Mit einem blauen Auge kommen Bernie Ecclestones Gegner zumeist nicht davon, Foto: Hublot
Mit einem blauen Auge kommen Bernie Ecclestones Gegner zumeist nicht davon, Foto: Hublot

Dass Bernie einstecken kann, hat er in den letzten Wochen eindrucksvoll demonstriert. Wenn auch unabsichtlich und aus unschönem Anlass. Doch die Königsdisziplin des Königs der Königsklasse ist immer noch das genaue Gegenteil: Austeilen - und das kann Mr. E wie kein Zweiter.

Für seine Kritiker, Widersacher und Gegner war das schon immer sehr dumm - Ferrari Präsident Luca di Montezemolo hielten alle warnenden Beispiele der Vergangenheit dennoch nicht davon ab, bei Bernie ganz öffentlich um etwas mehr Geld für die Teams zu betteln. Wie der Formel-1-Boss darauf reagierte, kann man sich ja vorstellen.

"Kompletter Schwachsinn", seien Montezemolos Forderungen, ließ Bernie verlauten und orientierte sich beim gewählten Vokabular damit an einem anderen seiner Kollegen unter den rüstigen Rentnern im Fahrerlager. Auch sein Ex-Pilot Niki Lauda, mit dem er in den Siebzigern einst bei Brabham zusammenarbeitete, wartet zwischen seinen Hustenanfällen bei RTL seit Jahren regelmäßig mit den Begriffen "Blödsinn" und "Unsinn" auf. Besonders zufrieden scheinen die beiden Haudegen mit den heutigen Zeiten also nicht zu sein.

Und eben gerade weil es im Moment für niemanden in der Vollgasbranche einfach ist, dachte sich auch Don Luca man könne ja wenigstens mal fragen. Ecclestone wurde jedoch nicht zum heiligen St. Martin und war von den Bitten des Italieners wenig beeindruckt oder erweicht, sondern eher genervt: "'Wir brauchen mehr Geld' - das sagt er doch jedes Jahr wenn er nach Monza oder Maranello kommt", stellte der Brite gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters klar. "Die werden sich eh nicht abspalten. Das haben sie ja alles schon öfters versucht", schmunzelte Ecclestone mit in der Überlegenheit des Wissens um unzählige gescheiterte Versuche der Gründung einer eigenen Rennserie.

Laudatio aus Maranello

Dass Montezemolos Drohungen nur heiße Luft waren, musste sich der Ferrari-Chef dann wohl bald selbst eingestehen. Er stellte klar: "Die Präsenz und die Regeln von Bernie haben natürlich Priorität. Die Formel 1 kann nicht durch die Aktienbörse oder durch gute oder weniger gute Finanzleute geführt werden. Wir brauchen Leute mit Erfahrung, Glaubwürdigkeit und Persönlichkeit." Nichts davon ist Big Boss Bernie abzusprechen. Von der uneingeschränkten Geradlinigkeit seines Regiments ist wohl auch 'Monte' fasziniert.

Ein seltenes Bild - Bernie schaut zu Luca auf, Foto: Ferrari
Ein seltenes Bild - Bernie schaut zu Luca auf, Foto: Ferrari

Zwar verzichtete der Italiener darauf, sich so eine Herrschaftsform auch für seine Führung bei Ferrari zu wünschen - doch aus seiner Bewunderung für Ecclestone machte er wahrlich keinen Hehl: "Bernie ist nicht nur der König der Welt, sondern der gesamten Galaxie. Fairerweise muss man sagen, dass es ihm nicht nur um sein eigenes Geschäft geht, sondern auch um den Schutz der Formel 1", meinte der 63-Jährige.

Doch Einschleimen hat bei Bernie bekanntlich noch nie etwas gebracht. "Also Luca ist ja ein lieber und netter Kerl - aber er sagt diese Dinge ganz gerne und vergisst dann auch wieder sehr schnell, was er gesagt hat", belächelte der Imperator den italienischen Lobesgesang. Wirklich interessiert schien der große Zampano an der ganzen Causa Montezemolo jedoch ohnehin nie so recht. Bereits vor Jahren hatte Ecclestone zu dem Thema Herstellerstreit verlauten lassen: "Die denken doch, sie hätten mich bei den Eiern. Aber ich kann ihnen verraten: Dafür sind ihre Hände gar nicht groß genug!"

Profit aus Raubüberfall

Damit sei dann eigentlich auch schon alles gesagt. Ecclestones Einstellung steht wie in Stein gemeißelt fest. Dieses Denkmal als Altersstarrsinn zu deklarieren und umzuwerfen wird sich im Sport der Traditionalisten ohnehin niemand trauen. Und um Bernie wirklich einmal zu Boden zu kriegen, bedarf es ja bekanntlich schon krimineller Methoden.

Das nicht einmal das etwas bringt bewies der 80-Jährige obendrein mit viel britischem Humor. Das Stehaufmännchen zog selbst bei Niederschlag noch Profit aus der Sache - bestens zu sehen am aktuellen Beispiel seiner Uhrenwerbung mit blauem Auge und dem Slogan "Was die Leute nicht alles für eine Hublot tun". Ob bei so viel Selbstbewusstsein die Hände der Räuber groß genug für Bernies Uhr waren, ist dabei genauso ungeklärt wie die Täterschaft.

Ein erstes Gerücht, wonach John Button aufgrund Ecclestones spöttischer Aussagen zum Überfall auf ihn und seinen weltmeisterlichen Sohn Jenson in Brasilien, dem Formel-1-Boss nach der nächtlichen Sperrstunde in den Pubs an der Themse, zusammen mit ein paar Trinkkumpanen einen Besuch abgestattet hätte, erwies sich indes als unwahr. Bernies Mut und Manneskraft wären aber wohl auch in diesem Fall nicht minder hoch einzustufen gewesen.

Bereits im Jahr 2000 wurde Mr. E einmal mit dem 'großen goldenen Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich' ausgezeichnet. Ein Aufstieg wird da selbstredend schwer. So gesehen sollte sein nächster Halt vielleicht unweit seines eigenen Domizils, bei der Queen in London sein. Tee im Buckingham Palace hin oder her, aber der Ritterschlag fehlt dem mutigen kleinen Mann an der Spitze der PS-Welt noch. Bernie als Ritter ohne Furcht und Tadel - allein für seine Sprüche hätte er es verdient.