Die Erinnerung ist allgegenwärtig: Wenige Schritte von der Porsche-Repräsentanz sowie dem eigenen Teamzelt entfernt funkeln die Hospitalitys von Audi und Mercedes um die Wette, dem ohrenbetäubenden Sound der DTM-Motoren ist auch bei geschlossenen Türen nicht zu entkommen. Kappen und T-Shirts der Autogrammjäger werden von Sternen und Ringen geziert - wie in alten Zeiten. Nach ihrem Einstieg in den Porsche Carrera Cup, einer der traditionellen Rahmenserie der DTM, werden Thomas Jäger und Pierre Kaffer stetig mit der Vergangenheit konfrontiert...

Eine Vergangenheit, die für die beiden Porsche-Piloten unterschiedlich lange zurückliegt: Während Kaffer 2005 im Audi-Jahreswagen eine viel versprechende Debütvorstellungen gelang, bevor im Jahr darauf der erwartete Punktesegen weit gehend ausblieb, sind Jägers DTM-Erinnerungen weniger frisch. 2000 erlebte Jäger im Mercedes CLK das Debüt der neuen DTM und fuhr ebenso wie im Jahr darauf einen Podestplatz ein - zum Durchbruch an die Meisterschaftsspitze reichte es allerdings nicht. In den beiden folgenden Jahren pilotierte der gebürtige Chemnitzer einen Vorjahres-CLK und trug 2003 zu den damals noch raren Meisterschaftspunkten der Jahreswagen bei. Zum Jahresende verabschiedete er sich aus der DTM.

Bislang schaffte es Kaffer in jedem Carrera-Cup-Rennen in die Punkte, Foto: Pierre Kaffer
Bislang schaffte es Kaffer in jedem Carrera-Cup-Rennen in die Punkte, Foto: Pierre Kaffer

Und wenngleich sich Jäger von 2004 bis 2006 in Mini Challenge, WTCC und Co den Gegnern stellte, gab es spätestens in diesem Jahr ein Wiedersehen: "Ich habe nach wie vor Kontakte zu Mercedes, zu Mechanikern, Ingenieuren und zu einigen Fahrern. Wenn man vier Jahre dort gefahren ist, brechen die Kontakte nicht so einfach ab", berichtet Jäger gegenüber der adrivo Sportpresse von der serienübergreifenden Kommunikation während eines Rennwochenendes, "ich verfolge die aktuelle DTM. Es sind faszinierende Autos, es wird auf einem extrem hohen Level gearbeitet."

Auch Audi und Pierre Kaffer, der bis zuletzt auf eine dritte DTM-Saison gehofft hatte, gingen im Frieden auseinander. "Der Porsche-Einsatz hat sich rund eineinhalb Wochen vor Saisonstart ergeben", erinnert sich Kaffer im Gespräch mit uns und stellt zufrieden fest: "Mit Audi stehe ich noch in sehr gutem Kontakt, ich fahre regelmäßig das Audi-RS4-Taxi." Während dem Eifeler der Porsche Carrera Cup noch aus den Jahren 2003 und 2002, als er Gesamtdritter, bestens bekannt war, stellte er für Thomas Jäger Neuland dar - in dem so manche Erfahrung aus der DTM allerdings nicht unnützlich war:

Im Vorjahres-Mercedes fuhr Jäger 2003 letzte DTM-Punkte ein, Foto: Sutton
Im Vorjahres-Mercedes fuhr Jäger 2003 letzte DTM-Punkte ein, Foto: Sutton

"Letztlich muss man genauso sensibel und präzise fahren wie in der DTM auch - man darf das Auto nicht überfahren. Mit den Reifen muss man sehr gut haushalten. Wenn man zu rutschen anfängt, braucht der Reifen zunächst ein bis zwei Runden, bis er sich wieder erholt", erfuhr Jäger während seiner Eingewöhnungsphase - und lernte hinter dem Steuer die Vorzüge des 400 PS starken Porsche GT3 Cup gegenüber Audi A4 DTM und Mercedes C-Klasse kennen: "Ein DTM-Auto ist leichter, hat mehr Leistung, mehr Abtrieb - was jedoch das Überholen in der DTM schwieriger macht als im Porsche Carrera Cup. Im Porsche, wo die Aerodynamik nicht so entscheidend ist, kann man sehr gut überholen."

Was Kaffer und Jäger in der DTM verwehrt blieb, ist für die beiden 30-Jährigen im Porsche Carrera Cup in nicht allzu ferner Zukunft nicht unrealistisch: Der Kampf um den Titel. Bereits zum Saisonstart in Hockenheim etablierten sich die früheren Audi- bzw. Mercedes-Piloten im vorderen Mittelfeld, um anschließend einen stetigen Aufwärtstrend zu zeigen. "Ich glaube, dass ich mich von den Leistungen und Resultaten her nicht zu verstecken brauche - auch wenn das bei 40 Autos nicht so einfach ist. Es sind viele große Namen dabei, das Feld ist unheimlich stark", zeigt Kaffer, der in der Gesamtwertung zurzeit Platz elf belegt, Respekt vor den Gegnern, "dennoch müssen wir noch weiter nach vorne kommen - was wir bei den nächsten Veranstaltungen auch schaffen werden."

Platzierte sich Jäger in Hockenheim und Oschersleben zunächst stets hinter Kaffer, so zog er auf dem EuroSpeedway in der Gesamtwertung knapp am ihm vorbei - einem dritten Platz sei Dank. Von Titelambitionen will Jäger dennoch nicht reden: "Wir sind ein neues Team. Wichtig ist, dass wir konstanter werden. Mit dem Fahrzeug haben wir noch nicht die Routine und die Erfahrung der anderen Teams. Das eine oder andere weitere Podium wäre natürlich schon schön." So, wie einst im Mercedes CLK auf dem Nürburgring...