Wie wichtig war der Sieg in Zandvoort psychologisch, nachdem es in den Rennen zuvor weniger gut lief?
Tom Kristensen: Am Norisring war das Auto infolge von Berührungen schon nach der ersten Kurve vorne und hinten kaputt und auf dem Nürburgring lief es auch nicht optimal, weil ich wegen eines Fehlers von Platz vier auf Platz fünf zurückgefallen bin. Sicherlich war der Sieg in Zandvoort sehr wichtig, aber leider waren wir nicht genügend Audis auf dem Podium. Ich hätte gerne gesehen, dass wir zu dritt dort oben stehen - leider war Bernd neben mir. Aber der Sieg war natürlich sehr wichtig, da wir trotz allem weiterhin alles geben müssen, um den Punktevorsprung von Bernd zu verringern.

Wie erklären Sie sich die Probleme von Audi im Zeitraum zwischen Brands Hatch und Zandvoort, als eher Mercedes die Nase vorn hatte?
Tom Kristensen: Wenn ich in Brands Hatch gewonnen hätte, hätte ich noch bis zum achten Lauf einen Vorsprung von zwei Punkten gehabt. Aber darüber können wir leider nicht reden. Der Ausfall war sicherlich Rennpech. Der Norisring ist eine Strecke, die uns nicht optimal liegt, was möglicherweise an unserem Aerodynamik-Paket liegt. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir dort technisch schlechter waren. Am Nürburgring hat das Wetter eine große Rolle gespielt, da das Rennen auf feuchter Strecke gestartet wurde. Da ist es schwierig festzulegen, welches Setup man wählen soll. Mit unserer Wahl lagen wir nicht optimal, obwohl das auch viel mit Glück zu tun hat. Wenn man zum Beispiel auf dem Nürburgring Bruno Spengler und Bernd Schneider verglichen hat, sah man, dass die Setups der beiden bestimmt unterschiedlich waren, auch wenn es dennoch zu den Plätzen eins und zwei gereicht hat.

Die Mannschaft von Abt Sportsline inklusive ihrer Fahrerkollegen steht geschlossen hinter Ihnen. Inwieweit hilft dieser Rückhalt weiter?

Tom Kristensen: Sicherlich, man kann keine Meisterschaft ohne die Hilfe der Teamkollegen gewinnen. Selbst wenn ich gewinne, Bernd aber Zweiter wird, so wäre das nicht genug. Vor allem brauche ich Hilfe, um die Meisterschaft noch kippen zu können und deshalb müssen wir alles geben. Der Stress in der Endphase einer Meisterschaft ist sehr hoch.

Mit seinem Zandvoort-Sieg schien sich Kristensen zurückzumelden, Foto: DTM
Mit seinem Zandvoort-Sieg schien sich Kristensen zurückzumelden, Foto: DTM

Beim Qualifying in Barcelona lagen erneut alle sehr eng zusammen. Bringt in solchen Situationen eher die Technik oder eher äußere Umstände wie das Wetter den Vorsprung?
Tom Kristensen: In der DTM ist es immer eng. Besonders auf einem so kleinen Kurs wie in Barcelona sind alle eng zusammen. Wenn die Rundezeiten so nah beieinander sind, muss man die letzte Hundertstel noch rausholen. Das hat bei uns in Barcelona funktioniert. Regen ist normalerweise nicht unsere Wunschsituation, aber wir haben uns anscheinend in einigen technischen Details verbessert, was uns die Möglichkeit gab, erfolgreich zu sein.

Wie viel Prozent macht der Fahrer im Qualifying aus?
Tom Kristensen: Dazu kann ich nicht viel sagen. Aber ich weiß, dass wir alle zusammenarbeiten müssen, um nach vorne zu kommen. Sonst hat man keine Chance. In Barcelona hat zum Beispiel der Reifendruck eine große Rolle gespielt; wir haben uns innerhalb des Teams ausgetauscht und uns gemeinsam gesteigert. Zusammen mit den anderen Audis im Team Abt haben wir verschiedenste Dinge ausprobiert. Danach haben wir die Erkenntnisse analysiert und die Richtung entschieden. Dadurch konnten wir uns gemeinsam steigern. Aber im Endeffekt ist es natürlich der Fahrer, der zulegen und die Zeit einfahren muss.

Sollten Sie doch noch Meister werden, wie bewerten Sie diesen Titel im Vergleich zu einem Le-Mans-Sieg?
Tom Kristensen: Das lässt sich nicht vergleichen. Aber um es kurz zu sagen: Die DTM ist die beste Tourenwagenmeisterschaft und Le Mans ist das beste Rennen. Ich versuche immer alles zu geben und, wie Sie sagen, ist es theoretisch möglich. In meinem Vertrag steht: Wenn es theoretisch möglich ist, dann soll ich alles geben. Diese Einstellung hat Audi und natürlich auch das Team Abt.

Im Moment werden die Spannungen zwischen Audi und Mercedes spürbar, besonders beim Thema "Blocken". Beeinflusst Sie das in irgendeiner Weise?
Tom Kristensen: Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen, die diese Situationen beurteilen, sich alles genau anschauen und dann das richtige Gefühl für diese Situation entwickeln können. Darauf hoffe ich sehr. Ich stehe hundertprozentig zu meinen Aussagen aus Zandvoort und dem, was angeblich in Barcelona passiert ist. Ich sehe in dieser Hinsicht kein Problem bei mir und sollten solche Situationen wieder auftreten, werde ich das Gleiche sagen.