Junge Briten mit nur teilweise britischen Wurzeln haben zurzeit Hochkonjunktur: Während der 21-jährige Lewis Hamilton, dessen Vater auf der karibischen Insel Grenada aufwuchs, bei seinen ersten beiden Formel-1-Grand-Prix im McLaren-Mercedes mit souveränen Podestfahrten für Furore sorgt, will ein schottisch-italienischer Debütant in der DTM von sich reden machen. Als einziger Neueinsteiger schaffte der 20-jährige Paul di Resta den Sprung in den zehnköpfigen Mercedes-Kader - und will sich bei seinem DTM-Debüt ähnlich gut schlagen wie 12 Jahre zuvor sein Cousin...

So ist neben Paul di Resta nicht nur sein jüngerer Bruder Stefan dem Reiz des Renncockpits erlegen. Mit seinen Cousins Marino und Dario Franchitti können zwei weitere Mitglieder des italo-schottischen Familienclans Rennkilometer vorweisen - derer sich ältere DTM-Fans im Falle Dario Franchittis noch bestens erinnern können: Als Teamkollege eines gewissen Bernd Schneider beeindruckte Franchitti 1995 bei seinem Debütrennen mit einem dritten Platz am Steuer der Mercedes C-Klasse.

Als Meister der F3 Euroserie beerbte Paul di Resta 2006 Lewis Hamilton, Foto: F3 Euroseries
Als Meister der F3 Euroserie beerbte Paul di Resta 2006 Lewis Hamilton, Foto: F3 Euroseries

Und wenngleich Dario Franchitti bis zum Ende der ITC 1996 nicht mehr zum Seriensieger avancierte, lehrte er Bernd Schneider auf seiner Fahrt zum ersten DTM-Titel zeitweise dennoch das Fürchten. Mit dritten und vierten Rängen in den ITC-Gesamtwertungen 1995 und 1996, zwei Siegen, drei Pole Positions und drei Schnellsten Rennrunden wurde Franchitti zu einem der Hauptdarsteller der späten alten DTM. Dorthin ist es für seinen 13 Jahre jüngeren Cousin Paul di Resta zwar noch ein langer Weg - doch seine Biografie scheint viel versprechend:

Von McLaren-Mercedes - wie zuvor Gary Paffett - bereits 2000 als "Champion of the Future" ausgemacht, gelang di Resta nach weiteren Kart-Erfolgen sowie einem siebten Gesamtrang in der britischen Formel Renault 2004 endgültig der Sprung in die Mercedes-Nachwuchsförderung. Die Beförderung in die Formel 3 Euroserie rechtfertigte er trotz so manchen Fahrfehlers 2005 mit dem zehnten Gesamtrang sowie einer brillanten Performance im Qualifying. Nach dem Aufstieg ins Topteam ASM ließ sich im vergangenen Jahr selbst durch Teamkollege Sebastian Vettel, hier zu Lande nach seinen Testeinsätzen im F1-BMW als kommender Schumacher gefeiert, nicht bremsen:

Rivalen aus alten Tagen: Dario Franchitti und Bernd Schneider, Foto: DTM
Rivalen aus alten Tagen: Dario Franchitti und Bernd Schneider, Foto: DTM

Mit dem souveränen Meisterschaftsgewinn in der F3 Euroserie, der bereits vor dem Saisonfinale in Hockenheim kaum noch gefährdet schien, kam der Schotte zu den gleichen Ehren wie 2005 Lewis Hamilton - und sehnte sich nach Höherem. Im Zuge der Spekulationen um einen DTM-Einstieg seines ASM-Teams wurde Paul di Resta im Spätsommer 2006 erstmals als künftiger DTM-Pilot gehandelt, um nach dem Titelgewinn in der Formel 3 von Mercedes-Sportchef Norbert Haug die Zusage für einen ersten DTM-Test zu bekommen.

Bei seinen ersten Runden im 2005er-Mercedes enttäuschte di Resta nicht. "Der Wechsel vom Formel-3-Auto in die AMG Mercedes C-Klasse wird nicht einfach, aber meine ersten DTM-Tests liefen gut", zog der neben Susie Stoddart zweite Schotte in der DTM ein positives Fazit - und musste sich schließlich damit abfinden, dass er seine erste DTM-Saison im zweijährigen Gebrauchten statt im Jahreswagen bestreiten muss. Für das schottisch-schottische Duell in der 2005er-C-Klasse hat sich di Resta dennoch Einiges vorgenommen:

"Ich bin zwar der Rookie und hatte im Rennauto noch nie ein Dach über dem Kopf, will aber trotzdem garantiert mehr, als nur mitfahren", kündigt der einzige Mercedes-Debütant an - und hat die Erfolge seines Cousins vor Augen...