Schon früh merkten die DTM-Verantwortlichen, dass das erste Boxenstoppfenster der Saison 2008 nicht gerade glücklich gewählt war. In der Box tummelten sich die Boliden zu den Stoßzeiten, nur sehr selten riskierte ein Fahrer eine abweichende Strategie. Negative Auswirkungen hatte das auf mögliche Positionswechsel, denn diese waren plötzlich nicht einmal mehr durch einen taktischen Plan möglich. Schon vor einigen Rennen vergrößerte man daher das Fenster von einem Drittel in zwei Viertel - bisher machte es das jedoch kaum bemerkbar. Erst in Brands Hatch versuchte es mit Mattias Ekström ein Meisterschaftskandidat und hatte prompt Erfolg.

Nach Problemen im Qualifying startete der Schwede nur von Platz sieben, arbeitete sich dann aber mit zwei sehr späten Reifenwechsel bis auf den dritten Rang nach vorne. Sichtlich zufrieden zeigte sich daher einer seiner Audi-Teamkollegen: "Unsere beiden Leute, die um die Meisterschaft kämpfen, waren am Ende vorne - daher ist unsere Strategie aufgegangen", berichtete Martin Tomczyk. "Ich habe ein wenig Pech gehabt, zwei Plätze verloren und immer mit Bruno und Jamie gekämpft. Der Rennspeed war gut, aber hinter ihnen hat man viel verloren, da hat Mattias Boden gutmachen können und uns alle drei überholt. Für Eki war es prima, für mich eher weniger. Er hatte die Strategie, die ich letztes Jahr gefahren bin."

Ekström machte alles richtig, Foto: DTM
Ekström machte alles richtig, Foto: DTM

Dr. Wolfgang Ullrich ist davon überzeugt, dass die Taktik in jedem Rennen eine Rolle spiele. Doch oftmals hätte man gar keine andere Chance, als seine Autos so früh wie möglich hereinzuholen. "Wenn man weiter vorne liegt, hat man wenig Freiheiten, aber weiter hinten kann man auch einen späteren Stopp planen. Doch wenn man vorne ist sollte man immer so früh wie möglich stoppen, um keine Positionen verlieren", erläuterte der Audi-Motorsportchef im Gespräch mit dem adrivo Motorsport Magazin. Taktische Spiele würden meist von der Position der Autos abhängen, so der Österreicher weiter. "Brands Hatch ist sehr spezifisch, denn auf Grund der Tatsache, dass man nach einem frühen Stopp wieder im Verkehr hängen kann, hat man schnell einen Nachteil..."

Für eben diesen frühen Stopp entschied sich trotzdem ein Großteil des Feldes. Einige Fahrer stoppten beispielsweise zum zweiten Mal, als Mattias Ekström noch nicht einmal an einen Halt beim Service dachte. "Es gibt jetzt wieder die Möglichkeit von unterschiedlichen Strategien, das finde ich gar nicht schlecht - wir haben ja zwei frühe Stopps eingelegt. Wenn man dann keinen Verkehr hat, kann das was bringen. Es hängt immer von der Strecke ab", so Mathias Lauda, schließlich könne man gerade auf dem engen Kurs von Brands Hatch nur schwer überholen.

Auch Jamie Green entschied sich für einen frühen Stopp, um Boden gutmachen zu können. "Den ersten Stint habe ich leider hinter Tomczyk und Spengler verbracht, daher haben wir den zweiten Stopp vorgezogen, um mich vor sie zu bringen. Leider kam Ekström am Ende knapp vor mir aus der Box und hat mir den Podestplatz weggeschnappt", ärgerte sich der Brite. Sein Landsmann Gary Paffett konnte die Boxenstopps dagegen nicht zu seinem Vorteil nutzen: "Wir haben heute leider ein paar Plätze verloren, weil wir zu spät an der Box waren. Normal ist es besser, so früh wie möglich die Reifen wechselt. Natürlich bekommt man später Probleme mit dem Grip, man muss den besten Mittelweg finden."