Wir stecken mitten in der Winterpause - hast du endlich genug Zeit für die Familie?
Alexandre Prémat: Ja, ich kann mich nicht beklagen. Ich hatte genug Zeit für meine Tochter, die vergangenen Wochen waren wirklich toll. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass es so anstrengend ist, ein Kind zu haben. Sie schreit nachts sehr viel und ich muss mich intensiv um sie kümmern. Aber zum Glück ist die Motorsport-Saison vorbei und ich kann mir diese Zeit nehmen.

Wie ist es, eine eigene Familie zu haben?
Alexandre Prémat: Es ist wirklich toll. Ich habe mich bereits sehr gefreut, als meine Freundin schwanger war. Zoe wurde dann direkt vor dem Finale in Hockenheim geboren, und nun bin ich ein stolzer Vater. Aber wenn ich im Auto sitze, muss ich mich zu 100 Prozent auf meinen Job konzentrieren und absolut professionell arbeiten. Mal sehen, wie das in der kommenden Saison klappt - aber jetzt genieße ich erst einmal die Winterpause.

Ausgerechnet bei deinem Heimrennen in Le Mans hast du es aufs Podium geschafft. Ein Geschenk für deine französischen Fans?
Alexandre Prémat: Mit Sicherheit! Ich habe viele Fans in Frankreich, aber auch in der ganzen Welt. Leider durchlebt der Motorsport in Frankreich momentan kein Hoch, doch ich arbeite hart daran, noch mehr Fans zu bekommen. Gerade in Le Mans war es toll, von so vielen Einheimischen unterstützt zu werden. Für mich war es ein tolles Rennen, denn ich war direkt nach dem Start in der Spitzengruppe. Mir war sofort klar, dass ich um das Podium kämpfen kann - das hat mich noch mehr motiviert, ans Limit zu gehen und zu sehen, was mit dem Auto möglich ist. Ich habe mein Talent unter Beweis gestellt, obwohl ich vor der Saison nie mit einem solchen Resultat gerechnet hätte.

Alexandre Prémat genießt seine Zeit als Familienvater, Foto: Audi
Alexandre Prémat genießt seine Zeit als Familienvater, Foto: Audi

Gerade zu Beginn der Saison schien es, als hättest du noch Probleme mit dem Auto...
Alexandre Prémat: Ja, am Anfang habe ich mich etwas schwer getan. Für mich war es nicht einfach, ständig zwischen dem R10 TDI und dem A4 DTM zu wechseln, denn die Autos sind sehr verschieden. Die Reifen verhalten sich völlig anders, man fährt zwei völlig verschiedene Motoren und der Anpressdruck ist ebenfalls unterschiedlich. Vor allem im Qualifying stand ich oft nicht dort, wo ich mich selbst gerne gesehen hätte. Am Ende habe ich es vier Mal [darunter eine Disqualifikation] unter die besten Acht geschafft und bin bester Audi-Jahreswagenpilot geworden.

Dein gutes Abschneiden war eine Empfehlung für die kommende Saison. In welchem Auto wirst du an den Start gehen?
Alexandre Prémat: Das kann ich noch nicht sagen. Aber eines ist sicher: Ich werde der DTM und Audi treu bleiben. Welchen Jahrgang mein Wagen haben wird, ist noch ungewiss. Audi hat in dieser Saison viele Fahrer beschäftigt, wird im kommenden Jahr aber nicht mehr in der ALMS und LMS an den Start gehen - nun müssen die Cockpits aufgeteilt werden. Natürlich würde ich gerne in einem aktuellen Auto fahren, auch wenn ich mit Sicherheit nicht sofort um die Meisterschaft mitfahren könnte. Aber ich habe gezeigt, dass ich das Potenzial habe, um ganz vorne mitzufahren. Letztlich liegt die Entscheidung nicht in meinen Händen...

War es für dich die richtige Entscheidung, Ja zur DTM und Nein zur Formel 1 zu sagen?
Alexandre Prémat: Das war definitiv die richtige Entscheidung. In den letzten Jahren konnte man sehen, dass es sehr schwer ist, ein Cockpit in der Formel 1 zu ergattern - meist muss man sehr viel Geld mitbringen. Ich bin glücklich, ein Teil der Audi-Familie zu sein und in der DTM und LMS an den Start gehen zu dürfen - die LMS konnte ich zusammen mit Mike Rockenfeller sogar gewinnen. Ich bin das ganze Jahr beschäftigt gewesen. Das ist doch fast wie in der Formel 1.

Was hast du abseits der Zeit mit deiner Tochter für die restliche Winterpause geplant?
Alexandre Prémat: Meine Familie ist zurzeit wirklich ein Vollzeitjob, den ich aber - genau wie das Rennfahren - sehr genieße. In der Winterpause denke ich nichtgroß über andere Themen nach, sondern entspanne. Wenn es dann im Februar weitergeht, komme ich wieder zurück. Egal mit welchem Auto - ich werde wieder motiviert sein!