Überholen ist in der modernen Formel 1 schwer genug. Die neuen Kurse erleichtern das Essentielle des Rennsports jedoch auch nicht gerade - findet zumindest Sir Jackie Stewart und steht mit seiner Meinung diesbezüglich bei weitem nicht alleine da.

"Ich befürchte er hat nicht besonders viel für die Zuschauer gemacht", erklärte Stewart in seiner Kolumne im Daily Telegraph. Der 71-Jährige ging sogar so weit zu sagen, dass der einzige verbliebene Unterschied zwischen Golf und der Formel 1 sei, dass der jeweilige Parcours nicht von derselben Person entworfen sei. Harte Worte in Richtung Hermann Tilke, der seit Jahren in der Königsklasse für die Strecken verantwortlich zeichnet und aus dessen Feder nahezu jeder neue Kurs stammt.

"Vereinfacht gesagt: Die meisten dieser Strecken sind Kopien voneinander und sie neigen dazu Fehler nicht mehr so zu bestrafen", stellte der Schotte fest. Er argumentierte, dass beispielsweise Mark Webber vergangenes Jahr in Abu Dhabi keinen Weg an Fernando Alonso vorbei gefunden hätte, obwohl dieser beim Versuch sich Vitaly Petrov zu schnappen einige gröbere Fehler gemacht habe. "Das ist einfach falsch so", meinte Stewart über die fehlenden Überholmöglichkeiten.

Sicherheitsbedenken würden zwar bei der Planung von neuen Kursen zu Recht nach wie vor im Vordergrund stehen - doch in Bezug auf die Spannung der Rennen war dies dem 71-Jährigen zu viel des Guten. "Es ist bald 17 Jahre her, dass zuletzt jemand sein Leben in einem Formel-1-Boliden verloren hat", erklärte der dreifache Weltmeister in Bezug auf Ayrton Sennas Unfall 1994 in Imola. "Nun sind wir aber schon zu weit in die andere Richtung gegangen", sagte der Schotte. "Die Strecken sollten nicht so viel verzeihen ohne eine Strafe folgen zu lassen, die die Zuschauer vor Ort und vor dem Fernseher auch sofort erkennen können", so Stewart kritisch.

"Sicherheit ist eine Sache - Missbrauch dieses Privilegs aber eine ganz andere", ärgerte sich der Schotte über zu viel Spielraum und Auslaufzonen. Beistand erhält er bei dieser Diskussion von zwei Australiern. Mark Webber stimmte in den Tenor ein und ließ verlauten, er fände Stewarts Kritik angebracht und "goldrichtig". Ebenso unzufrieden mit den Streckencharakteristika auf einigen Kursen ist Williams-Technikchef Sam Michael, der sich beklagte, es gäbe eindeutig zu viele Schikanen in der modernen Formel 1.