Ich erinnere mich noch genau an den Anruf. Ich saß gerade im Auto und war auf dem Weg ins südfranzösische Le Castellet, um dort einen F1-Test für das damalige Spyker F1 Team zu fahren. Plötzlich klingelte mein Handy und mir wurde bestätigt, dass ich schon einen Tag später am EuroSpeedway in der Lausitz sein müsste, um dort als Ersatz für den verletzten Tom Kristensen für Audi in der DTM zu fahren.

Das war natürlich eine tolle Überraschung! Kaum war mein F1-Testeinsatz auf dem Circuit Paul Ricard absolviert, machte ich mich direkt auf den Rückflug nach Deutschland. Am Donnerstagabend gegen 22:00 Uhr kam ich an der Strecke an, wo ich zunächst mit dem Team meinen Sitz anpassen ließ. Es war im wahrsten Sinne des Wortes alles sehr kurzfristig. Aber selbst wenn das nach Stress klingt, es war positiver und guter Stress!

Schließlich war ich vorher einige Zeit kein Rennen gefahren und habe als offizieller Test- und Ersatzfahrer nur F1-Testfahrten absolviert. Die DTM hatte ich in dieser Zeit aber nie aus den Augen verloren und war jedes Jahr bei einigen Rennen vor Ort, um Kontakte zu pflegen und bei alten Bekannten hallo zu sagen. Ich bin Audi noch heute sehr dankbar, dass man mir vor einem Jahr diese Chance gegeben hat, wieder in der DTM Fuß zu fassen.

Rückblickend muss ich ganz klar sagen: der Reisestress hat sich mehr als gelohnt. Ich fühle mich bei Audi unheimlich wohl und bin froh, dass sich die Dinge so entwickelt haben - auch wenn ausgerechnet die beiden Rennen auf dem EuroSpeedway nicht ganz so gut verlaufen sind. Bei meinem ersten DTM-Rennen für Audi wurde ich in einen Reifenstapel gedrückt, bei meinem kleinen Jubiläumslauf ein Jahr danach endete ich erneut unverschuldet in der Mauer. Der EuroSpeedway scheint bislang nicht mein Pflaster zu sein.

Vor einem Jahr kehrte Markus als Ersatz für Tom Kristensen in die DTM zurück, Foto: Sutton
Vor einem Jahr kehrte Markus als Ersatz für Tom Kristensen in die DTM zurück, Foto: Sutton

Trotz alledem bin ich mit dem bisherigen Saisonverlauf 2008 sehr zufrieden. Die ersten Saisonrennen verliefen für mich sehr gut. Ich konnte zweimal Punkte sammeln und meinen Speed konstant unter Beweis stellen. Das motiviert mich umso mehr für den Rest der Saison. 2007 war es für mich zunächst schwierig, mich vom Formel 1-Boliden auf das DTM-Auto umzustellen, doch das wurde im Laufe des Jahres immer besser. Die Highlights sind aber ganz klar in dieser Saison anzusiedeln.

Zum einen sind das meine ersten Punkte in Oschersleben, aber auch das Rennwochenende in Mugello. Dort konnte ich mich zum ersten Mal in den Top-8 qualifizieren und auch im Rennen einen guten Speed zeigen. Ich fuhr lange hinter Mattias Ekström her und war sogar schneller als er. Obwohl das Ergebnis nicht perfekt war, bleibt mir das Rennwochenende sehr gut in Erinnerung. Hinzu kommen die positiven Eindrücke von den Vorsaisontests in Mugello, die mit einer Bestzeit super für mich angefangen haben. Die Toskana scheint mir also etwas besser zu liegen als die Lausitzer Mauern.

Zeit zum Ausruhen gibt es nach einem Jahr in der DTM aber nicht. Selbst in der kleinen Sommerpause bis zum nächsten Rennen in Nürnberg bleibe ich dem Reisestress treu: zunächst wird getestet, danach in Ruhe ein wenig trainiert und vielleicht mache ich auch noch einen Abstecher zu den 24h von Le Mans - als Zuschauer versteht sich. Bei so einem Traditionsrennen ist jeder Rennfahrer gerne live dabei, um die Atmosphäre zu erleben. Es geht also weiter Schlag auf Schlag. Die Pause wird schneller vorbei sein, als man denkt - und dann will ich den Mauern beim Audi-Heimspiel auf dem Norisring fern bleiben und wieder ein gutes Resultat einfahren.