In Barcelona ging es für mich endlich wieder bergauf. Schon im Winter hatten wir auf dem Circuit de Catalunya getestet und verfügten daher bereits über ein Basis-Setup. So kam es bei den freien Trainings vor allem darauf an, das Setup auf die derzeitigen Grip-Verhältnisse abzustimmen. Die drei Testsessions im Trockenen verliefen sehr gut für mich - ich konnte mich stets in den Top Five platzieren. Diese Ergebnisse haben mich für das Qualifying zuversichtlich gestimmt.

Leider begann es vor dem Start des Qualifyings zu regnen und somit hatten wir alle keine Chance, ein stimmiges Regensetup einzubauen. Zudem bin ich noch nicht so erfahren im Regen, konnte aber seit dem verregneten Norisring-Qualifying Einiges dazulernen, nachdem ich in Zandvoort und auf dem Nürburgring die Möglichkeit hatte, weitere Erfahrungen im Nassen zu sammeln. Im ersten Teil des Zeittrainings war die Strecke noch sehr nass. So waren Regenreifen natürlich Pflicht - diese jedoch verhalten sich ganz anders als Slicks. Der Verschleiß ist sehr gering, zudem gibt es nicht den Peak, wie ihn die Trockenreifen aufweisen. Im Gegenteil - der Regenreifen wird mit der Zeit immer besser, weshalb man einige Runden benötigt, um ihn richtig zum Arbeiten zu bringen. So konnte man alle drei Sessions des Qualifyings mit dem gleichen Satz bestreiten, musste dabei jedoch auf den Reifendruck achten, den es immer wieder exakt zu treffen gilt:

Obwohl ich mich hier im Nassen zum ersten Mal sehr wohl gefühlt habe, gestaltete sich dies gerade in Barcelona schwierig, da wir bei jeder Session andere Streckenverhältnisse vorfanden. Gerade bei abtrocknenden Bedingungen muss man sehr auf den Reifen achten - pusht man am Anfang zu hart, ist er zum Schluss, wenn die Streckenbedingungen am besten sind, am Ende. In dieser Saison hatte ich immer wieder das Gefühl, dass die Regenreifensätze sehr unterschiedlich sind:

Komme ich mit dem einen Reifensatz gut zurecht, so klappt manchmal gar nichts mehr, wenn ich neue Reifen aufziehen lasse. Jedoch ist es schwer zu beurteilen, ob das an der Produktion des Reifens oder an unserer Vorbereitung liegt. Mit Platz neun war ich am Ende sehr zufrieden, insbesondere im Vergleich zu den anderen Audis und den übrigen 2006er-Boliden. Natürlich hätte ich lieber noch weiter vorne gestanden, aber es tat gut, schnellster Audi-Jahreswagenpilot zu sein.

Im Regen von Barcelona erzielte Mike Rockenfeller deutliche Fortschritte, Foto: Audi
Im Regen von Barcelona erzielte Mike Rockenfeller deutliche Fortschritte, Foto: Audi

Im Rennen verliefen die ersten Meter des Starts sehr gut, doch dann drehten mir die Hinterräder durch. So verlor ich bis zur ersten Kurve Einiges an Boden verloren - und lag zudem auf der schlechten Außenbahn. Tom hat mich dabei leicht berührt und mich noch weiter nach außen gedrückt, wodurch ich weitere Plätze eingebüßt habe. Doch nur wenig später kam es zu dem Zwischenfall zwischen Tom und Gary Paffett, durch den ich wieder nach vorne gespült wurde. So kam ich als Zehnter aus der ersten Runde - nur einen Platz hinter meiner Startposition. Die Gelbphase zu Beginn des Rennens, als Susie Stoddarts Fahrzeug im Kiesbett stand, hat sehr lange gedauert. Doch seit meiner Strafe in Mugello, die mich das Podium gekostet hat, bin ich vorgewarnt. Ich bin in diesem Sektor zur Sicherheit besonders langsam gefahren und habe bis zu 2,5 Sekunden liegen gelassen.

Nach meinem ersten Boxenstopp bin ich auf Gary Paffett aufgelaufen. Ich bin zwei Mal sauber an ihm vorbeigefahren - er hingegen ist mir zwei Mal ins Auto gedonnert. Damit war nicht nur die gewonnene Position wieder dahin; ich habe auch rund fünf Sekunden verloren, die mir am Ende gefehlt haben: So wäre ich ohne diesen Zeitverlust nach meinem zweiten Boxenstopp nicht hinter, sondern vor Paul Di Resta gelandet. Zu allem Überfluss schloss dann auch Bruno Spengler von hinten auf:

Den folgenden Zweikampf zwischen uns beiden sollte man nicht überbewerten. Allerdings hatte ich zuvor Zweikämpfe mit Mathias Lauda, Paul Di Resta und Gary Paffett, die sehr hart abliefen - für mich nicht nachvollziehbar hart. Bei mir wuchs daher die Angst, dass mein Auto zu stark beschädigt wird. Am Ende haben mir auf jeder Seite tatsächlich diverse Karbonteile gefehlt, was der guten Performance meines Autos aber zum Glück keinen Abbruch tat. Auch in Barcelona wäre wieder ein Podestplatz möglich gewesen: Ich war eindeutig schneller als Di Resta und hätte ihn bestimmt noch überholen können.

Auf dem Hockenheimring wird es auf jeden Fall sehr spannend. Wir haben dort hoffentlich volles Haus und auch ein gutes Rennen, in dem alle Autos ins Ziel kommen. Ich versuche, ein gutes Ergebnis einzufahren, um mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen zu können. Die Strecke liegt mir recht gut, auch wenn mir andere Kurse lieber sind. Der Hockenheimring hat seit seinem Umbau viel von seinem Charakter verloren - schade, denn die modernen Strecken werden sich immer ähnlicher. Trotz alledem ist das Motodrom nach wie vor etwas Besonderes. Ich hoffe, dass die drei Titelanwärter die Sache unter sich ausmachen - natürlich mit dem besseren Ende für Audi.