Seit der Saison 2004 engagiert sich Audi werksseitig in der DTM. Trotz des engen Reglements, das den Technikern nur wenig Spielraum lässt, hat sich seitdem eine Menge getan: Der Audi A4 DTM der neuesten Generation, der bei Audi Sport intern den Projektnamen "R13" trägt, hat nur noch wenig mit dem Meisterauto von 2004 zu tun, dem "R11".

Geblieben ist das Grundprinzip: Der A4 DTM ist ein reinrassiger Rennwagen mit der Silhouette des Audi A4. Das Chassis besteht aus rund 28 Meter Stahlrohr, wie es auch im Flugzeugbau verwendet wird. Der Pilot sitzt in einer Kohlefaserzelle, die dem Monocoque eines Formel 1-Rennwagens ähnelt. Diese Kombination garantiert höchste Sicherheit. Vom Serienmodell stammen das Dach inklusive der A- und C-Säulen. Der Rest der Karosserie ist aus Kunststoff gefertigt. Insgesamt besteht der Audi A4 DTM aus rund 6.000 Teilen - Motor und Getriebe dabei nicht mitgerechnet. Liegen alle Teile bereit, dauert das Zusammensetzen des Hightech-Puzzles rund 50 Stunden.

Der neue A4 DTM beim Launch in München., Foto: Audi
Der neue A4 DTM beim Launch in München., Foto: Audi

Chancengleichheit wird in der DTM groß geschrieben. Deshalb sind viele Parameter und Teile einheitlich vorgeschrieben. DTM-Standardbauteile sind zum Beispiel das Sechsgang-Getriebe, das sequenziell betätigt wird, die Kohlefaser-Bremsen, die Motorelektronik, die Kardanwelle und die Reifen. Heckantrieb ist Pflicht. Selbst das Profil der Heckflügel ist bei allen Fahrzeugen identisch.

Angetrieben wird der A4 DTM von einem vier Liter großen V8-Motor mit rund 460 PS Leistung, der hinsichtlich einer optimalen Gewichtsverteilung weit nach hinten versetzt eingebaut ist und tief in das Cockpit hinein reicht. Der Fahrer sitzt daher in etwa dort, wo sich beim serienmäßigen Audi A4 die Rückbank befindet, und so weit in der Mitte, wie es das Reglement zulässt. Wie jeder Rennwagen ist auch der A4 DTM konsequent auf Leichtbau und einen niedrigen Schwerpunkt ausgelegt. Das Fahrzeug wiegt deutlich unter 1.000 Kilogramm, mit Hilfe von Trimmgewichten wird es auf das vom Reglement vorgeschriebene Mindestgewicht gebracht und so optimal auf jede einzelne Rennstrecke angepasst. Damit die Fahrzeuge älterer Jahrgänge nicht chancenlos sind, dürfen sie in der DTM mit weniger Gewicht starten als die aktuellsten Modelle.

Besonders wichtige Faktoren sind in der DTM das Fahrwerk und die Aerodynamik. Der A4 DTM verfügt rundum über Doppelquerlenker, die Stoßdämpfer sind vielfach verstellbar. Aerodynamisch ist der A4 DTM nicht zuletzt wegen seines markanten Singleframe-Kühlergrills einzigartig. Anders als im Vorjahr wird beim 2007er Modell allerdings nicht mehr die gesamte Kühlluft durch den Singleframe geführt. Geblieben sind die charakteristischen Zusatzflügel ("Flics") an den hinteren Radhäusern, die den Abtrieb an der Hinterachse erhöhen. An der Vorderachse sorgt ein aerodynamisch ausgefeilter Unterboden für den nötigen Anpressdruck.

Die Auspuff-Endrohre treten unmittelbar hinter der Fahrzeugmitte seitlich aus. Markant für den A4 DTM sind der dadurch bedingte dumpfe Sound und die spektakulären Flammen, die beim Herunterschalten durch unverbrannten Kraftstoff entstehen.

Ohne Motor fährt nichts

Angetrieben wird der Audi A4 DTM von einem V8-Motor mit vier Liter Hubraum und 90 Grad Zylinderwinkel. Die Spitzenleistung liegt bei rund 460 PS, das maximale Drehmoment beträgt mehr als 500 Newtonmeter. Das Triebwerk ist ein reinrassiger Rennmotor und könnte wesentlich mehr leisten. Im Sinne der Chancengleichheit und vor allem auch der Haltbarkeit schreibt das Reglement jedoch zwei Luftmengenbegrenzer von je 28 Millimeter Durchmesser vor.

Ein Auto für den Übergang - zu seinem Nachfolger., Foto: Audi
Ein Auto für den Übergang - zu seinem Nachfolger., Foto: Audi

Dadurch liegt die Schaltdrehzahl bei rund 7.000 Umdrehungen und damit weit unter dem Wert, der für einen derartigen Rennmotor kritisch werden könnte. In Sachen Haltbarkeit ist die DTM richtungsweisend für andere Motorsport-Kategorien. Für die beiden Fahrzeuge eines Teams erlaubt das Reglement pro Saison nur drei Motoren. Das heißt, ein Motor muss praktisch das ganze Jahr halten. Das Prinzip funktioniert: Noch nie hatte ein Audi A4 DTM im Rennen einen Motorschaden.

Bis zur Saison 2005 basierte das V8-Triebwerk noch auf jenem Motor, der früher auch im Abt-Audi TT-R zum Einsatz kam. Dieser Motor hatte einige Nachteile, die für die Saison 2006 beseitigt wurden. Neu konstruiert wurden vor allem das Kurbelgehäuse und die Zylinderköpfe. Beim Kühlsystem floss das Know-how vom erfolgreichen Le Mans-Sportwagen R8 ein.

Für das Jahr 2007 wurde der Motor ein weiteres Mal überarbeitet. Die Spitzenleistung blieb unverändert, es steht jedoch über das gesamte Drehzahlband mehr Leistung und Drehmoment zur Verfügung - vor allem dank einerVerringerung der inneren Reibung. Der Schwerpunkt konnte gegenüber 2006 noch einmal abgesenkt werden. Zudem wurde die Airbox modifiziert.

"Große Sprünge kann man in der DTM wegen des engen Reglements nicht machen", betont Ulrich Baretzky, Leiter Motorentechnik bei Audi Sport. "Umso erstaunlicher ist es, dass man Jahr für Jahr immer noch etwas findet." Das Reglement sorgt dafür, dass sich in der DTM auch motorseitig niemand einen großen Vorteil verschaffen kann. Für die wichtigsten Bauteile sind Material, Maße und das Mindestgewicht vorgeschrieben. Insgesamt muss ein DTM-Triebwerk ohne Flüssigkeiten und Auspuffkrümmer mindestens 165 Kilogramm wiegen.

Übergangsauto

Der A4 DTM der neuesten Generation, der Ende Februar 2007 in Spanien sein Roll-out absolvierte, lässt sich vor allem von vorne auf den ersten Blick vom 2006er Modell unterscheiden. Dafür sorgt eine geänderte Luftführung an der Frontpartie.

Der neuen Front angepasst wurde die Durchströmung des Fahrzeugs. Generell verbrachten die Techniker von Audi Sport viele Stunden im hauseigenen Windkanalzentrum, um die Aerodynamik des A4 DTM weiter zu optimieren. "Der 2007er A4 DTM generiert mehr Abtrieb, hat jedoch gleichzeitig einen besseren cw-Wert", erklärt Wolfgang Appel, Leiter Fahrzeugtechnik bei Audi Sport. Genauso intensiv wurde am Fahrwerk gearbeitet. So kommt unter anderem eine neue Stoßdämpfervariante zum Einsatz. Zudem verlangen die neuen Dunlop-Reifen eine andere Abstimmung.

Trotz der umfangreichen Maßnahmen ist 2007 für Audi in der DTM ein Übergangsjahr: Bei Audi Sport wird bereits an der DTM-Version des neuen A4 gearbeitet, der in der nächsten Saison zum Einsatz kommen soll.