Top: Red Bull

Beim Titelverteidiger lief alles nach Plan. Mark Webber und Sebastian Vettel machten im RB9 jede Menge Kilometer und blieben dabei vollständig von Defekten verschont - im Gegensatz zur direkten Konkurrenz. "Mein Gefühl im Vergleich zu den Jerez-Tests im letzten Jahr ist etwas besser, denn damals kämpften wir ein wenig mit der Zuverlässigkeit", sagte Vettel. In den Ohren der Gegner klingt das wohl wie eine Kampfansage.

Dass der RB9 schnell ist, dürfte auch klar sein. Webber landete auf den Plätzen zwei und vier im jeweiligen Tagesklassement, Vettel fuhr am Donnerstag und Freitag jeweils die drittschnellste Zeit. Adrian Newey kann bis Barcelona nun am Feinschliff seines potenziellen, nächsten Meisterwerks feilen.

Razia-Bekanntgabe dauerte ewig, Foto: Sutton
Razia-Bekanntgabe dauerte ewig, Foto: Sutton

Flop: Razias Präsentation

Es war eine schwere Geburt, bis Marussia endlich das bestätigte, was die brasilianische Presse und Luiz Razia höchstpersönlich bereits vor Tagen herausposaunt hatten. Der Brasilianer sicherte sich dank seiner reichhaltigen Mitgift das zweite Cockpit beim finanziell angeschlagenen Team, doch der Rennstall wollte die Übereinkunft partout nicht bestätigten.

Am Donnerstag der Vorwoche sprach Razia erstmals davon, dass er sich das Marussia-Cockpit gesichert habe, doch die versammelten Journalisten warteten am Dienstagmorgen in Jerez vergeblich darauf, dass nicht nur der neue Wagen, sondern auch der 23-Jährige der Öffentlichkeit präsentiert wird. Schlussendlich wurde Razia einen Tag später per Presseaussendung bestätigt und durfte auch sogleich in den Wagen steigen, obwohl eigentlich Teamkollege Max Chilton hätte fahren sollen. Nach Timo Glocks überraschendem Abgang gab Marussia auch in dieser Causa kein gutes Bild ab.

Top: Lotus

"Die Basis stimmt. Ich habe ein gutes Gefühl im Auto und bin gespannt, ob Kimi ein ähnliches Feedback abgibt", erklärte Romain Grosjean nach seiner Bestzeit am zweiten Testtag. Und tatsächlich fiel das Fazit des Finnen ähnlich positiv aus, auch wenn er seine eigene Bestzeit am Finaltag nicht überbewerten wollte. "Die Bestzeit ist für uns nicht so wichtig wie die Tatsache, dass wir mit unserem Programm wie geplant fortfahren konnten und das Gefühl im Auto stimmt", erklärte Räikkönen.

Ohne Zweifel muss Lotus bis zum nächsten Test in Barcelona noch kleinere Kinderkrankheiten auskurieren, doch alles in allem zeigte sich der E21 in der ersten Testwoche konkurrenzfähig und zuverlässig - auch wenn der Blick auf die Statistik ein anderes Bild zeichnet. Mit 1.204 Kilometern fuhr Lotus zwar die zweitwenigsten Kilometer, doch Räikkönen erklärt: "Wir haben unser Programm abgespult, auf uns geschaut und nicht auf die anderen."

Mercedes enttäuschte zu Beginn, Foto: Sutton
Mercedes enttäuschte zu Beginn, Foto: Sutton

Flop: Mercedes

Ein Silberpfeil auf dem Abschleppwagen, bedeckt mit einem schwarzen Tuch - dieses Bild bekamen die Fans am ersten und zweiten Testtag zu sehen. Erst geriet ein Kabelstrang an Nico Rosbergs Boliden nach 14 Runden in Brand, danach krachte Lewis Hamilton aufgrund eines Bremsproblems bei mehr als 200 km/h in die Reifenstapel. Schnell wurde Mercedes zum Flop abgestempelt, auf Kosten des Rennstalls Witze gemacht.

Sicherlich hatte sich Mercedes einen besseren Testauftakt erhofft, allerdings rissen die letzten beiden Tage den Rennstall fast wieder aus der Flop-Liste. Mit insgesamt 322 Runden, die die Piloten hauptsächlich an den letzten beiden Tagen gefahren sind, bewies der F1 W04 seine Zuverlässigkeit. Doch wie schnell er ist, ist noch unklar. Auch in punkto Abtrieb besteht noch verbesserungsbedarf wie Hamilton verriet. "Wir haben noch Arbeit vor uns, aber es fühlt sich nicht wie ein Desaster an."

Top: Sauber

Sauber gehörte zu den positiven Überraschungen des Tests. Der C32 glänzte vor allem durch Zuverlässigkeit. 429 Runden, umgerechnet mehr als sechs volle Renndistanzen, hielt der Bolide an den vier Tagen in Jerez ohne ernste technische Probleme durch. Am Mittwoch und Freitag übte man sogar das Ausrollen ohne Sprit, um zu Saisonstart für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.

Neben Neuzugang Nico Hülkenberg konnte auch Neuling Esteban Gutierrez überzeugen. Mit 242 Runden war der junge Mexikaner der aktivste von allen Piloten und konnte jede Menge Erfahrung sammeln. Die Zeiten waren zwar nicht berauschend, sind bei Testfahrten aber ohnehin immer mit Vorsicht zu genießen. Hülkenberg fuhr die sechstbeste Zeit der ersten beiden Tage, Gutierrez die fünfte Zeit der letzten beiden Tage.

Flop: Zwischenfälle

Bei den Testfahrten zählt nur eines: Kilometer um Kilometer schrubben und Daten vom neuen Auto sammeln. Richtig ärgerlich ist da jeder Ausfall und jegliche Unterbrechung. In Jerez geizten die Akteure in dieser Hinsicht nicht und sorgten täglich für Schlagzeilen jeglicher Couleur. Den Anfang machte Mercedes, weiter ging es am Freitag mit Ferrari, als am F138 plötzlich eine Rauchwolke auftrat.

Aber nicht nur de la Rosa, sondern die gesamte F1-Belegschaft wurde zu einer Zwangspause verdonnert, als plötzlich ein Loch aus dem Boden klaffte. Eine Stunde lang dauerten die Reparaturarbeiten an, um die 1qm große Öffnung wieder dicht zu spachteln. Und dann war da noch James Rossiter, der bei seinem Einsatz für Force India einen Mechaniker in der Boxengasse umfuhr. Der dicke Kratzer am Auto dürfte klar machen, wie schmerzhaft der unglückliche Kontakt war. Von wegen, Testfahrten sind langweilig: In Jerez passierte jeden Tag eine Kuriosität, auf die die meisten Beteiligten wohl lieber verzichtet hätten.

Bianchi zeigte eine gute Leistung, Foto: Sutton
Bianchi zeigte eine gute Leistung, Foto: Sutton

Top: Jules Bianchi

Es ist noch immer offen, wer neben Paul di Resta das zweite Force India-Cockpit erhält. Als aussichtsreichste Kanditen gelten Adrian Sutil, der für die Inder bereits zwischen 2007 und 2011 fuhr, sowie der bisherige Testpilot Jules Bianchi. Der 23-jährige Franzose gab am Freitag seine Visitenkarte ab und belegte mit lediglich 27 Tausendstel Rückstand den zweiten Platz der Tageswertung.

Ursprünglich sah der Plan vor, dass Bianchi noch ein zweites Jahr als Testfahrer einlegen soll, um weitere Erfahrung zu sammeln, doch nun könnte er unmittelbar vor dem Sprung ins Einsatzcockpit stehen. "Ich bin viele Kilometer in der Formel 1 gefahren und für Rennen bereit", untermauerte er seine Ambitionen. "Wir sprechen mit dem Team, aber es ist noch nichts entschieden." Bianchi hofft, dass Force India bis zu den zweiten Testfahrten in Barcelona verkündet, wer den Zuschlag erhält.