Eine Vierfach-Pole für Audi, tags darauf ein Ingolstädter Vierfach-Sieg - doch das Rennen präsentierte sich nur scheinbar voraussehbar. Umstrittene Berührungen, kontrovers diskutierte teaminterne Positionswechsel bei Audi und aufstrebende Jahreswagen brachten auch ohne Wettereskapaden weit mehr Würze in die Rennen als gedacht. Von allzu kampflosen Positionswechseln ist heute nicht auszugehen - dafür jedoch von anderen Unsicherheitsfaktoren:

"Das größere Boxenstoppfenster bringt wieder mehr strategische Möglichkeiten, aber auch die Regenwahrscheinlichkeit von 60 Prozent könnte viel Taktik in das Rennen bringen", glaubt motorsport-magazin.com DTM-Experte Manuel Reuter. Allerdings hält er völlig konträre Rennstrategien für eher unwahrscheinlich: "Es macht wieder Sinn, länger draußen zu bleiben, allerdings haben neue Reifen hier einen recht großen Vorteil. Insofern wird man auch hier tendenziell auf die Konkurrenz reagieren."

So sind es der Start sowie die Long-Run-Performance der beiden aktuellen DTM-Boliden, die maßgeblich für den Ausgang des Rennens sind. "Das Qualifying war eine klare Angelegenheit. Man hätte nicht geglaubt, dass die Abstände so deutlich werden - wobei Ekström und Scheider auch vor Kristensen einen großen Vorsprung haben. Hinter Tom ist alles eng beieinander und extrem offen", prognostiziert der ITC-Champion von 1996. Insbesondere mit Blick auf Mattias Ekström, der bei allem Jubel um Scheider mathematisch intakte Meisterschaftschancen hat, könnte das Rennen entscheidend werden:

"Dass Mattias nach Timos drei Bestzeiten in den Trainings hier vorne steht, war nicht zu erwarten - er hat noch einmal alle Kräfte mobilisiert und ist eines der stärksten Qualifyings seiner Karriere gefahren. Sollte Timo aber auch hier vor Mattias ankommen, wird es schwer für Mattias", sagt Reuter voraus. Zuletzt hatte der Schwede in seinem ersten Titeljahr 2004 an der niederländischen Nordseeküste gesiegt - sich jedoch 2006 und 2007 Tom Kristensen und Timo Scheider geschlagen geben müssen.

Ohnehin dürfen sich aus Sicht Reuters auch die Teamkollegen des amtierenden Champions nicht allzu sicher sein. "Audi ist Favorit, aber es ist noch nichts gewonnen: In Mugello hat nach dem Qualifying auch jeder noch an einen Audi-Sieg geglaubt. Auch hier könnte sich das Blatt schnell Ungunsten der Audi-Fahrer drehen, sollte dem einen oder anderen der Start misslingen", warnt Reuter. Und auch die hohe Regenwahrscheinlichkeit könnte den Stuttgartern in die Karten spielen: "Bei den Mischbedingungen im Regen war Mercedes sehr schnell."