Was macht ein DTM-Pilot während der Winterpause?
Martin Tomczyk: Erst mal schlafen! Obwohl, Winterpause ist vielleicht übertrieben zu sagen. Es ist eine Pause von der Rennsaison, aber letztlich gehen die Entwicklung und die Testarbeit im Winter weiter. Eine wirkliche Pause hat man nur ab der letzten Vorweihnachtswoche bis Mitte Januar. Als Rennfahrer sieht und hört man vom Rennsport in dieser Zeit gar nichts. Das ist auch nicht schlecht, um wirklich völlig abschalten zu können. Aber dennoch entwickelt man gleich nach der Saison weiter am neuen Auto und nutzt die Zeit, um Tests zu fahren und neue Teile zu entwickeln. So kann man im Januar gleich wieder loslegen, um das Auto neu aufzubauen. Für uns Fahrer sind außerdem Events wie die Essen Motor Show und einzelne Veranstaltungen, bei denen wir für Audi präsent sind, an der Reihe. Uns wird es nicht langweilig...

Wie intensiv ist dein Fitnessprogramm im Winter?
Martin Tomczyk: Das Fitnessprogramm ist im Winter schon sehr intensiv, weil es unsere Leidenschaft ist, uns durch körperliche Fitness im Winter auf die neue Saison vorzubereiten. Wir haben das Glück, dass Audi jedes Jahr ein einwöchiges Fitnesstraining mit allen Werksfahrern veranstaltet. Das macht immer viel Spaß und ist auch der Anreiz, beim Training noch einmal alles zu geben. Natürlich will man bei dem Test, den man dort vollzieht, auch gut dastehen - schon allein deswegen muss man vorher trainieren.

Ist das Training intensiver als während der Saison?
Martin Tomczyk: Für mich ja. Wenn man am Wochenende statt Rennen zu fahren Sport treibt, mache ich alles Mögliche, damit ich hundertprozentig fit bin.

Was tut man, um auch fahrerisch fit zu bleiben?
Martin Tomczyk: Da gibt es eigentlich wenig. Natürlichen helfen die Tests, die man absolviert. Vor allem wenn es geschneit hat, hat man die Möglichkeit, sein Feingefühl zu testen und auszuloten - was uns natürlich sehr viel Spaß macht. Aber das eigentliche Fahren verlernt man über den Winter nicht.

Auch in der Audi-internen Fitnesswoche will Tomczyk konkurrenzfähig sein, Foto: Audi
Auch in der Audi-internen Fitnesswoche will Tomczyk konkurrenzfähig sein, Foto: Audi

Wie weit bist du in die Entwicklungsarbeit eingebunden?
Martin Tomczyk: Sehr stark, denn letztlich sind wir für die Ingenieure neben all den Computer- und Telemetrieauswertungen die erste Anlaufstation bezüglich des Fahrzeugs. Wir tragen unsere Probleme am Ende der Saison vor, woraufhin versucht wird, all das zu komprimieren, auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und so das neue Auto oder neue Teile zu entwickeln. Bei den Testfahrten sind wir ohnehin der erste Ansprechpartner - deswegen tragen wir durchaus einen großen Anteil zur Entwicklung des Fahrzeuges bei.

Wie sieht ein Testtag vor Saisonbeginn aus?
Martin Tomczyk: Man bestreitet einen Test, um das Auto sowie die neuen Teile zu testen und das Fahrzeug neu abzustimmen. Dazu gehört auch schon die Vorarbeit - die Ingenieure erarbeiten einen Testplan, der dann rigoros abgearbeitet wird. Da wird nicht viel auf den Fahrer eingegangen, sondern auf das Auto, was natürlich auch sehr sinnvoll ist. Es gibt wie in der Schule eine To-do-Liste - und am Ende des Tages resümiert man, was gut und was weniger gut war. Dann testet man eventuell das Gleiche noch einmal, oder ein anderer Fahrer macht einen Gegentest.

Ab wann wird bei den Tests auf die speziellen Wünsche des Fahrers eingegangen?
Martin Tomczyk: Wenn alle allgemeinen Punkte bezüglich des Autos abgearbeitet sind. Jeder Fahrer hat die Möglichkeit, zu testen und sich an das Auto zu gewöhnen. Die Fahrer geben von ihrem jeweiligen Standpunkt aus Feedback zum Fahrzeug - was zusammengetragen einen Mittelwert ergibt. Dieser Mittelwert ist dann der Punkt, von dem aus der Fahrer für sich an dem Auto arbeiten kann.

Bleibst du mit deinen Fahrerkollegen über Winter in Kontakt?
Martin Tomczyk: Ja, eigentlich schon. Beispielsweise bei der Essen Motor Show trifft man alle Kollegen wieder, auch die Zeit bis zum gemeinsamen Fitnesstraining ist nicht mehr allzu lang. Gelegentlich telefoniert man untereinander, um zu hören, wie es dem einen oder anderen geht, wie die Planungen für das kommende Jahr aussehen. Daher ist man im Grunde immer in Kontakt. Eine Ausnahme ist die Zeit ist zwischen Weihnachten und Silvester, obwohl auch bei dieser Gelegenheit wieder SMS verschickt werden, um ein neues, gutes Jahr zu wünschen.