Nach dem Zeittraining war Bernd Schneider aufgebracht. Mike Rockenfeller soll in mit einem beschädigten Auto blockiert und so den Sprung in das letzte Drittel verhindert haben. Doch so schlecht war Schneiders schnellste Zeit von 1:32.808 Minuten gar nicht, nur leider kam sie ein Jahr zu spät. Mit exakt dieser Runde wäre Schneider 2007 auf der Pole-Position gestanden. Mattias Ekström, der heute die schnellste Runde in den Asphalt brannte, war beinahe zwei Sekunden schneller als Timo Scheider vor einem Jahr - wie kann eine so große Differenz zu Stande kommen? Selbst Dr. Wolfgang Ullrich wunderte sich: "Ich habe erwartet, dass wir eine 1:32er-Zeit fahren werden. Dass wir das noch unterbieten können, hätte ich nicht für möglich gehalten..."

Das Auto?

"Wir haben ein komplett neues Auto entwickelt", erklärte Martin Tomczyk. Schon auf anderen Strecken haben die neuen Boliden die Zeiten aus dem Vorjahr unterboten - allerdings nicht so deutlich. "Die Teams und unsere Ingenieure schlafen nicht", weiß auch Tom Kristensen. Aber allein an der Weiterentwicklung der Boliden kann es heute nicht gelegen haben, denn selbst Oliver Jarvis, der in seinem 07er-Audi fast identische technische Voraussetzungen wie Timo Scheider im letzten Jahr hatte, fuhr im Vergleich acht Zehntel schneller.

Das Gewicht

Die wohl einfachste Möglichkeit, ein Rennauto schneller oder langsamer zu machen, ist die Veränderung des Gewichts. Wiegt ein Auto weniger, kann es schneller fahren - logisch. Bei der 2007er-Ausgabe des Rennens auf dem Dünenkurs von Zandvoort wogen die Audi 1.060 Kilogramm, in diesem Jahr sind es nur noch 1.045 Kilogramm. "Klar", sagte Kristensen, "die Autos sind in diesem Jahr leichter." Aber genauso klar ist auch, dass zehn Kilo Ballast auf einem Kurs wie Zandvoort eine oder maximal zwei Zehntel ausmachen. Fehlt also immernoch eine halbe Sekunde...

Die Bedingungen

Die Streckenführung ist seit dem letzten Jahr unverändert geblieben, aber die äußeren Einflüsse haben sich selbst heute im Laufe des Tages stark geändert. "Es ist in diesem Jahr viel kühler, normalerweise fahren wir hier im Sommer, jetzt ist es richtig kühl", so Kristensen. Seine Aussage bestätigte ein Blick auf das Thermometer - gerade etwas über 15° Celsius.

Auch der Regen half bei schnelleren Rundenzeiten. Klingt komisch, ist aber ganz einfach. "Der Regen könnte den Staub am Boden gehalten haben und die Strecke war deswegen sauberer", vermutete Gary Paffett. Auch Martin Tomczyk war überzeugt: "Die Strecke war trotz des Regens am Vormittag sehr gut. Es gab sehr viel Grip, speziell in der dritten Session, als am Ende die Pole-Zeit gefahren wurde."

Doch in Zandvoort können selbst Kleinigketen wie der wechselnde Wind starke Auswirkungen haben. Schiebt er auf der langen Geraden von hinten, sind schnell ein paar Hundertstel gewonnen. Warum die Zeiten in diesem Jahr so stark purzeln, erklärt Tom Kristensen kaum treffender: "Es ist einfach eine Addition der verschiedenen Faktoren..."