Flavio Briatore und Michael Schumacher - zwei Formel-1-Urgesteine, die miteinander zwei Weltmeisterschaften feiern durften. Wie Schumacher Briatore viel zu verdanken hat, so ist es auch umgekehrt. Doch nach Schumachers Wechsel zu Ferrari schien die Beziehung der beiden abgekühlt. Der Kerpener avancierte zum erfolgreichsten Formel-1-Piloten aller Zeiten, Flavio Briatore brachte später mit Fernando Alonso dessen ärgsten Gegner auf die große Bühne und besiegte mit dem Spanier seinen ehemaligen Fahrer in den Jahren 2005 und 2006.

Doch der Italiener hält noch immer große Stücke auf den Rekordweltmeister, dessen Comeback er für falsch hielt. "Am Anfang waren alle sehr aufgeregt, aber ich hatte nie das Gefühl, dass es richtig war." Allerdings hätte es weniger an Schumacher gelegen, als vielmehr an den Rahmenbedingungen. "Die Welt hat sich seitdem verändert", ist sich Briatore sicher. Als Beleg dafür, ging er in das Jahr 1993 zurück, als Alain Prost sein Formel-1-Comeback gab. "Er hatte ein sehr starkes Auto [Williams], aber als Michael zurückkam, war es sehr schwierig. Es gab Fernando [Alonso], [Lewis] Hamilton und Jenson [Button]. Und der Mercedes war nicht der Beste."

Für Briatore selbst hat sich aber am Bild des siebenmaligen Weltmeisters nicht viel geändert. "Ich ziehe es vor, mich an Schumi als Sieger zu erinnern - und nicht als jemand, der darum kämpfte, sich zu qualifizieren und am Ende als Neunter ins Ziel zu kommen." Der 63-Jährige wurde im Interview mit F1 Racing noch deutlicher: "Das war nicht das Abbild von jemand so Besonderem wie Michael."

Dass er den jungen Michael Schumacher 1991 nach seinem ersten furiosen Auftritt in Spa dem Jordan Team 'geklaut' hätte, bestreitet Briatore vehement. Nach dem Qualifying, bei dem der damals 22-Jährige einen überragenden siebten Startplatz erringen konnte, gab es ein Gespräch zwischen dessen Manager Willi Weber und Briatore. "Er hat mir erzählt, dass Eddie [Jordan] - ich weiß nicht mehr wie viel - Geld für das nächste Rennen, den Italien GP, haben wollte."

Doch Briatore wollte Schumacher auch kostenlos für sein Team fahren lassen. "Macht euch keine Sorgen. Wenn Tic-Tac [Schumachers Sponsor] nicht zahlt, dann kannst du für mich fahren - ohne zu bezahlen", hätte er damals zum Regensburger Manager gesagt. "An dem Tag, als das Geld von Tic-Tac nicht kam, haben wir den Vertrag unterschrieben. Also habe ich niemanden gestohlen." Wäre am Vertrag mit dem jungen Deutschen damals etwas nicht richtig gewesen, wäre er ohnehin angefochten worden, so Briatores Beleg für die Korrektheit des Kontrakts. "Wir haben einfach nur einen Vertrag mit einem Fahrer unterschrieben, der noch keinen hatte."

Zum ersten Mal aufmerksam auf das Nachwuchstalent wurde der Benetton-Teamchef aber nicht erst auf der Ardennenachterbahn. "Wir wussten über Michael schon Bescheid, da ein Freund von mir gesagt hatte, es gebe drei Fahrer, die sehr schnell seien." Neben Karl Wendlinger und Heinz-Harald Frentzen gehörte eben auch ein gewisser Michael Schumacher dazu. "Zu der Zeit sah es so aus, als sei Frentzen der Schnellste. Warum habe ich also Schumi gewählt?" Nachdem Schumacher für Betrand Gachot eingesprungen war, wurde Briatore neugierig. "Mich hat es sehr interessiert, zu sehen, ob dieser Typ wirklich so gut war, wie mein Freund glaubte."