1. - S wie Startaufstellung

Die Startaufstellung zum Großen Preis von Korea fasste Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner wohl am treffendsten zusammen: "Nichts Neues gibt es zu berichten. Also: Red Bull steht vorn, Mercedes dahinter, Lotus immer mal wieder dazwischen und Ferrari abgeschlagen." Genauso sah es nämlich in Yeongam aus: Vettel steht zum vierten Mal in Folge auf Startplatz 1 - die 208. Pole in der F1-Geschichte für ein Auto mit Renault-Motor im Heck und damit genauso viele Poles wie Ferrari. Lewis Hamilton verpasste P1 um rund zwei Zehntelsekunden, stellte aber zum zehnten Mal in dieser Saison einen Silberpfeil in Startreihe 1. Romain Grosjean nahm sein Abo auf Startplatz drei wieder einmal in Anspruch: Wenn der Lotus-Pilot im Qualifying im Qualifying in die Spitze fährt, startet er immer von der dritten Position - zum dritten Mal im Jahr 2013.

Mark Webber muss wegen Taxi-Gate um zehn Plätze zurück, Foto: Sutton
Mark Webber muss wegen Taxi-Gate um zehn Plätze zurück, Foto: Sutton

Diesmal gab es allerdings Schützenhilfe von Mark Webber, der infolge seiner Taxi-Gate-Strafe den dritten Startplatz abgeben und das Rennen von Platz 13 in Angriff nehmen muss. Die dritte Startreihe ist wieder einmal fest in Ferrari-Hand. Interessant wird es dahinter: Reihe vier gehört Sauber. Oder, wie Fernando Alonso feststellte: "Es gab einen großen Wechsel und das war eine große Strafe für Lotus und Ferrari. Da haben wir Sauber, die in Q1 rausflogen, bevor wir die 2012er-Reifen bekommen haben, und jetzt fahren sie mit beiden Autos ins Q3." Für Kimi Räikkönen reichte es nach einem Fehler auf seinem schnellen Run nur zu Startplatz neun.

2. - S wie Strategie

In Korea gilt eine Zwei-Stopp-Strategie als erfolgversprechendste Variante. Diesmal setzt Pirelli im Vergleich zum Vorjahr auf eine konservativere Variante und bringt neben den Supersofts den Medium-Reifen statt der weichen Mischung an den Start. "Schon im Qualifying konnten unterschiedliche Taktiken erkennen", sagte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Dennoch gehen wir davon aus, dass die meisten Teams auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzen werden." Vorbehaltlich natürlich der Annahme, dass es am Rennsonntag nicht regnet und die Regenreifen zum Einsatz kommen.

Eine Alternative zu zwei Reifenwechseln wäre der Dreier-Stopp. Pirelli schlägt in diesem Fall, sollte ein Fahrer tatsächlich auf drei Stopps angewiesen sein, die Variante Supersoft/Supersoft/Supersoft und Medium im Schluss-Stint vor. So könnte ein Pilot zwar den Performance-Vorteil der weicheren Mischung ausnutzen, doch dieser Effekt hält sich diesmal eher in Grenzen. Der Zeitenunterschied zwischen Supersoft und Medium beträgt etwa 0,8 Sekunden pro Runde. Zuletzt in Singapur sah das noch ganz anders aus: Auf dem Stadtkurs war die Option-Mischung bis zu 1,3 Sekunden schneller.

3. - S wie Setup

Das Setup ist auf dem Korean International Circuit eine tückische Sache. Fast wie auf dem alten Hockenheimring: Ewig lange Geraden und im letzten Sektor Kurve an Kurve. Ganz so extrem ist es natürlich nicht, dennoch ist ein guter Kompromiss aus Abtrieb und Höchstgeschwindigkeit gefragt. Dabei ist es auch von Bedeutung, wo man startet. Während Sebastian Vettel auf gute Topspeedwerte in der Hoffnung, nicht Überholen zu müssen verzichtet, setzt Teamkollege Mark Webber auf eine gute Höchstgeschwindigkeit. Der Australier wusste wegen seiner Strafversetzung schon vor dem Wochenende, dass er von weiter hinten ins Rennen gehen wird, entsprechend stellte er sich darauf ein. "Das ist bei der Abstimmung schon berücksichtigt worden", gab Dr. Helmut Marko bei Motorsport-Magazin.com zu Protokoll.

Doch nicht nur hier ist ein Kompromiss gefragt. Im Qualifying gingen die Piloten mit wenig Benzin und den Supersoftreifen auf Zeitenjagd, im Rennen dürfte die Wahl verstärkt auf den Medium-Compound fallen - dann auch mit deutlich schwereren Boliden. "Wir müssen das Setup auf ein vollgetanktes Auto mit den Prime-Reifen und gleichzeitig auf ein leichtes Auto mit Option-Reifen abstimmen", erkannte Sergio Perez die Problematik. Landsmann Esteban Gutierrez machte auf ein weiteres Problem aufmerksam: "Wir haben heute gemerkt, dass die Streckentemperaturen eine große Rolle spielen. Zum Ende von Q3 sanken die Temperaturen etwas ab, das machte sich in der Balance des Autos bemerkbar." Eine zusätzliche Variable könnte das Wetter sein: Die Ausläufer eines Taifuns könnten Regen bringen, viel ändern können die Piloten dann aber nicht mehr.

4. - S wie Start

Red Bull, Mercedes, Lotus, Mercedes - dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass nach dem Start ein Roter unter den Top-4 liegt. "Alonso ist spätestens in der ersten oder zweiten Kurve immer vorne dabei. Deshalb muss uns der Start optimal gelingen", betont Helmut Marko. Auch Polesetter Sebastian Vettel weiß um die Gefahr der beiden, langen Geraden kurz nach dem Start. "Dadurch ist nicht klar, was die beste Position ist, in der man aus der ersten Kurve rauskommen will", meinte der Red Bull-Pilot gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Startphasen in Korea sind meist spektakulär, Foto: Sutton
Startphasen in Korea sind meist spektakulär, Foto: Sutton

Nichtsdestotrotz befindet sich Vettel in der besten Ausgangslage für das Rennen. Dahinter gilt es, den Start optimal zu nutzen, denn bis auf die Geraden im ersten Sektor bietet der Korea International Circuit nicht allzu viele Überholmöglichkeiten. "Es wird wohl einen ziemlichen Zug an Autos geben. Da muss man versuchen, irgendwie ein paar zu schnappen - am besten am Start", betonte Adrian Sutil.

5. - S wie Spannung

Sollte Sebastian Vettel den Start gewinnen, dann wird der Korea GP wohl nicht viel an Spannung hergeben. "Wenn wir den Start und die ersten beiden Geraden überstehen, sollten wir wieder ein Rennen in der üblichen Manier fahren - Vettel vorne weg", prophezeite Helmut Marko. Der Pace des Red Bull im Renntrimm ist eben keiner gewachsen, auch wenn Lewis Hamilton am Freitag eine starke Longrun-Pace zeigte. Für Spannung könnte höchstens das Wetter sorgen, denn wie erklärte bereits Fernando Alonso: "Regen bietet die Möglichkeit für Überraschungen. Er kann dir Glück, aber auch Pech bringen."

6. - S wie Südkorea

Kein Geheimnis mehr: Der Korea Grand Prix gehört nicht zu den Lieblingen im Rennkalender. Als größte Sehenswürdigkeit abseits der Rennstrecke im Nirgendwo gilt eine nette Felsformation - das sagt eigentlich schon alles. Vorteil für die Fahrer: Ablenkung ist quasi nicht vorhanden, stattdessen machen es sich die Stars im Hyatt-Hotel für rund 700 Euro pro Nacht bequem. Auch die nahe gelegene Stadt Mokpo bietet nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten, Plattenbau-Tristesse regiert hier.

Traditionell verirren sich nicht besonders viele Fans nach Yeongam, Foto: Sutton
Traditionell verirren sich nicht besonders viele Fans nach Yeongam, Foto: Sutton

Sebastian Vettel würde das Rennen wohl nicht allzu sehr vermissen. Allzu viel von der Umgebung kennt der Weltmeister - da geht es seinen Fahrerkollegen ähnlich - sowieso nicht. "Mehrheitlich die Rennstrecke. Ich war abgesehen vom Flughafen leider noch nie in Seoul", sagte Vettel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Es wurde jedes Jahr ein bisschen besser, aber so richtig gezündet hat es nicht. Das liegt natürlich daran, dass es ein bisschen weit weg ist vom Schuss. Es gibt mehr und mehr Zuschauer, aber leider ist die Euphorie noch nicht ausgebrochen." Angeblich hat sich das Kapitel Korea für 2014 sowieso erledigt, sollte Bernie Ecclestone seine finanziellen Forderungen nicht mindern.

7. - S wie Sonntagswetter

Wer kann Sebastian Vettel schlagen. Mögliche Antwort: Fitow. Die staatliche Wetterbehörde warnte den F1-Tross vor Tropensturm Fitow, inklusive Windgeschwindigkeiten von mehr als 150 km/h und starken Regenfällen. Bis dato ist aber unklar, ob Fitow wirklich die koreanische Küste, an der der Korea International Circuit liegt, streift oder doch abdreht. "Ich habe schon zehn Wettervarianten gehört", zeigte sich Helmut Marko von all den Wetterprognosen genervt.

Der letzte Stand lautet, dass der Taifun Richtung China abdreht und seine Ausläufe in der Nacht Korea erreichen. Das würde bedeuten, dass es am Sonntag ein trockenes Rennen gibt. Die meisten Fahrer nehmen es wie es kommt. "Regen oder Trocken - beides ist für mich okay", sagte Nico Rosberg. Und auch Sebastian Vettel nimmt ein eventuelles Regenrennen locker: "Dann packen wir eben die Regenreifen drauf."