Sebastian Vettel fährt 2011 die Saison seines bisherigen Lebens. Er führt die Weltmeisterschaft mit 85 Punkten vor seinem Teamkollegen Mark Webber an und hat auf seine nächsten Verfolger, Lewis Hamilton und Fernando Alonso, sogar 88 beziehungsweise 89 Zähler Vorsprung. Doch seit dem Rennen in Valencia gelang dem Red-Bull-Piloten kein Sieg mehr. Nun wird spekuliert, ob der Deutsche dem Druck in den Rennen teilweise nicht gewachsen ist.

Sein Teamchef Christian Horner dementierte das aber bestimmt. "Er ist enorm beeindruckend unter Druck", erklärte Horner gegenüber Autosport. "Er hat nicht aufgehört mich in Drucksituationen zu überraschen." So sprach der Teamchef Rennen wie im Fürstentum an, wo sich der Heppenheimer über zahlreiche Runden gegen die Angriffe von Fernando Alonso und Jenson Button erwehren musste. "Monaco war ein deutliches Beispiel in Bezug darauf, wie es ihm gelang, die Autos hinter sich zu halten, auf Reifen, die nicht dafür vorgesehen waren so lange zu fahren."

Besser als die Kollegen

In Barcelona hätte er ebenfalls dem großen Druck des McLaren von Hamilton standgehalten. Neben acht Pole Positions, gelang es dem Deutschen bisher in jedem Rennen in die Punkte zu fahren, wobei er ausgerechnet bei seinem Heimrennen am Nürburgring das Podium mit Platz vier verpasste. Doch auch dieses Ergebnis stimmte Horner zufrieden. "Er kam immer noch als Vierter ins Ziel und wenn man die schlechtesten Rennen seiner Kollegen in diesem Jahr ansieht, waren die wesentlich schlechter als das", zeigte der Teamchef auf.

Sebastian Vettel kämpfte am Nürburgring rundenlang gegen Felipe Massa um Platz vier. Am Ende machte Ferrari einen Fehler beim Boxenstopp und der Deutsche rutschte durch., Foto: Sutton
Sebastian Vettel kämpfte am Nürburgring rundenlang gegen Felipe Massa um Platz vier. Am Ende machte Ferrari einen Fehler beim Boxenstopp und der Deutsche rutschte durch., Foto: Sutton

Zudem müsse man das Gesamtbild im Überblick behalten. "Der Nürburgring war das einzige Rennen, in dem er nicht geführt hat, was schon an sich eine bemerkenswerte Statistik ist", machte Horner deutlich. Erneut zählte er die sechs Siege, die zwei zweiten Plätze und das Nürburgring-Ergebnis auf, welche Vettel in die Führungsposition gebracht haben. "Das ist keine schlechte Ausbeute und er war in der Position drei weitere Rennen zu gewinnen."

Die verpassten Siege

Damit sprach Horner die Rennen in China, Kanada und Silverstone an, die der Heppenheimer angeführt hatte. In China entschied man sich bei Red Bull nur zwei Boxenstopps zu machen. Damit war Vettel am Ende des Rennens chancenlos gegen Hamilton, der mit frischen Pneus angeschossen kam. In Kanada war es der andere McLaren, der ihm den Sieg nahm. Button rutschte durch, als sich der Red-Bull-Pilot kurz vor der Spitzkehre etwas von der Strecke schob. "Und in Silverstone war er in Führung, bis der Wagenheber streikte", fügte Horner noch hinzu, der damit den verpatzen Boxenstopp der Bullen ansprach, durch welchen Alonso an Vettel vorbeizog und das Rennen gewann.

Tatsächlich würde es dem Weltmeister von 2010 genügen, in den kommenden Rennen immer Dritter zu werden, um seinen Titel zu verteidigen. Doch seine Fans müssen sich keine Sorgen machen, denn Horner erklärte, dass dies niemals Vettels Ziel sein wird. "Er muss angreifen. Er ist hungrig auf Siege", so der Brite. "So geht er in jeden Grand Prix."