Sebastian Vettel sichert sich im Freien Training zum Großen Preis von Monaco 2017 die überlegene Tagesbestzeit. Am Nachmittag umrundet der Ferrari-Pilot den 3,337 Kilometer kurzen Kurs in Monte Carlo in nur 1:12.720 Minuten - ein neuer Rundenrekord. Damit ist der Deutsche mehr als eine Sekunde schneller als sein britischer WM-Erzrivale Lewis Hamilton. Der Mercedes-Pilot hatte zuvor im ersten Training noch seinerseits einen neuen Rundenrekord aufgestellt. Doch auch dieser war noch sieben Zehntel langsamer als die Spitzenmarke Vettels im Ferrari.

Tiefstapel-Meister Vettel gesteht Ferrari-Stärke

Am Nachmittag aber kommt Hamilton nicht einmal über Rang acht hinaus, während Vettel mit fast einer halben Sekunde Vorsprung auf den zweitschnellsten Mann, Daniel Ricciardo im Red Bull, von der Spitze grüßt. Eine Machtdemonstration Ferraris im Fürstentum sondergleichen. So gewaltig, dass jetzt selbst Sebastian Vettel, Meister in der Disziplin des Tiefstapels, die Ferrari-Stärke kaum mehr kleinzureden weiß.

"Auf eine Runde, das ist ja kein Geheimnis, glaube ich, dass es ganz gut aussah", sagt Vettel. Überall habe sein Ferrari in Monaco gut funktioniert. "Schon im ersten Run am Morgen war ich sehr happy. Danach mussten wir so viel gar nicht ändern. Aber wir haben das Auto zum Nachmittag trotzdem verbessert. Über Mittag konnten wir da nochmal einen Schritt nach vorne machen. Und da waren die Bedingungen ja auch etwas mehr so, wie sie Samstag und Sonntag sein werden."

Vorschau: Das erwartet die F1 in Monaco: (04:40 Min.)

Vettel: Wissen genau, was das Auto jetzt noch braucht

Doch nicht nur in der Qualifying-Simulation kam Vettel gut zurecht. "Auf dem Longrun ist es ein bisschen schwer zu beurteilen, weil es hier immer ein bisschen rauf und runter ist mit dem Verkehr. So ganz wohl gefühlt habe ich mich da noch nicht. Da können wir noch ein Stück zulegen. Aber Kimi und ich waren grundsätzlich schon ziemlich zufrieden mit den Longruns", berichtet Vettel von den Vorbereitungen für das Rennen.

Eine gute Basis geschaffen hat die Scuderia sich also offenbar bereits. Noch wichtiger: Ferrari wisse genau, wie man sich noch weiter verbessern könne. "Jetzt geht es an das Feintuning. In jeder einzelnen Ecke liegt noch ein bisschen Zeit versteckt", sagt Vettel. "Ich glaube, wir haben verstanden, was das Auto noch braucht, um noch schneller zu werden. Ob wir es umsetzen können, sehen wir dann. Es ist erst Donnerstag und wir müssen es Samstag bestätigen. Aber es ist schonmal gut, sich einzugrooven, um ein Gefühl für das Auto zu bekommen."

Wissenswertes über den Monaco GP: (00:58 Min.)

Vettel sicher: Mercedes-Schwäche nur Ausrutscher

Damit zielt Vettel nicht umsonst insbesondere auf den Samstag, kommt dem Qualifying im ohnehin schon engen Monaco durch die 2017 um 20 Zentimeter breiteren Autos eine noch entscheidendere Bedeutung zu als in den Vorjahren. "Es ist auf jeden Fall wichtig, dass man die Runde zusammen bekommt. Das beste Beispiel dafür ist der Daniel (Ricciardo, d. Red.), der vergangenes Jahr im letzten Abschnitt, als es gezählt, eine hervorragende Runde erwischt hat. Es ist wichtig für das Rennen, hier vorne zu stehen. Wir versuchen jetzt unsere Hausaufgaben dafür zu machen", sagt Vettel.

Arbeit zu erledigen gebe es trotz des starken Starts nämlich noch eine ganze Menge. Ausruhen dürfe sich Ferrari keineswegs, nur weil Mercedes am Donnerstag so gar nicht bei der Musik war. "Ich weiß nicht, was sie am Nachmittag geplagt hat. Mit Sicherheit war das nicht normal. Da kann man sich nicht drauf ausruhen. Beide haben heute Morgen stark ausgesehen. Ich bin mir sicher, dass sie es für Samstag wieder richten können und zu ihrer vollen Stärke zurückfinden. Es wird auf jeden Fall eng - auch mit Red Bull", warnt Vettel.

Deren Motorsportberater sieht das etwas anders. "Der Ferrari kam sehr eindrucksvoll rüber. Der Mercedes war nicht so souverän wie der Ferrari. Unsere Erwartungen gehen von Reihe eins bis Reihe drei. Vettel ist momentan außen vor", sagt Helmut Marko im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Auch Ferraris Sebastian Vettel kam den Leitplanken von Monte Carlo gefährlich nahe, Foto: Sutton
Auch Ferraris Sebastian Vettel kam den Leitplanken von Monte Carlo gefährlich nahe, Foto: Sutton

Zwei Probleme hatten auch Vettel & Ferrari in Monaco

Völlig reibungslos lief der Trainings-Donnerstag für Ferrari-Mann-Vettel in Monaco jedoch nicht. Zwei kleine Baustellen gab es auch bei den Roten:

Vettel kuschelt mit der Leitplanke: Im ersten Training fielen viele Piloten, darunter allerdings ganz besonders Sebastian Vettel, mit diversen Mini-Kontakten mit den Leitplanken in Monaco auf. "Am Vormittag war ich ich vielleicht ein bisschen wild, habe die Leitplanken ein paar Mal berührt", schildert Vettel. "Man merkt, dass die Autos breiter sind. Es ist jetzt alles ein bisschen enger, gerade beim schnellen Richtungswechsel über die Schikanen", erklärt der Deutsche mit Blick auf die breiteren Autos. "Eine große Umstellung ist es aber nicht, wir haben uns über das Jahr schon daran gewöhnt."

"Und man fährt ja nicht freiwillig irgendwo in die Bande. Ja, ich habe heute Morgen ein paar Mal die Barriere geküsst. Aber am Auto war nichts kaputt, ich konnte immer weiterfahren. Nach dem dritten oder vierten Mal habe ich mir aber gedacht 'Lass' es jetzt mal sein, schau', wo du hin fährst'. Und heute Nachmittag war es dann okay", berichtet Vettel. "Wenn man die Linie trifft, sitzt auch der Abstand zur Leitplanke."

Ferrari auf Fehlersuche im FP2: Im zweiten Training konnte Vettel sein Programm erst nach gut 20 Minuten aufnehmen. In der Garage werkelten die Mechaniker noch fleißig am Ferrari. Ein technisches Problem? "Wir hatten im ersten Training eine Kleinigkeit, die ein bisschen länger gedauert hat, um sie zu beheben", bestätigt Vettel. "Ich weiß nicht, ob ich sagen darf, was es war. Das ist ja immer ein bisschen Kindergarten. Aber es war nichts Ernstes - nur eine Vorsichtsmaßnahme, bei der wir ordentlich nachgeschaut haben. Dafür musste der Unterboden runter und so waren wir dann etwas spät dran", erklärt Vettel.

Durch eine gehörige Portion Glück sei das sogar kein Nachteil gewesen. Vettel: "So hatte ich dann irgendwie immer ein Fenster und konnte frei fahren und die Zeit wieder sparen. Wir sind zwar etwas spät rausgekommen, aber so haben wir trotzdem alle Antworten erhalten. Ich war ziemlich zufrieden mit dem Nachmittag!"