Die Formula Renault 3.5 World Series erhielt 2012 einen neuen Anstrich in Form eines neuen Fahrzeugs. Die 2012 verwendeten Fahrzeuge sind wohl die ästhetischsten Formelboliden, die derzeit unterwegs sind. Modern, aber trotzdem elegant kamen die neuen Dallara-Boliden daher. Man fragt sich schon, warum nicht die Königsklasse auf ein derartiges Design gekommen ist. Die 2 Meter breiten Fahrzeuge sorgten trotzdem für reichlich Action. Mit einher ging auch ein Wechsel auf Zytek-V8-Motoren. Hier trauerten einige dem markanten Sound der V6-Motoren aus dem Vorjahr hinterher.

Ein unglaublich kompetitives Feld macht sich in der World Series daran, die 17 Läufe unter die Räder zu nehmen. Die Liste der Favoriten war lang: Jules Bianchi, Kevin Magnussen, Nick Yelloly, Marco Sörensen, Sam Bird, Mikhail Aleshin, Alexander Rossi, Arthur Pic. Doch schon am ersten Wochenende machte ein niederländischer Rookie von sich reden, der dieser Meisterschaft den Stempel ausdrücken sollte: Der Niederländer Robin Frijns beeindruckte direkt in Aragon mit einem starken Auftritt.

Mann des Jahres: Antonio Felix da Costa

Magnussen gehörte stets zu den schnellsten Fahrern, hatte aber jede Menge Pech, Foto: WS by Renault
Magnussen gehörte stets zu den schnellsten Fahrern, hatte aber jede Menge Pech, Foto: WS by Renault

Lediglich Bianchi sollte in der Lage sein, über die gesamte Saison das Tempo des Formel Renault 2.0 Eurocup Meisters von 2011 mitgehen. In der zweiten Saisonhälfte gesellte sich auch noch Antonio Felix da Costa hinzu. Doch dieser konnte erst ab der zweiten Saisonhälfte richtig angreifen. Die ersten Rennen hatte er verpasst, stieg am Nürburgring ein und brauchte zwei Wochenenden Eingewöhnungszeit. Ab Silverstone war er voll da und sammelte von da an mit Abstand die meisten Punkte von allen.

Ebenfalls sehr stark waren die beiden Dänen Marco Sörensen und Kevin Magnussen. Doch beide schienen das Pech gepachtet zu haben: Technische Defekte und/oder Reifenschäden machten beiden immer wieder gute Resultate zunichte. Am bittersten war hier der Ausfall von Magnussen im zweiten Rennen von Ungarn: Er lag sicher auf Siegkurs, als ihm drei Runden vor Schluss der Motor hochging. Zuletzt wären da noch der Meisterschaftsdritte, Sam Bird, und Nick Yelloly, der Fünfter in der Endabrechnung wurde, die ebenfalls stark waren, aber nicht ganz so gut wie Frijns, Bianchi und da Costa.

Das neue Auto wusste von Beginn an zu überzeugen und so holte Yelloly den ersten Sieg mit dem neuen Fahrzeug, bevor am Sonntag Frijns zum ersten Mal zeigte, dass mit ihm zu rechnen sein würde. Beim prestigeträchtigen Rennen in Monaco holte sich Sam Bird den Seig, nachdem er im Qualifying bereits den Grundstein gelegt hatte. Daraufhin ging es nach Spa-Francorchamps, wo Marco Sörensen verdient seinen ersten Saisonsieg einfuhr. Im zweiten Lauf gab es eine heftige Kollision, die Richie Stanaway durch die Luft schleuderte. Der Neuseeländer zog sich dabei Rückenverletzungen zu und fiel den Rest der Saison aus.

Das Wetter spielte häufig mit

Den Sieg in jenem verregneten Rennen holte sich Kevin Magnussen, nachdem Lewis Williamson zwar als Erster die Zielflagge gesehen hatte, aber nicht den Pflichtboxenstopp absolviert hatte. Am Nürburgring dominierte zunächst Jules Bianchi, der die Konkurrenz im Samstagsrennen komplett in Grund und Boden fuhr. Die in der Saison zahlreichen Wetterkapriolen durften natürlich auch in der Eifel nicht fehlen, das Chaosrennen am Sonntag entschied Nick Yelloly für sich, der damit der erste Pilot war, der zwei Rennen gewinnen konnte.

Jules Bianchi leistete sich im vorletzten Rennen einen dummen Fehler, Foto: WS by Renault
Jules Bianchi leistete sich im vorletzten Rennen einen dummen Fehler, Foto: WS by Renault

In Moskau schlug wieder die Stunde des Robin Frijns, der das Samstagsrennen für sich entschied. Am Sonntag kam es zu einer kuriosen Szene, als Jules Bianchi zweimal in Folge umgedreht wurde. Gleichzeitig kollidierten auch die Lotus-Teamkollegen Sörensen und Cesar Ramos, die beide ins Kiesbett rutschten. Als siebter Sieger trug sich Arthur Pic in die Liste ein. Das Wochenende in Silverstone war dann wieder von Regen gekennzeichnet. Da viele Piloten auf Slicks starteten, wurde die Luffield-Kurve zum teuren Schrottplatz, als acht Piloten gleichzeitig von der Strecke rutschten, darunter Sam Bird.

Das Rennen musste unterbrochen werden und Bianchi holte seinen zweiten Saisonsieg. Der Sonntag wurde eine klare Angelegenheit für Sam Bird, der den Heimsieg vor Antonio Felix da Costa einfuhr. Dieser brachte sich nun nachhaltig ins Gespräch. Symbolisch sein Manöver in Copse: Frijns und Bianchi kämpften um den zweiten Platz, konnten beide keinen optimalen Schwung mitnehmen und da Costa überholte beide. Von nun an sollte er der Mann der restlichen Saison werden. In Ungarn holte zunächst aber nochmal Frijns einen überlegenen Sieg am Samstag.

Skandalöses Finale

Antonio Felix da Costa dominierte in den letzten Rennen, Foto: WS by Renault
Antonio Felix da Costa dominierte in den letzten Rennen, Foto: WS by Renault

Am Sonntag holte da Costa dann seinen ersten Sieg. Hier war es noch ein Abstauber, nachdem Magnussen sein unglaubliches Pech hatte. Das vorletzte Meeting in Paul Ricard lief für Frijns überhaupt nicht nach Maß: Ein siebter und ein neunter Platz im Regen besiegelten sein mit Abstand schlechtestes Wochenende, während da Costa und Bianchi die Siege unter sich ausmachten. Der Force-India-Ersatzfahrer kam somit als Tabellenführer nach Barcelona. Doch hier versagten ihm im ersten Rennen die Nerven: Am Start weit zurückgefallen, kämpfte er sich wieder vor, doch in der letzten Runde drehte er sich beim Angriff auf Magnussen und wurde nur Siebter.

So ging also Frijns als Tabellenführer in den letzten Lauf. Und hier fiel nun die Meisterschaftsentscheidung auf eine Art, wie man sie eigentlich nach den 90er-Jahren verbieten wollte: Nachdem Bianchi ihn sauber kassiert hatte, setzte Frijns sich mit einer Divebomb neben Bianchi und schickte den Tech1-Boliden ins Off. Kein Titel, auf den man stolz sein kann, obwohl er über die Saison hinweg überzeugt hatte. Dass Antonio Felix da Costa als einziger Pilot an einem Wochenende beide Läufe gewann, ging hierbei fast unter.