Vor dem Rennen auf dem Norisring gab es fünf Wochenenden ohne DTM. Wie hast du die sechs Wochen nach dem EuroSpeedway verbracht?
Paul Di Resta: Für mich gab es vor allem viel Papierkram und mein Fitnesstraining zu bewältigen, schließlich muss man als Rennfahrer körperlich immer zu 100 Prozent fit sein. Aber es war angenehm, eine kleine Pause zu haben, denn zu Beginn des Jahres gab es unheimlich viel zu tun; es blieb nicht viel freie Zeit. Außerdem hatte ich nun Gelegenheit, ein kleines Resümee zu ziehen. Was hat gut funktioniert - was war noch nicht so toll? Und vor allem sucht man immer wieder Dinge, in denen man sich noch ein wenig steigern kann.

Wie wichtig ist es, auch während der Saison noch an seiner Fitness zu arbeiten?
Paul Di Resta: Das kommt natürlich immer darauf an, wie der aktuelle Fitness-Status ist. Bei mir war das Niveau zum Beispiel noch nie so hoch, wie es momentan der Fall ist. Aber trotzdem muss man immer sehen, wo man sich noch weiter steigern kann.

Hast du auch ein paar Tage in Schottland verbracht?
Paul Di Resta: Ja, es war schön, wieder ein paar ruhige Tage bei der Familie zu verbringen. Dort konnte ich einfach mal die Seele baumeln lassen und entspannen. Gleichzeitig war mir aber bewusst: Wenn es ernst wird, muss ich mich wieder voll konzentrieren können.

Ein Teil deiner Familie ist immer bei den Rennen zu Besuch. Wie wichtig ist diese Unterstützung für dich?
Paul Di Resta: Das ist eine tolle Sache, denn so kann ich mich während des Wochenendes auch auf andere Sachen fokussieren als nur das Rennfahren. Klar, ich muss konzentriert sein, wenn ich im Auto sitze oder im Meeting bin - aber es ist auch toll, dass jemand zum Feiern da ist, wenn ein gutes Resultat gelingt. Oder eben jemand, der mich aufbaut, wenn es einmal nicht so gut gelaufen ist.

Mit Dario Franchitti hast du einen echten Rennfahrer in deiner Familie. Kann dein Cousin dir noch Tipps geben, nachdem er in der alten DTM selbst Erfahrungen gesammelt hat?
Paul Di Resta: Wir stehen in intensivem Kontakt, aber aus fahrerischer Sicht kann er mir keine Hilfe mehr bieten. Er ist vor vielen Jahren in der DTM gefahren, als die Serie noch ganz anders war. Trotzdem ist Dario für mich eine wertvolle und wichtige Person. Wir haben lange Zeit zusammen gewohnt; er ist wie ein großer Bruder für mich.

Paul Di Resta muss sich 2008 weit stärkerer Konkurrenz stellen als 2007, Foto: Sutton
Paul Di Resta muss sich 2008 weit stärkerer Konkurrenz stellen als 2007, Foto: Sutton

Dario ist damals mit Bernd Schneider in einem Team gefahren. Wie wichtig ist es für dich, einen so erfahrenen Teamkollegen zu haben?
Paul Di Resta: Ich habe viel Respekt vor Bernd, denn er hat in seiner Karriere schon viel erreicht. Er ist schon lange vor Dario in der DTM gefahren und hat unheimlich viel Erfahrung. Außerdem kann ich von ihm profitieren, denn er hilft uns jungen Fahrern mit seiner langen Erfahrung bei der Setup-Arbeit sehr. Er weiß genau, wie ein Auto auf der Straße liegen muss - so kann ich mich mehr auf das Fahren konzentrieren.

Wie groß war dein persönlicher Sprung von der 2006er in die 2008er C-Klasse?
Paul Di Resta: Das war schon ein großer Schritt nach vorne. Das Auto fährt sich richtig gut und macht noch mehr Spaß. Es hat zwar etwas gedauert, bis ich mich an die neuen Umstände gewöhnen konnte, aber eines ist klar: Auch die 2008er C-Klasse ist nur ein Auto und will schnell bewegt werden.

Ist es schwieriger, ein komplett neues Auto abzustimmen, weil die Erfahrungswerte aus dem Vorjahr fehlen?
Paul Di Resta: Das würde ich nicht sagen, zumindest nicht für mich persönlich. Wir haben gute Ingenieure im Team, die für jede Strecke vorab ein Basis-Setup entwickeln. Ich überlege dann nur noch, was aus Fahrersicht zu verbessern wäre. Ich vertraue meinem Team voll, es macht einen super Job. Meine Aufgabe ist es dann lediglich, aus unserer gemeinsamen Arbeit das bestmögliche herauszuholen und schnell zu sein (lacht).

Hat der Sieg auf dem Lausitzring den Druck von deinen Schultern genommen?
Paul Di Resta: Es war schön, so schnell ein DTM-Rennen zu gewinnen - und logischerweise habe ich jetzt auch weniger Druck. Aber in der DTM muss man immer auf dem Podium stehen und über die ganze Saison hinweg gute Resultate bringen. In dieser Meisterschaft darf man sich nie auf seinen Erfolgen ausruhen, sondern muss immer alles geben.

Hilft es dir, dass du schon in der Formel 3 in den Titelkampf involviert warst?
Paul di Resta: Klar, das hilft mir. Man muss einfach wissen, wie man mit dem Druck umgehen muss, der auf einem lastet. Momentan bin ich in keiner schlechten Position und zufrieden mit meinen Fortschritten. Aber ich will auch am Ende der Saison um den Titel kämpfen - das wird noch ein hartes Stück Arbeit.

Seitdem du in einem aktuellen Auto sitzt, ist das Interesse an dir deutlich gestiegen. Wie gehst du damit um?
Paul di Resta: Auch das ist nur ein Teil meines Jobs. Die DTM ist nur deshalb so erfolgreich, weil wir einen so guten Kontakt zu den Fans haben. Sie sind ein Teil der Familie, gehören zu uns und können auch mal ein Wort mit uns wechseln. Als Fahrer geht es in der DTM nicht nur um die Rennen, sondern um ein umfassendes Paket, um den ganzen Event. Wir kümmern uns auch besonders um die Fans, bieten ihnen viel an einem DTM-Wochenende und das macht uns allen großen Spaß.

Vor allem bei deinem Heimspiel sind viele Fans zu erwarten. Freust du dich schon auf Brands Hatch?
Paul di Resta: Natürlich wird mein Heimrennen in Brands Hatch eine tolle Sache. Aber ich freue mich nicht auf spezielle Rennen, für mich sind alle gleich. Egal, wo ich fahre, ich muss immer gut sein.