Ein Ausritt am Freitag, ein Abflug am Samstag, ein Unfall am Sonntag: Für Markus Winkelhock verlief ausgerechnet das Heimspiel in Hockenheim ungewollt scherbenreich - während die Rosberg-Mechaniker die Grenzen ihrer Belastbarkeit austesten durften. "Mein Start war super, ich habe sofort vier Plätze gewonnen", freute sich Winkelhock, der nach seinem gestrigen Ausrutscher von Platz 19 hatte starten müssen. "Zum Zeitpunkt des Crashs war ich schon auf Platz 13 oder 14, in einer Gruppe mit Rockenfeller, Prémat und Albers. In der Spitzkehre ist mir dann Lauda aufgefahren und hat mich in Albers geschoben." Der Auslöser einer verhängnisvollen Kettenreaktion.

Schuld bei Lauda?

In der Schuldfrage ist man sich im Audi-Lager einig. "Mein Rennen war schon wieder sehr früh vorbei, aber bis dahin sehr gut. Ich habe Paffett überholt, dann jedoch hat mich Winkelhock berührt, der von Lauda angeschoben wurde", beklagte Christijan Albers, der anschließend in einen Dreher gezwungen wurde. Lauda bestreitet seine Rolle im Spitzkehrenchaos nicht - nimmt aber auch Winkelhock in die Pflicht: "Ich war direkt hinter Winkelhock und habe ihn berührt, doch er hat noch mehr beschleunigt und Albers umgedreht - dem bin ich dann reingefahren. So etwas kann passieren."

Nachdem Winkelhock bereits ebenso wie Lauda die Fronthaube verloren hatte, drohte weiteres Ungemach. Auch das Heck des Rosberg-Audi blieb nicht unbeschadet: "Eingangs der Mercedes-Arena ist mir dann Susie Stoddart ins Heck gefahren und hat mich ein weiteres Mal umgedreht." Die Schottin entschuldigt dies wiederum mit ihrer ohnehin lädierten Aerodynamik: "In der zweiten Kurve habe ich von hinten einen Schlag bekommen und wenig später hat sich Albers gedreht. Ich dachte, alles unbeschadet zu überstehen, doch er ist noch ein Stück nach hinten gerollt und hat meinen Heckflügel abgerissen."

Albers' Analyse

Christijan Albers musste das Rennen von der Box aus verfolgen, Foto: Audi
Christijan Albers musste das Rennen von der Box aus verfolgen, Foto: Audi

Das Quartett der Unglücksraben erlebte das unrühmliche Ende einer ohnehin schon frustrierenden zweiten Saisonhälfte. Während der vergangenen fünf Rennen waren sowohl Winkelhock und Lauda ohne Punkte geblieben - für Albers und Stoddart herrschte auf dem Punktekonto bereits in der ersten Saisonhälfte Ebbe. "Für mich ist die Saison schon seit vier Rennen vorbei. Immer wieder hatte ich auch unverschuldete Probleme", zeigt sich Lauda deprimiert.

Der niederländische TME-Pilot Albers betreibt Ursachenanalyse. "Wenn man hinten fährt, gibt es immer wieder Probleme", stellt Albers fest. "Viele verstehen nicht, dass sie Abtrieb verlieren, wenn sie dicht hinter einem Auto fahren - vorne im Feld scheint es diese Probleme nicht zu geben." Neben Ralf Schumacher hatte insbesondere Lauda über die gesamte Saison hinweg immer wieder den Ärger Albers' hervorgerufen - der an glanzvolle und weit ruhigere Zeiten im Mercedes-Neuwagen zurückdenkt. "Als Fahrer ist es schwer, in der Box zuzuschauen, wie ein anderer gewinnt."

Stoddart zeigt sich realistisch - und verweist auf die in Hockenheim ohnehin begrenzten Chancen der Jahreswagen: "Es ist schwer zu sagen, was ohne den Unfall möglich gewesen wäre. Gary ist Elfter geworden, Maro zwei Plätze dahinter. Sie waren nicht allzu weit vorne, und mehr wäre daher auch für mich nicht möglich gewesen." Lediglich für Albers und Winkelhock gab es angesichts des Markenergebnisses ein Trostpflaster: "Für mich war es bei meinem Heimrennen deprimierend, aber es überwiegt die Freude für Audi. Ich bin wirklich glücklich, dass Audi und Timo es geschafft haben."