1. Warum war Vettel so überlegen?

Fantastisch! Sensationell! Sebastian Vettel überschüttete seinen RB9-Boliden in Bahrain mit allen erdenklichen Lobeshymnen. "Nicht falsch verstehen, aber das war ein relativ entspannter Sieg", sagte der Weltmeister sogar nach seiner dominanten Vorstellung beim vierten Rennen des Jahres. Vettel übernahm schon in der zweiten Runde die Führung von Nico Rosberg und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Red Bull war sich der Stärke des Autos bewusst und setzte auf eine Drei-Stopp-Strategie. Vettel zog jedes Mal die harten Reifen auf, darauf fühlte sich das Auto schon das gesamte Wochenende am wohlsten.

Ein fast schon langweiliger Sieg von Vettel, Foto: Sutton
Ein fast schon langweiliger Sieg von Vettel, Foto: Sutton

Der entscheidende Punkt in Vettels Rennen: Das Erlangen der frühen Führung. "Mir war klar, dass ich früh für Platz 1 überholen musste, denn so konnte ich in sauberer Luft fahren", erklärte Vettel. "Wir haben in den vergangenen Rennen gesehen, wie wichtig das im Hinblick auf den Reifenverschleiß ist." Vettel war sogar selbst überrascht, wie viel stärker der Red Bull war als die Konkurrenz an diesem Tag, nachdem es am Tag zuvor nicht für die Pole gereicht hatte. Bei den heißen Bedingungen in Manama - den bislang höchsten Temperaturen der Saison - fühlte sich Vettels Auto pudelwohl: Schnell und nur wenig Reifenverschleiß - die Kombination des Erfolgs.

2. Wie schaffte es Räikkönen von P8 auf P2?

Pirelli hatte vor dem Bahrain GP erklärt, dass eine Zwei-Stopp-Strategie aus zwei Stints auf den harten und einem auf den Medium-Reifen möglich ist. Lotus schickte Kimi Räikkönen auf den weicheren Pneus, auf denen er auch im Qualifying unterwegs gewesen war, ins Rennen und holte ihn in Runde 16 zum ersten Mal an die Box. Auf dem ersten Satz harter Reifen fuhr der Finne bis Runde 34, ehe er erneut harte Pneus aufzog. Die entscheidende Szene seines Rennens war, dass er an Paul di Resta, der ebenfalls auf einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs war und vor ihm gestartet war, vorbeiging.

"Wir hatten schon am Freitag eine Zwei-Stopp-Strategie geplant und das hat heute gut funktioniert. Meine erste und zweite Runde waren nicht gerade stark, aber nach dem ersten Boxenstopp konnte ich zurückschlagen und wir hatten am Ende ein gutes Rennen", berichtete Räikkönen. Obwohl er während des gesamten Rennens mit den Reifen schonend umgehen musste, konnte er in der letzten Runde noch seine persönlich schnellste Rennrunde drehen.

3. Warum fiel Rosberg so weit zurück?

Auf große Hoffnung folge bei Nico Rosberg in Bahrain große Ernüchterung. Am Morgen lief der Deutsche noch strahlend durchs Fahrerlager und dachte: "Da ist heute was drin." Drin waren letztlich zwei Punkte. Schuld war eine Mischung aus verschiedenen Faktoren. Bereits am Freitag klagte Mercedes über fehlende Balance, ein Problem, dass sich durch die heißen Temperaturen am Sonntag noch verschlimmerte. Ab der ersten Runde klagte Rosberg über Übersteuern und rutschte wild umher.

Rosberg lag nur kurz in Führung, Foto: Sutton
Rosberg lag nur kurz in Führung, Foto: Sutton

Eine Tatsache, die sich negativ auf das zweite große Problem bei Mercedes auswirkte: Die Reifen. Der Silberpfeil ist ohnehin für seine starke Abnutzung der Hinterreifen bekannt, was durch die wilde Rutschpartie nur noch verschlimmert wurde. Das Resultat: Mercedes entschied sich, Rosberg vier Mal an die Box zu holen, doch auch das war laut dem Deutschen nicht genug. Gleich nach dem Rennen forderte der Polesetter, dass bis Barcelona die volle Konzentration darauf gerichtet sein müsse, zu klären, warum die guten Leistungen aus dem Qualifying nicht ins Rennen transportiert werden können.

4. Warum war Alonsos Heckflügel am Anfang offen?

In Bahrain steuert Fernando Alonso bereits nach wenigen Problemen die Box an. Die Mechaniker bringen den hochgeklappten Heckflügel manuell in seine Ausgangsstellung zurück. Auf den TV-Bildern hat es den Anschein, als sei der obere Teil des DR-Systems zu weit hochgeklappt und somit nicht fähig, in die heruntergeklappte Stellung zurückzukehren.

So legte Alonso mehrere Runden mit offenem Flügel zurück. "Fernando dachte zuerst, dass die Hinterreifen schneller abbauen als erwartet", erzählte Teamchef Stefano Domenicali. "Aber bei einem Blick auf die Daten haben wir erkannt, dass es ein Problem mit dem Flügel gab." Daraufhin wurde der Spanier den Regeln entsprechend sofort an die Box gerufen.

Überraschung des Tages: Di Resta, Foto: Sutton
Überraschung des Tages: Di Resta, Foto: Sutton

5. Was machte di Resta so stark?

Paul di Resta und Bahrain - das passt einfach. Schon im Vorjahr rief der Schotte im Wüstenstaat eine überzeugende Leistung ab und erreichte den sechsten Platz. Auch in dieser Saison zeichnete sich früh ab, dass mit dem Force-India-Mann zu rechnen sein würde. Am Freitag verbuchte er in beiden Trainingssitzungen die fünftbeste Zeit und dank der Zurückstufung von Lewis Hamilton und Mark Webber durfte er auch den Grand Prix von P5 in Angriff nehmen. Die Grundlage war also gelegt und da der Schotte eine gute Anfangsphase hinlegte, im Zuge derer er Pole-Sitter Nico Rosberg sowie Felipe Massa überholte, war bald klar, dass er eine Platzierung im absoluten Spitzenfeld erreichen würde.

Als Schlüssel zum Erfolg stellte sich eine Zwei-Stopp-Strategie heraus, die sonst nur Kimi Räikkönen zur Anwendung brachte und da die Konkurrenz vor ihm zum Reifenwechsel kam, durfte sich di Resta zwischenzeitlich sogar über drei Führungsrunden freuen. Zum Sprung auf das Podium sollte es schlussendlich jedoch knapp nicht reichen, weil Sebastian Vettel ohnehin außer Reichweite lag und auch die beiden Lotus-Piloten über eine bessere Pace verfügten. Hätte Romain Grosjean aufgrund seines Scheiterns in Q2 allerdings keine zusätzlichen frischen Reifen zur Verfügung gehabt, wäre dem Schotten wohl der große Wurf gelungen und er hätte sich nicht mit Platz vier begnügen müssen.

6. Was war zwischen Webber und Rosberg?

Schrecksekunde in Runde 40: Nico Rosberg und der gerade vom Boxenstopp zurückgekehrte Mark Webber geraten auf der Strecke aneinander. Doch die beiden Piloten haben Glück im Unglück. Es kommt zwar zu einer leichten Berührung, aber beiden können das Rennen ohne irgendwelche Folgeschäden zu Ende fahren. "Ich befand mich in der Mitte und Nico war plötzlich auf der Außenseite", erzählte Webber. "Da kam es zu dieser Berührung. Die Kollision war nicht sehr hart, aber mein Auto trug eine leichte Beschädigung davon. Ich hatte halt gehofft, dass er mich nicht so hart erwischt, dass es mich dreht. Es war okay, eine normale Sache."

Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner konnte kein Fehlverhalten eines der beiden Fahrer erkennen. "Das war zu 100 Prozent ein Rennunfall", meinte der Brite. "Zwei Fahrer haben sich bekämpft, Mark blieb auf der Ideallinie. Ich sehe da kein Problem." Die Rennleitung beurteilte den Zwischenfall allerdings ein bisschen anders. Nach Meinung der Stewards war Webber der Schuldige an dem Beinahe-Crash. Wirklich gravierend war das Vergehen des Australiers aber offenbar nicht. Er kam mit einer Verwarnung davon.

Webber feierte sein 200. F1-Rennen, Foto: Sutton
Webber feierte sein 200. F1-Rennen, Foto: Sutton

7. Was passierte am Start zwischen Massa und Sutil?

Adrian Sutil ist in dieser Saison bisher nicht vom Glück verfolgt. Lediglich in Australien konnte er in die Punkte fahren, bei den drei weiteren Rennen machten ihm entweder die Technik oder Zwischenfälle mit der Konkurrenz einen Strich durch die Rechnung. So war es auch beim Bahrain GP, wo der Force-India-Pilot unmittelbar nach dem Start mit Felipe Massa kollidierte und einen Reifenschaden davontrug.

"Ich weiß auch nicht genau, was passiert ist. Auf jeden Fall berührte mich Felipe am Rad", zeigte sich Sutil im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com frustriert. "Das Resultat war ein Platten vorne, ansonsten war eigentlich nichts kaputt." Kaputt war allerdings Sutils Rennen, der an die Box zurückschleichen und mit Platz 13 in der Endabrechnung Vorlieb nehmen musste. Massa kam ebenfalls nicht ungeschoren davon. Der Brasilianer verlor die Endplatte seines Frontflügels und klagte anschließend über verstärktes Untersteuern.

8. Was war mit Massas Hinterreifen?

"Zwei Reifenschäden innerhalb eines Rennens, das ist einfach zu viel", konstatierte ein bedienter Felipe Massa nach dem Bahrain GP. In Runde 17 humpelte er zum ersten Mal mit einem demolierten Hinterreifen an die Box, das zweite Mal in Runde 36. Wie es zu den Reifenschäden kam, kann sich der Brasilianer jedoch nicht so recht erklären. "Beim ersten hat sich die Lauffläche abgelöst, das ist ein Pirelli-Problem. Das zweite war ein Puncture - aber ich hatte keinen Kontakt mit irgendjemandem, vielleicht bin ich über was drüber gefahren... Alles ziemlich schwer zu verstehen", rätselte er.

Technikdirektor Pat Fry konnte sich den ersten Reifenschaden ebenfalls nicht erklären, den zweiten bezeichnete er fast sicher als Platten. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass dies Trümmern auf der Strecke zugeschrieben werden kann", erklärte er.