Sorgten die Wiederholungstäter des Vormittages nur sehr begrenzt für eine Überraschung, so gelang dem Wiederholungstäter des frühen Nachmittags eine umso größere Sensation. Der dritte seiner Zunft verschaffte den Sportkomissaren Beschäftigung, deren Urteil ihm wiederum sehr bekannt vorkam...

Ingolstädter Wiederholungstäter

Hatte Audi bereits gestern bei der Erarbeitung der Rennabstimmung eine gute Figur abgegeben, im zweiten Test jedoch die Überlegenheit gegenüber Mercedes weitest gehend eingebüßt, so ließ die Ingolstädter Dominanz am Samstagmorgen nicht lange auf sich warten: Angeführt von Christian Abt im Phoenix-Jahreswagen hatten es sich auf der Suche nach dem richtigen Qualifying-Setup am Ende sieben Audi-Boliden in den Top Ten bequem gemacht. "Sicherlich haben wir ein wenig geblufft", gestand uns Abt mit Blick auf seine Top-Zeit im 2005er-Fahrzeug, sah jedoch auch die drei Vorjahres-Mercedes auf den Plätzen vier bis sechs nicht ganz unkritisch: "Aber die anderen haben auch geblufft..."

Green verhalf seiner C-Klasse zu A4-Zeiten, Foto: DTM
Green verhalf seiner C-Klasse zu A4-Zeiten, Foto: DTM

Dass die Audi-Neuwagen dagegen vom "Bluffen" weit entfernt waren, offenbarten dagegen Mattias Ekström und Heinz-Harald Frentzen auf den Plätzen zwei und drei - womit der Schwede Bruno Spengler im besten HWA-Mercedes auf Rang elf um beträchtliche vier Zehntelsekunden distanzierte. Jamie Green, Mika Häkkinen und Bernd Schneider sahen mit den Rängen 14, 15 und 20 mit Blick auf die entscheidenden Runden am frühen Nachmittag noch Verbesserungspotenzial...

Britischer Wiederholungstäter

Für Furore aus HWA-Reihen sorgte später jedoch nur Jamie Green, der sowohl in der zweiten als auch in der entscheidenden dritten Session eine Leistung an den Tag legte, wie sie trotz seiner bisherigen Qualifying-Bilanz überraschte. Mit einer Zeit von 1:32.038 Minuten hatte der Brite in der zweiten Session die schnellste an diesem Wochenende je gefahrene Zeit in den Asphalt gebrannt, seine Runde im dritten Durchgang fiel nur so unwesentlich langsamer aus, dass Green anschließend die Box ansteuerte und für den Rest des Qualifyings genüsslich von der Box aus beobachtete, wie sich die Ingolstädter Favoriten an seiner Bestmarke die Zähne ausbissen...

"Er hat heute einmal mehr bewiesen, dass er in diesem Jahr der 'Poleman' ist", zollte Norbert Haug dem "One-Lap-Wonder" Green Respekt, der schon allein in dieser Saison sechs Mal aus Reihe eins startete. Ein neben ihm stehender Tom Kristensen weckt allerdings keine positiven Erinnerungen - bislang setzte sich der Däne in jener Konstellation stets gegen den HWA-Youngster durch. "Ich glaube, ich werde nicht nervös werden. Ich bin nur darauf konzentriert, meinen Job zu machen und das werde ich morgen tun", spricht sich Green Mut zu, um einen erneuten Startfluch nach zuletzt gelungenen Starts gar nicht erst aufkommen zu lassen...

Bei Audi hätte man derweil nichts dagegen, sollte der Start des Meisterschaftsfünften nicht die auf dem Norisring gezeigte Perfektion erreichen. Der greenschen Pole zum Trotz, die selbst Mercedes-Sportchef Norbert Haug hauptsächlich der fahrerischen Leistung des HWA-Piloten zuschreibt, sehen sich die Ingolstädter weiterhin in der Favoritenrolle. "Die Teamleistung ist toll - das ist überhaupt keine Frage. Wir haben eine gute Ausgangsposition", ist Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich durchaus nicht unzufrieden mit dem heutigen Tage - waren doch geschlossene Mannschaftsleistungen wie die heute mit Kristensen, Tomczyk, Ekström und Frentzen auf den Plätzen zwei, drei, vier und sechs gezeigte gerade in der letzten Saison noch eine Seltenheit.

Nicht nur gestern überzeugte Kapitän Tomczyk..., Foto: Audi
Nicht nur gestern überzeugte Kapitän Tomczyk..., Foto: Audi

In den Reihen der Jahreswagen schlug für Pierre Kaffer und Mathias Lauda die große Stunde: Während der Rheinländer im Audi-Jahreswagen als Einziger seiner Zunft und erstmals in diesem Jahr in die letzte Session einzog, sorgte der Österreicher mit Rang zwölf für eine Sensation - er verbesserte damit seinen eigenen Rekord des besten Startplatzes eines 2004er-Fahrzeugs um weitere drei Startplätze. Jene Leistung wird kaum dadurch geschmälert, dass mit Stefan Mücke eines der 14 Fahrzeuge nicht an der zweiten Session teilnehmen konnte...

Wiederholungstäter vor dem Schiedsgericht

"Aus meiner Sicht war das nicht ganz verständlich. Alex hat langsam gemacht, wollte mich vorbeilassen, dann hat er plötzlich nach links gezogen, und dann hatte ich keine Möglichkeit mehr auszuweichen", beschreibt Stefan Mücke aus seiner Sicht ein Missverständnis mit Alexandros Margaritis, das in einem Auffahrunfall endete. Es war die nach Hockenheim und Nürburg nunmehr dritte Kollision der beiden Jahreswagenpiloten - die mit der dritten Strafe für Margaritis innerhalb von nur zwei Wochen von den Sportkomissaren geahndet wurde:

Wie schon auf dem Nürburgring muss der Persson-Pilot, der sich im Folgenden bei seinem letztjährigen Teamkollegen Mücke entschuldigte, somit vom letzten Platz aus ins Rennen gehen: "Es war zwar unser Fehler, aber das dann so eine harte Strafe ausgesprochen wird, finde ich ein bisschen ungerecht. Ich finde es zu hart, weil mein Wochenende damit wieder komplett kaputt gemacht worden ist." Mehr Glück mit den Sportkomissaren hatte dagegen Bruno Spengler - eine ähnliche Situation mit Tom Kristensen, die den Dänen zwar keine Karosserieteile, dafür jedoch möglicherweise einige Hunderdstelsekunden auf der entscheidenden Runde kostete, blieb ungeahndet. Margaritis dürfte sich den Worten seines kanadischen Markenkollegen anschließen: "Ich muss ja irgendwo hin, wenn ich aus der Box komme..."