Trotz der dominanten Audi-Performance haben wir erneut ein dramatisches Rennen gesehen - Mugello als Austragungsort der DTM hat sich bewährt. Es gibt kaum einen Fahrer, dem Mugello als reinrassige Fahrerstrecke nicht gefällt. Mit seinen vielen schnellen Kurven und seinem italienischen Flair ist der Kurs von Mugello ein Gewinn für die DTM. Die Zuschauerresonanz vor Ort war zwar leider noch nicht so, wie man es sich gewünscht hätte - woran die extrem hohen Temperaturen wohl nicht unbeteiligt waren.

Die Fahrfehler und Berührungen häuften sich, Foto: Sutton
Die Fahrfehler und Berührungen häuften sich, Foto: Sutton

Ein ganz anderes Bild hingegen vor den Fernsehbildschirmen: Mit 2,06 Millionen Zuschauern hat die DTM in Mugello Rekordquoten eingefahren. Auch wenn die TV-Übertragung erst unmittelbar nach dem verspäteten Zieleinlauf der Tour de France beginnen konnte, was für die Fans wie auch in der Kommentatorenkabine keine einfache Situation war: Angesichts dieser Zahlen hat sich wohl auch so mancher Radsportfan von der DTM überzeugen lassen und schaltet auch künftig wieder ein.

Fehlerhaftes Verhalten am Start

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Die Überholmöglichkeiten in Mugello waren ein Problem: Die einzige Chance bietet sich im Anschluss an die Start- und Ziel-Gerade, auf der man allerdings sehr gute Topspeedwerte haben muss, um überholen zu können. Da die Audi-Boliden weniger Topspeed hatten als die Mercedes, hatte Mattias Ekström in der Endphase des Rennens keine Möglichkeit, in der ersten Kurve einen Überholversuch gegen Mika Häkkinen zu starten - und auf einen Fehler von Seiten Mikas wartete man am Sonntag vergeblich. Paul Di Resta, Mattias und Mika, der nach seinem Pech vom Norisring als Profiteur der Safety-Car-Phase hervorging, zeigten ein souveränes Rennen; auch Mike Rockenfeller, Alexandre Prémat und Daniel La Rosa, der im 2006er-Mercedes richtig schnell unterwegs war und seine Teamkollegen deutlich distanziert hat, dürfen wir nicht vergessen. Ansonsten reihte sich jedoch Fehler an Fehler:

Bereits in der ersten Runde wurde zu hart gefahren; es gab viele unnötige Zusammenstöße - ob gewollt oder ungewollt. Schon nach der ersten Runde hatte Bernd Schneider ein rundum demoliertes Auto, Timo Scheider flog mit einer beschädigten Radaufhängung ab. Timo hatte auf Startplatz vier eine gute Ausgangsposition, legte jedoch einen schlechten Start hin - und ist dann in der Startphase zu aggressiv gefahren. Er fuhr nach rechts und versuchte, Alexandre abzublocken, fuhr wieder nach links und zwang Bruno Spengler auf die Wiese. Dann fing er sich noch den einen oder anderen Treffer ein und musste das Rennen beenden. Timo hat hier sehr unglücklich agiert.

Fehlerhafte Strafvergabe

Nicht nachvollziehbar war in Mugello auch die Vergabe von Durchfahrtsstrafen für die Missachtung gelber Flaggen. Wenn jemand in einem Sektor, in dem gelbe Flaggen geschwenkt werden, persönliche Bestzeit fährt, gehört er bestraft. Das jedoch sollte für alle gelten - und nicht nur für die Piloten, die mit ihrer Sektorenbestzeit eine von der Rennleitung festgelegte Zeitgrenze von 32 Sekunden unterschreiten. Mit dem einen Auto kann ich diese Zeit einhändig fahren, mit dem anderen Auto fahre ich um mein Leben, um sie zu unterbieten. Man hätte fairerweise nicht nur Christian Abt, Mike Rockenfeller und Alexandre Prémat bestrafen müssen, sondern auch die restlichen fünf Fahrer, die unter Gelb ihre persönliche Sektorenbestzeit fuhren. Ansonsten hat sich die Rennleitung - auch während der Safety-Car-Phase - zwar keine Blöße gegeben, aber die inkonsequenten Entscheidungen rund um die Gelbphase trüben den guten Gesamteindruck.

Ein missglückter Boxenstopp, ein Fahrfehler Tomczyks - doch was geschah teamintern?, Foto: Audi
Ein missglückter Boxenstopp, ein Fahrfehler Tomczyks - doch was geschah teamintern?, Foto: Audi

Die Fehlerquote war nicht nur bei Audi enorm hoch - manchen Fahrern und Teammitgliedern scheint die Hitze über den langen Tag hinweg ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein. Mit Blick auf Jamie Green oder Alexandros Margaritis wurden prinzipiell auch bei Mercedes zu viele Fehler gemacht. Während der Safety-Car-Phase standen insbesondere die Boxencrews unter enormem Druck, während sie in kürzester Zeit gleich zwei Stopps vornehmen mussten. Der erste Fahrer konnte sofort abgefertigt werden, der Teamkollege musste sich hinten anstellen. Hierbei ist sowohl Audi als auch Mercedes so mancher kleinere oder größere Fehler unterlaufen. In der Summe ging die Führung bei der Zahl der Fehler dennoch knapp an Audi, nachdem bereits Tom Kristensens Boxenstopp unter normalen Bedingungen missglückt war.

Tragische Fehler bei Tomczyk

Prominentester der Fahrer, die sich einen Fahrfehler erlaubten, war Martin Tomczyk, der sowohl im Qualifying als auch im Rennen jeweils die schnellste Runde fuhr. Ich habe mit Martin am Abend noch einmal über sein Rennen gesprochen: Er war sehr unzufrieden, gab seinen Fahrfehler unumwunden zu, aber für ihn müssen wohl mehrere Dinge schon während des Rennens zusammengekommen sein. Der Dreher war nur die Spitze des Eisbergs. Es wäre mir zu einfach zu sagen, Martin käme mit dem Druck als Meisterschaftsanwärter nicht zurecht. Wer weiß, welche Faktoren teamintern eine Rolle gespielt haben?

Mit Blick auf Zandvoort wäre es für Audi zu früh, sich allein auf Mattias als Titelanwärter zu konzentrieren, auch wenn Mattias nunmehr zwölf Punkte Vorsprung auf Martin hat. Mugello hat gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann: Bernd ist nach seinem Ausfall um 6,5 Punkte hinter Mattias zurückgefallen, Mika und Paul mischen plötzlich wieder munter an der Tabellenspitze mit...