Die Hitze war das einzige, was Luiz Razia beim Auftakt des Young Driver Tests in Abu Dhabi zu schaffen machte. "Es war wirklich sehr heiß heute", bestätigte der Youngster. "Um ehrlich zu sein, am Nachmittag habe ich gekocht." Ansonsten erlebte der Brasilianer im Toro Rosso einen reibungslosen Auftakt. "Heute war ein guter Tag", bilanzierte Razia. "Am Morgen sind wir einen Aero-Test gefahren und nachmittags stand die Bremsevaluation auf dem Programm. Für mich war es darüber hinaus wichtig, dass wir die Steuerprozeduren durchgespielt haben."

Auch die als unberechenbar verschrienen Pirelli-Pneus bereiteten ihm keine Probleme. "Die Reifen haben sich gut verhalten, wir hatten mit den medium und den soft Reifen eine gute Auswahl", erzählte Razia. "Schade, dass wir wegen des begrenzten Kontingents nicht mehr zur Verfügung haben." Kurz vor dem Ende des ersten Testtages erlebte Razia allerdings noch eine Schrecksekunde. Auf Geheiß von Toro Rosso stellte er sein Auto ab und sorgte so für eine kurzzeitige Unterbrechung der Session. "Ich war der Grund für die rote Flagge", bestätigte er. "In Runde elf hat mir das Team mitgeteilt, dass ich das Auto anhalten soll, ich weiß gar nicht, woran das lag, sie haben es mir nicht gesagt.

Das Fazit der brasilianischen Nachwuchshoffnung fiel dennoch durchweg positiv aus. "Ich war auf jeden Fall zufrieden. Ich habe wieder ein paar Runden in der Formel 1 abgespult, vorher habe ich das bereits für Force India gemacht, so konnte ich die beiden Autos vergleichen." Seine eigene Performance stimmte ihn ebenfalls zufrieden. "Wir lagen annähernd zwei Sekunden hinter McLaren, die am vergangenen Wochenende das schnellste Auto hatten. Das war in etwa der Abstand, den Daniel Ricciardo im Qualifying auf die Pole Position hatte."

Viele Bewerber, wenig Cockpits: Schafft Luiz Razia den Sprung in die Formel 1?, Foto: Sutton
Viele Bewerber, wenig Cockpits: Schafft Luiz Razia den Sprung in die Formel 1?, Foto: Sutton

Das Team habe durch den Testtag auf dem Yas Marina Circuit einige wertvolle Informationen erhalten, meinte der Jungspund. "Das Feedback vom Team war gut. Dafür, dass wir so viele Veränderungen am Auto vorgenommen haben, ist es sehr gut und sehr exakt gelaufen, es gab keinen Ausfall." Dass er den Boliden des Rennstalls aus Faenza in Abu Dhabi steuern darf, bezeichnete Razia als große Ehre. "Es war toll einen Toro Rosso zu testen, das Team entwickelt sich immer weiter, es hat seine eigene Struktur und ist nicht mehr von Red Bull abhängig."

Mit den Young Driver Tests soll sich das Kapitel Formel 1 für den zweiten der GP2-Meisterschaft aber noch lange nicht erledigt haben. Ziel sei es, für das kommende Jahr eines der begehrten Steuer zu ergattern. Und die Chancen stehen gar nicht einmal schlecht. Favoriten auf eine Verpflichtung sind offenbar Force India und Caterham, bestätigen wollte Razia das allerdings nicht. "Es sind ein paar Cockpits frei, allerdings wäre es für die Verhandlungen nicht gut, wenn ich verraten würde, bei welchem Team ich die besten Chancen habe", sagte er. "Ich kann aber sagen, dass wir ziemlich weit fortgeschritten sind, wir warten nur noch auf die Bestätigung vom Team."

Im gleichen Atemzug räumte Razia mit dem Gerücht auf, dass er vor allem dank seiner finanzkräftigen Sponsoren, nicht aber wegen seiner fahrerischen Klasse vor dem Sprung in die Königsklasse des Motorsports steht. "Das ist nicht wahr", sagte er. "Wir alle jagen den Traum, einmal in der Formel 1 zu fahren. Ich bin ein talentierter Fahrer. Ich war F3-Champion, dritter in der Formel 3000 und Vizemeister in der GP2. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass man zu Beginn seiner Karriere Geld braucht, um den Einstieg zu schaffen. Ich denke, es ist eine Kombination von beidem, warum ich hier bin."