Die Formel 1 hatte in der Vergangenheit nicht nur den Verlust von Rennfahrern, sondern auch von Helfern an der Strecke zu verkraften. Seit 2001 gab es keinen toten Streckenposten mehr zu beklagen, der Kanada GP 2013 führte der Königsklasse jedoch wieder vor Augen, wie schnell ein Unfall passieren kann. Allerdings hatte dieser nichts mit dem aktiven Renngeschehen zu tun.

Der Streckenposten kam erst nach Ende des Rennens ums Leben, als der havarierte Bolide von Esteban Gutierrez abtransportiert wurde. Als er sein heruntergefallenes Funkgerät aufheben wollte, stolperte er und wurde von einem Traktor überrollt, der den Sauber am Haken hatte. Ein tragischer Unfall. Einer, der sich wohl nur schwer vermeiden ließ und im Gegensatz zu den Vorfällen in der Vergangenheit auf keine gravierenden Sicherheitsmängel an Autos oder Streckeneinrichtungen aufmerksam machte.

Umherfliegende Räder in Melbourne, Monza und Monaco

Genau dies war bei den zwei Todesfällen in jüngerer Vergangenheit in Melbourne und Monza der Fall. In beiden Fällen wurde ein Streckenposten von einem umherfliegenden Rad erschlagen. In der ersten Kurve des Italien GP 2000 kollidierten Heinz-Harald Frentzen und Rubens Barrichello. Frentzens Jordan wurde nach einer weiteren Berührung mit Jarno Trullis Boliden Richtung Streckenbegrenzung geschleudert. Dabei riss ein Rad ab und traf Paolo Gislimberti mit voller Wucht am Oberkörper. Der 33-Jährige erlag seinen schweren Kopf- und Brustverletzungen, Rennarzt Sid Watkins und Kollege Gary Hartstein konnten nichts mehr für ihn tun.

Ein Massencrash in Monza führte zum Tod eines Streckenposten., Foto: Sutton
Ein Massencrash in Monza führte zum Tod eines Streckenposten., Foto: Sutton

Nur etwa sieben Monate später ereilte Graham Beveridge in Australien ein ähnliches Schicksal. Jacques Villeneuve fuhr in der fünften Runde auf Ralf Schumacher auf, sein BAR wurde bei Tempo 200 in die Luft geschleudert. Ein abgerissenes Rad flog durch eine Lücke im Schutzzaun und verletzte Beveridge tödlich. Als Folge des Unfalls wurden die Sicherheitszäune in Melbourne verbessert. Zudem sind heutzutage Halteseile für die Reifen vorgeschrieben, die verhindern sollen, dass sich die Räder leicht lösen und zu gefährlichen Geschossen werden können. Die Kevlar-Seile müssen spezielle Tests durchlaufen und eine bestimmte Energiemenge absorbieren können, ehe sie von der FIA für den Einsatz in der Formel 1 freigegeben werden.

Fataler Zusammenstoß in Kylami

Schon in den 70er Jahren kam es zu zwei folgenschweren Unfällen, bei denen Streckenposten ums Leben kamen. Beim Großen Preis von Südafrika 1977 in Kyalami eilten zwei Helfer zum Fahrzeug von Renzo Zorzi, das Feuer gefangen hatte. Die Unfallstelle war schwer einsehbar, da sie hinter einer Kuppe lag und so kam es zur Katastrophe: Der Waliser Tom Pryce erfasste einen der Streckenposten bei etwa 280 km/h. Der Feuerlöscher des gerade einmal 19-jährigen Frederick Jansen Van Vuuren traf Pryce am Kopf. Beide waren sofort tot.

Beim Unfall von Jacques Villeneuve in Australien löste sich ein Rad., Foto: Sutton
Beim Unfall von Jacques Villeneuve in Australien löste sich ein Rad., Foto: Sutton

Zwei Jahre zuvor hatte sich beim vielfach kritisierten Rennen auf dem Stadtkurs Montjuic in Barcelona ein schwerer Unfall ereignet. Der Heckflügel am Boliden des in Führung liegenden Rolf Stommelen brach, das Wrack tötete vier Zuschauer und einen Streckenposten, Stommelen selbst wurde schwer verletzt.

Der erste dokumentierte tödliche Unfall eines Streckenposten ereignete sich 1962 beim Großen Preis von Monaco. Als Richie Ginther mit mehreren anderen Fahrern kollidierte, löste sich das rechte Hinterrad seines Boliden und tötete Ange Baldoni.