Bei Audi hätte man sich schönere Begleittöne anlässlich des bisher größten Rennerfolgs der Ingolstädter in der DTM vorstellen können: Der Jubel um das komplett in Audi-Hand befindliche Podest wurde durch einige Pfiffi und Buh-Rufe gestört, spätestens nachdem Timo Scheider seinen Mercedes-Kontrahenten Bruno Spengler mit einem umstrittenen Manöver überholt hatte, lag eine Stimmung gegen Audi in der Luft. Die beachtliche Leistung von Piloten und Teams, die das Potenzial des in Zandvoort erneut starken A4 DTM ausgeschöpft hatten, schien in den Hintergrund zu rücken:

So hatten sich Martin Tomczyk und Alexandre Prémat im 2006er-Audi mit ihrer Taktik zweier früher Boxenstopps im bereinigten Reglement stets in der Spitzengruppe gehalten; lediglich Mattias Ekström und Timo Scheider hatten mit ihrer Rennstrategie zu kämpfen. Während Scheider nur zwei Runden später als Tomczyk und Prémat erstmals die Boxen ansteuerte, dadurch jedoch bereits wertvolle Positionen einbüßte, blieb der Schwede während des ersten Stints zu lange auf der Strecke - und musste später einen missglückten Boxenstopp über sich ergehen lassen. Ihre Aufholjagd nahmen Pole-Inhaber Scheider und Ekström erfolgreich in Angriff und fanden sich nach Manövern gegen Bruno Spengler auf den Plätzen drei und vier wieder.

Die Aufregung um seinen erst nach einigen Berührungen gelungenen Überholvorgang gegen Spengler konnte Scheider nicht nachvollziehen. "Es gab andere Situation im Rennen, in denen Mercedes sehr viel härter gegen Audi vorgegangen ist als ich gegen Bruno", konstatierte Scheider und verwies dabei auf das Duell Tom Kristensens gegen Bernd Schneider. Früh war der Däne von Startplatz fünf aus zurückgefallen, nachdem er eine Berührung mit Paul Di Resta in der Startphase nicht vermeiden konnte. Nach seiner Rückkehr auf die Strecke sah sich Kristensen allzu hart von Schneider attackiert: "Als ich aus der Box kam, hat mich Bernd Schneider in der ersten Kurve hinten touchiert. Auf der Geraden hat er versucht, mich von der Strecke zu drängen. Ich finde dieses Verhalten sehr schade."

Anders als Kristensen, der wenig später mit einem Lenkungsschaden ausfiel, durfte sich Christian Abt über eine gelungene Aufholjagd von Startplatz elf auf Rang sechs freuen, die das bisher beste Phoenix-Ergebnis für Audi in der DTM komplettierte. Weniger begeistert zeigt man sich bei Rosberg: So kämpfte Mike Rockenfeller mit einer missglückten Strategie, während sich Lucas Luhr nach Berührungen in der ersten Kurve aerodynamisch stark gehandicapt sah. Die Freude darüber, wenige Runden vor Schluss einem Audi-Vierfachsieg entgegenfahren zu können, dämpfte dies im Lager der Ingolstädter nur unwesentlich - machte man doch große Schritte in Richtung Meisterschaft.

Dass man die Titelchancen mithilfe von Stallordern weiter maximieren wollte, steigerte die Beliebtheit der Ingolstädter allerdings nicht. So musste Scheider auf dem Weg zu seinem ersten Podestplatz Ekström auf Rang drei rücken lassen; Prémat, der zwischenzeitlich an Tomczyk vorbeigegangen war, ließ den Bayern wenige Meter vor der Ziellinie passieren. Zuvor hatte nur ein Reifenproblem die Rundenzeiten Tomczyks, lange schnellster Audi-Pilot im Feld, in ungeahnte Höhen steigen lassen. "Für mich war es nur wichtig zu zeigen, dass ich im nächsten Jahr einen Neuwagen verdient habe", konstatierte ein zufriedener Prémat.