Wie oft war eigentlich in den vergangenen Wochen, wenn nicht Monaten, an den verschiedensten Stellen zu lesen, dass Bruno Senna bei Lotus-Renault für 2012 keine Chancen mehr habe, dass die Paarung Petrov und Grosjean in Stein gemeißelt sei? Könnte sein, dass sich da einige Propheten ein bisschen arg weit aus dem Fenster gelehnt haben.

Die Wahrheit könnte anders aussehen und zwar dass das Team nämlich 2012 mit Senna und Grosjean fahren wird. Der Platz von Vitaly Petrov ist entgegen aller immer wieder ohne weiteres Hinterfragen kolportierten Behauptungen alles andere als sicher. Was sich schon spätestens in Indien an der Reaktion seiner Managerin Oksana Kosatchenko auf die dortige Ankündigung der Freitagstests von Romain Grosjean zeigte.

Da lief sie ganz aufgeregt durchs Fahrerlager, kam mit der Bitte - so von Frau zu Frau: "Du musst unbedingt den Boullier fragen, was das soll..." In Abu Dhabi war sie dann auch alles andere als begeistert als sie mitbekam, dass Charles Pic bei Marussia Virgin fix ist: "Damit geht der Plan, Grosjean dahin zu schieben, auch nicht mehr..." Und der Wutausbruch des Russen am Sonntag Abend nach dem Rennen hatte möglicherweise weniger mit Frust und Ärger über ein verpatztes Rennen und eine schlechte Strategie zu tun als mit der Tatsache, dass er an diesem Wochenende endgültig erfahren musste, dass seine Chancen für 2012 nicht mehr sehr gut stehen.

Andererseits fällt auf: Seit dieser Woche gibt es im Lotus-Renault Online-Shop Senna-Merchandising zu kaufen, Brunos eigene Website wurde gerade auf komplettes neues Lotus-Renault-Design umgestellt und sein Satz aus der Pressekonferenz: "Ich hoffe, dass meine Zukunft bald sortiert sein wird!" über den offiziellen LRGP-Twitter verbreitet.

Körpersprache ein Indiz?

Außerdem sagen Körpersprache und Stimmung auch manchmal etwas aus - man braucht nur die drei Fahrer anzuschauen oder auch, wie es aussieht, wenn der Senna-Clan fröhlich plaudernd mit Eric Lux am Tisch sitzt, im Gegensatz dazu, wenn zwischen ihm und Oksana beim "gemeinsamen" Mittagessen sichtliche Spannung herrscht. Die Überlegung bei den Lotus-Renault-Oberen wäre durchaus nachzuvollziehen. Senna fährt trotz Einstieg mitten in der Saison, wenn sein Auto keine Probleme hat, mindestens auf Petrov-Niveau.

Bei entsprechender Vorbereitung und einem vernünftigen Testwinter hat er sicher noch größeres Entwicklungspotenzial, sein technisches Feedback ist nach Auskunft der Ingenieure eindeutig besser als das des Russen, Sponsorgelder in zumindest gleichem Maße wie Petrov kann er auch mitbringen - und weltweit besser vermarktbar ist er auch. Eric Boullier hat jetzt eine Entscheidung vielleicht schon in der nächsten Woche angekündigt - seine Kommentare über Petrov am Samstag Abend hörten sich dabei nicht gerade freundlich an.