthard., Foto: Sutton
Auch ein Marktwertaufpolierer - David Coulthard., Foto: Sutton

Für Jacques Villeneuve jedenfalls scheint sein Engagement 2006 trotz des Sauber-Vertrags noch nicht hundertprozentig gesichert zu sein. Die anfänglichen Abstimmungs- und Kooperationsprobleme konnte man aber anscheinend beseitigen. BMW gilt als eine der zukünftigen Kräfte in der Formel 1, eine riesige Auswahl an Top-Piloten ist jedoch nicht wirklich vorhanden. Bei Villeneuve überlegt man angeblich, ihn auszuzahlen. Massa ist weg. Man möchte unbedingt Heidfeld. Nico Rosberg wäre eine interessante Alternative und eine Investition in die Zukunft...

Coulthard - Oldie but Goldie

Seinen Marktwert halten und sogar aufpolieren konnte "Oldie But Goldie" David Coulthard, der als unrasierter Renn-Onkel trotz Quali-Manko mit seiner bei McLaren-Mercedes eingeholten Erfahrung die Red Bull-Verantwortlichen überzeugen konnte. Und auch Rubens Barrichello scheint mit B·A·R-Honda einen guten Deal an Land zu ziehen. Die Teams scheinen den Wert der Erfahrung wieder mehr zu schätzen.

Für die Jungpiloten ist es wieder härter geworden. Christian Klien und Vitantonio Liuzzi können ein Lied davon singen. Bislang konnte der Hohenemser doch eine Spur mehr überzeugen, er verfügt aber auch um ein Jahr mehr an Formel 1-Erfahrung. Von den anderen Rookies des Jahrgangs 2005 vermochte, so scheint es, keiner seinen Marktwert derart auf Hochglanz zu bringen, als dass nun die Rennställe Schlange um sie stehen würden. Es erscheinen auch keine wirklichen Kometen aus den Nachwuchsklassen oder anderen Rennserien auf der Transferbildfläche. Man könnte sagen: Das Transferkarussell dreht sich nahezu ausschließlich um langjährige Diamanten aus der Königsklasse - um jene, die ihren Marktwert erhöhen konnten.