67 Punkte liegt Kimi Räikkönen mittlerweile hinter Sebastian Vettel - drei Rennen vor Schluss ist der WM-Zug damit so gut wie abgefahren. Doch aufgeben will der Finne noch nicht: Solang es rechnerisch noch möglich sei, müsse man weiter attackieren. Gelernt hat der Lotus-Pilot diese Einstellung nicht zuletzt auch bei seinem Titeltriumph 2007, als er bei noch 20 ausstehenden Punkten zwei Rennen vor Schluss 17 Zähler hinter Lewis Hamilton lag... und sich als krasser Außenseiter am Ende in Brasilien dennoch die Krone aufsetzte. "Ich glaube schon, dass wir noch eine Chance haben, deswegen greifen wir auch weiter an. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass sie jetzt auf einmal ihre Rennen nicht mehr beenden und wir alles gewinnen", war Räikkönen trotzdem um eine realistische Einschätzung der Lage bemüht.

Fest stehe nur: "Man weiß ja nie, was passiert - wir müssen einfach dranbleiben und so viele Punkte holen, wie wir nur können. Abgerechnet wird am Ende." Mit dem derzeit dritten WM-Rang müsse man gemeinhin zufrieden sein, auch mit der guten Comebacksaison 2012. "Aber es kann immer noch besser sein - wir sind hier, um zu gewinnen. Ob ich nun Zweiter oder Zehnter bin, macht für mich also keinen Unterschied", sagte der Ex-Champ mit Blick auf den bis dato einzigen Wertmutstropen bei seiner Rückkehr, den noch fehlenden Sieg. Um diesen endlich zu erreichen, hat das Team zuletzt eine Reihe von Updates für den E20 gebracht - mit signifikanten Auswirkungen: "In Sachen Pace über die Distanz hatten wir zuletzt im Rennen eines der schnellsten Autos."

Red Bull als bestes Beispiel

Noch kein klares Bild: Kimi Räikkönen betrachtet die Updates differenziert, Foto: Sutton
Noch kein klares Bild: Kimi Räikkönen betrachtet die Updates differenziert, Foto: Sutton

"Parallel dazu haben wir uns aber leider auch in die Position gebracht, dass wir mit unserer Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden nie an den Leuten vorbeikommen werden", klärte Räikkönen auf. Der neue Auspuff koste einen derzeit einfach noch zu viele PS. An dem Konzept festzuhalten, sei aber trotzdem richtig, weil es einen über die Runde gesehen schneller mache. "Das haben wir auch am Beispiel Red Bull beobachten können - die waren nach uns die Langsamsten auf der Geraden, gewonnen haben sie am Ende trotzdem." Für das Adrenalin im Rennen sei es allerdings schade, dass man so kaum Chancen hätte, am Vordermann vorbeizugehen. "Ein bisschen enttäuschend ist es schon, aber so ist es nun einmal gelaufen."

Die Schwierigkeiten beim Überholen lägen allerdings nicht nur an der neuen technischen Ausrichtung seines Boliden. Auch die Strecken nahm der 33-Jährige dabei in die Pflicht. "Es passiert nicht so oft, dass man in der Formel 1 spannende Rennen zu sehen bekommt, da es gar nicht so viele Strecken gibt, die einem diese wirklich liefern können. Auf den meisten Kursen ist es sehr schwer zu überholen, aber das ist leider der Standard in der F1", meinte Räikkönen, der seine Wünsche für den Großen Preis von Abu Dhabi am Wochenende wie folgt formulierte: "Wir müssen jetzt hoffen, dass wir das Auto hier ein bisschen verbessern können und im Qualifying nicht wieder einen Fehler mit der Abstimmungsrichtung machen."

"Wenn wir dann noch ein bisschen Glück haben, sehe ich keinen Grund, warum wir nicht auch das Rennen gewinnen können - einfach wird es natürlich nicht, aber das müssen wir sehen, wenn es soweit ist", fand Räikkönen. Besondere Rücksicht auf die beiden Hauptkonkurrenten um den Titel, Sebastian Vettel und Fernando Alonso, werde er nicht nehmen. "Ich bin hier um Rennen zu fahren und zu gewinnen. Ich werde niemanden mit Absicht aufhalten, aber wenn ich jemandem Punkte wegnehme, dann ist es eben so - so ist der Rennsport", erklärte der Finne und fügte ganz im Sinne seines Arbeitgebers hinzu: "Für uns ist es ja gut, wenn wir den beiden vorne Punkte abnehmen können."