Herrlicher Sonnenschein, proppevolle Tribünen und ein strahlender Sieger. Das letzte Rennwochenende der Formel 3 Euro Serie auf dem Hockenheimring bot das perfekte Ambiente für Sven Müllers lang ersehntes Ziel: in seinem Debütjahr ganz oben auf dem Podium zu stehen und den Sieg in vollen Zügen zu genießen. Von Platz fünf gestartet, setzte er sich gegen die Konkurrenz durch und fuhr schließlich zu seinem ersten Erfolg in der prestigeträchtigen Nachwuchsserie. "Es war mein großes Ziel, in meiner Rookie-Saison ein Rennen zu gewinnen und das klappte dann ja auch", blickt Müller im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com zurück.

Sechsmal schaffte er es in seinem ersten und gleichzeitig dem letzten Jahr der F3 Euro Serie auf das Podium, am Ende stand der sechste Gesamtplatz. Doch nur die wenigsten hatten den 21-Jähirgen auf dem Radar. Willkommen in der Welt des Pascal Wehrlein, der das F3-Geschehen aus deutscher Sicht beherrschte, auf Anhieb Vize-Meister wurde und in dessen Schein der eine oder andere hoffnungsvolle Nachwuchspilot etwas verblasste. Darunter auch Müller, der im Vorjahr noch gemeinsam mit Wehrlein im ADAC Formel Masters für Furore gesorgt hatte und die Saison nach Ergebnis-Querelen schließlich als Gesamtdritter abschloss - Meister wurde Wehrlein.

Wehrlein und Müller 2011 auf dem Podium, Foto: Formel Masters
Wehrlein und Müller 2011 auf dem Podium, Foto: Formel Masters

Dabei ließ Müller sein Können im vergangenen Jahr häufig aufblitzen und musste sich nicht vor Wehrlein verstecken. Nur eilte Müller eben nicht der Ruf des Champions voraus. Für ihn aber kein Makel: "Ich denke nicht, dass man die Meisterschaft gewinnen muss, um in der Formel 3 Euro Serie konkurrenzfähig zu sein. Am Ende wurde Pascal zwar Meister, aber es hätte auch ein anderer Fahrer sein können." Der Aufstieg in die Formel 3 nach zwei lehrreichen Jahren im ADAC Formel Masters war die logische Folge. Für Müller hätte es eigentlich nicht besser laufen können, stieg er doch gleich beim renommierten Top-Team Prema ein.

An der Seite des späteren Meisters, Daniel Juncadella, sowie Ferrari-Academy-Junior Raffaele Marciello und Michael Lewis verdiente sich Müller seine ersten Sporen in der anspruchsvollen Formel 3. Er war sich auch nicht zu schade, sich von den erfahrenen Teamkollegen Tipps zu holen. "Ich war dankbar für Hinweise", so Müller. "Daniel gab mir immer wieder Tipps, beispielsweise auf Rennstrecken, die ich vorher noch nicht kannte. So konnte ich mich besser auf die Rennen einstellen. Mit Konkurrenzkampf hatte das nichts zu tun." Müller verfügt über eine Menge Talent, weiß sich aber auch richtig einzuschätzen. Erfahrung ist in den Anfängen des Formelsports durch nichts zu ersetzen und der gebürtige Mainzer befindet sich noch in der Lernphase.

Müller in den engen Gassen Macaus, Foto: Formula 3 Euro Series
Müller in den engen Gassen Macaus, Foto: Formula 3 Euro Series

Das wurde bei den zwei Top-Rennen der F3 in Pau und Macau sichtbar. In beiden Grands Prix würgte Müller in einem Rennen beim Start den Motor ab, kämpfte sich aber jeweils wieder tapfer nach vorn ins Mittelfeld. Unter sein erstes Macau-Abenteuer in China zog er dennoch ein positives Fazit. Müller realistisch und ganz unaufgeregt: "Mir war klar, dass es dort sehr schwierig werden würde, weit nach vorn zu fahren. Da waren absolute Top-Fahrer aus der GP2 und der Renault World Series am Start und die hatten viel mehr Erfahrung als ich." Müller gehört nicht zu den Sprücheklopfern im Fahrerlager, sondern geht seine Karriere Schritt für Schritt an. Er nimmt Ratschläge an und beherzigt sie - eine wichtige Tugend, die bei weitem nicht jedem Nachwuchssportler geläufig ist.

Hinter Svens Karriere steht sein Vater Michael. Papa Müller, früher selbst Rennfahrer in diversen Cups und der VLN, begleitet seinen Sohn zu jedem Rennwochenende. "Dabei hält er sich aber komplett zurück", so Müller Junior. "Das Zusammenspiel bei uns funktioniert sehr gut." Der Vater ist gleichzeitig auch der Manager, bei Müllers bleibt es in der Familie. Ein externes Management kam für Sven nicht infrage, überhaupt steht er diesem Aspekt eher kritisch gegenüber. "Das ist in meinen Augen Unsinn", so Müller zur Tatsache, dass heutzutage schon jeder halbwegs talentierte Kartpilot einen Manager engagiert. "Vielleicht, wenn es sich um das absolute Super-Talent handelt, sonst ist das nicht nötig."

Müller will in der F3 bleiben, Foto: Formula 3 Euro Series
Müller will in der F3 bleiben, Foto: Formula 3 Euro Series

Glück für Müller: Ein privater Sponsor greift ihm seit drei Jahren bei seinem Weg im teuren Motorsport-Business unter die Arme. "Der finanziert meine bisherige Karriere im Motorsport und dafür bin ich natürlich sehr dankbar", so Müller. "Er unterstützt mich auf meinem Weg, weil ich von Zuhause aus einfach nicht die finanziellen Möglichkeiten für eine Karriere im Motorsport habe." Eine Sorge weniger für den talentierten Youngster, der in der kommenden Formel-3-Saison weitere Siege anpeilt und die ganze Angelegenheit sowie stets optimistisch angeht. "Als Vater mache ich mir da viel mehr Sorgen um seine Karriere ", sagt Müller Senior.