Dein Lieblingsrennen liegt bereits hinter dir: Le Mans. Wie viel Spaß hat es gemacht, auch wenn es nicht für den Sieg reichte?
Tom Kristensen: Le Mans ist immer eine tolle Herausforderung, wahrscheinlich sogar die größte Herausforderung für Fahrer, Teams und Mechaniker. Aber auch Fans und Journalisten werden hart gefordert, schließlich ist es für uns alle eine Dauerbeanspruchung. Überglücklich war ich mit dem dritten Platz nicht, denn das Ziel, das immer vor Le Mans steht, haben wir nicht erreichen können. Wenn alles optimal gelaufen wäre, hätten wir vielleicht den zweiten Platz holen können. Hut ab vor Peugeot, mit dem Siegerauto hatten sie kein einziges Problem und haben verdient gewonnen. Für uns ist der Unterschied nicht sehr groß, denn auch ein zweiter Platz hätte nicht so viel gezählt, wie ein Sieg.

Le Mans ist Teamarbeit, Foto: Sutton
Le Mans ist Teamarbeit, Foto: Sutton

Kannst du als Fahrer sagen, warum ihr in diesem Jahr keine Chance hattet, Peugeot zu schlagen?
Tom Kristensen: Peugeot hatte mit der Startnummer neun einfach keine technischen Probleme. Außerdem haben sie mit dem geschlossenen Fahrzeug einen aerodynamischen Vorteil und sind auf den Geraden sehr schnell. Die Beschleunigung und die Höchstgeschwindigkeit - das war für Peugeot der Schlüssel zum Erfolg. Für sie war es ein absolut verdienter Sieg. Bei uns lief dagegen nicht alles rund, wir mussten oft mit weniger Leistung fahren und unsere Balance korrigieren.

Bist du schon jetzt motiviert, 2010 zurückzukommen und den neunten Sieg zu holen?
Tom Kristensen: Ich war schon am Sonntagabend, direkt nach dem Zieleinlauf, für 2010 motiviert. Wenn man weiß, was man gemeinsam als Team verbessern kann, hilft das ungemein. Obwohl der R15 ein neues Auto ist, haben wir auf Anhieb in Sebring gewonnen - jetzt schätze ich das viel mehr als vorher. Unter Umständen machten sich einige Leute nach dem Erfolg in den USA zu große Hoffnungen für Le Mans, denn das ist eine ganze andere Strecke. Es gab dort keine Testfahrten, im Training waren nur vier Stunden trockene Bedingungen. Die Probleme, die wir im Rennen bekamen, kannten wir vorher nicht. So verklebte beispielsweise Sand im Kühler und wir mussten die Leistung drosseln, da die Temperaturen des Autos immer weiter anstiegen. Wir mussten die Kühler immer wieder reinigen, erst dann konnten wir für kurze Zeit schnell fahren. All das kostete viel Zeit und Energie...

Eine gemeinsame Entscheidung

Deine Abschiedstournee in der DTM dauert noch sieben Rennen an. Wie ist es nun, die Strecken am Sonntagabend zu verlassen - anders als in den letzten Jahren?
Tom Kristensen: Für mich ist es nicht unbedingt anders, zumindest im Moment. Es kann durchaus sein, dass sich das noch ändert, wenn sich die Saison langsam dem Ende neigt. Ist es zwar meine letzte Saison in der DTM, aber sicher nicht meine letzte Saison im Motorsport. Ich denke, dass ich in der Zukunft einige Möglichkeiten haben werden, ab und zu mal an eine Eintrittskarte zu kommen und die DTM zu besuchen. Ab dem nächsten Jahr will ich mich auf die Sportwagen konzentrieren, denn dort gibt es eine große Zukunft. Ich werde mich nur noch auf eine Sache konzentrieren - das habe ich zusammen mit meiner Familie und Dr. Wolfgang Ullrich so entschieden.

Welche Erinnerungen wirst du aus der DTM mitnehmen und an welche Momente wirst du dich ein Leben lang erinnern können?
Tom Kristensen: Es gibt unheimlich viele Dinge, die mir in Erinnerung bleiben werden. An erster Stelle natürlich die Wochenenden, an denen es richtig gut lief, bei denen am Ende sogar ein Sieg stand. Die Momente, wo das Team, die Mechaniker und ich zufrieden sein können, sind die schönsten. Mir fällt zum Beispiel mein erster Sieg in Oschersleben ein oder der Tag, an dem Mattias Ekström in Brünn die Meisterschaft geholt hat und ich ihn von hinten absichern konnte. Es gibt aber auch schlimme Momente, an erster Stelle wohl mein Ausfall in Brands Hatch. Damals lag ich im Rennen und in der Meisterschaft vorne, bis mich ein Defekt traf. Das war sogar schlimmer, als mein böser Unfall in Hockenheim.

Warum wird man sich in der DTM auch noch in vielen Jahren an dich erinnern?
Tom Kristensen. Das wird von Person zu Person unterschiedlich sein, je nachdem, wie mich die Leute erlebt haben. Ich persönlich hoffe einfach, dass mich die Fans als den lächelnden Dänen in Erinnerung behalten - das würde mir schon reichen.

Tom Kristensen will noch ein paar Mal auf das Treppchen steigen, Foto: Audi
Tom Kristensen will noch ein paar Mal auf das Treppchen steigen, Foto: Audi

Noch ist die Saison aber nicht vorbei. Welches Ziel hast du dir für dein letztes Jahr gesteckt?
Tom Kristensen: Das ist eigentlich ganz schnell geklärt: ich will so oft wie möglich auf dem Podium stehen.

Dein Cockpit wird am Saisonende frei. Hast du einen Wunschkandidat für den Neuwagen?
Tom Kristensen: Ja, aber den Namen verrate ich natürlich nicht. Diese Entscheidung hat nichts mit mir zu tun, außerdem hat man bei Audi genügend Supertalente, die ein solches Rennauto in einer Serie mit hohem Niveau schnell bewegen können.

Gibt es neben Le Mans noch andere Dinge, die dich für die Zukunft reizen? Vielleicht auch außerhalb des Motorsports...
Tom Kristensen: Mich fasziniert der Sport. Egal ob ich Mountainbike oder Rennrad fahre, ob ich Fußball oder Golf spiele - Spaß habe ich immer. Ich unternehme sehr viele Dinge - und nachher meiner DTM-Karriere werde ich bestimmt für einiges mehr Zeit haben.